
© Andreas Klaer
Kultur: „Ich deute Gegenstände nur an, setze Zeichen“ Elena Gatti über ihre Bilder in der Ausstellung
„Mediterrane Inspiration“ in der Galerie Sperl
Stand:
Frau Gatti, „Mediterrane Inspiration“ ist der Titel Ihrer aktuellen Ausstellung in der Galerie Sperl. Was für Bilder zeigen Sie?
Es sind vorwiegend Stillleben, die in diesem Jahr entstanden sind. Aber es ist keine realistische Malerei. Ich deute Gegenstände nur an, setze Zeichen. Die Betrachter sollen sich in die Bilder hineinversetzen und mitdenken.
Mit welchen Materialien arbeiten Sie?
Ich male in Acryl und setze mehrere Farbschichten übereinander. Gelegentlich zeichne ich auch mit Kohle in die Bilder hinein, oder füge Papier als Collageelement hinzu.
Was sind das für Collageelemente?
Sehen Sie, hier ist ein Frauenkopf, hier ein schräg gelegtes Hochhaus, das im Zusammenhang des Bildes wie Gräten eines Fisches wirkt. Es sind Elemente, die wegen ihrer Fotogenauigkeit eine andere Spannung in das Bild bringen und das Ganze ergänzen.
Wie entstehen Ihre Bilder?
Ich mache mir vorher keine genauen Skizzen. Die Bildentstehung ist ein Prozess, in dem ich immer wieder Elemente ergänze und Neues hinzufüge. Ich arbeite so lange, bis ich das Gefühl habe, dass ein Gleichgewicht zwischen den Elementen entstanden ist.
Was reizt Sie an dem Thema Stillleben?
Es ging darum, neue Bilder zu malen, die auch in die großen, neuen Räumlichkeiten der Galerie passen. Schließlich ist es die Eröffnungsausstellung in diesen Räumen. Nachdem ich vor einigen Jahren bereits eine Ausstellung mit dem Thema Tango in der Galerie gemacht hatte, wollte ich nun zu einem Thema arbeiten, bei dem die Figur nicht im Vordergrund steht, auch wenn Fragmente davon in den Bildern auftauchen. 28 Bilder sind so entstanden, alle haben verschiedene Formate.
Hat der Tango für sie eine größere Bedeutung?
In Argentinien gibt es überall Tango und ich tanze leidenschaftlich gerne. Darum ist der Tango für mich sehr wichtig. Ich weiß, dass es in Berlin eine große Tangogemeinde gibt, aber zu der habe ich bisher noch keinen Kontakt. Aber die Tangostimmung war in den Bildern der vorherigen Ausstellung präsent und schwingt auch hier mit.
Was ist Ihnen an den so entstandenen Bildern in der Galerie besonders wichtig?
Ich hoffe, dass die Betrachter die Stimmung erkennen, in der die Bilder entstanden sind. Es ist eine mediterrane Stimmung, denn ich lebe auf Mallorca und in Berlin, wenn ich nicht auf Reisen bin. Das mediterrane Licht, die Leichtigkeit der Stimmung, die Wärme, das alles möchte ich gerne in den Bildern spiegeln.
Haben Sie immer abstrakt gemalt?
Nein, begonnen habe ich mit realistischen und auch aggressiveren Bildern, auf denen Menschen zu sehen waren. Das hat mit meiner Geschichte zu tun. Ich komme aus Argentinien und bin von dort nach einem Malereistudium geflohen, wegen der Diktatur und der politischen Unterdrückung.
Wohin sind Sie geflohen?
Nach Europa, Barcelona. Da habe ich zunächst auch für das Theater gearbeitet, Bühnenbilder gemalt und an Dekorationen mitgebaut. Aber ich bin auch viel durch Europa gereist. Dabei habe ich meinen Mann bei einem Autostopp in Griechenland kennengelernt. Wir sind noch heute zusammen und haben eine gemeinsame Tochter.
Woher bekommen Sie die Inspiration für Ihre Bilder?
Ich reise immer noch viel. Lange Reisen habe ich durch Afrika, durch Asien und immer wieder nach Argentinien gemacht, wo ich herkomme. Da stürmen immer eine ganze Menge Eindrucke auf mich ein, die dann in die Bilder einfließen.
Welche Länder haben Sie auf diesen Reisen besonders beeindruckt?
Meine Reise durch Afrika hat mich sehr beschäftigt. Es ist ein Kontinent, der erwacht, in dem es sehr viel Aufbruchstimmung gibt und sich sehr viel buntes Leben austobt. Nicht so nachdrücklich war meine Reise durch Asien, die hat sich auch kaum in meinen Bildern niedergeschlagen.
Was verbinden Sie gegenwärtig mit Potsdam?
Es ist eine Stadt im Wandel, in der sich auch die Kunst neu artikuliert.
Das Gespräch führte Richard Rabensaat
Die Ausstellung „Mediterrane Inspiration“ ist noch bis zum 12. Oktober, mittwochs bis sonntags, 12-18 Uhr und nach Vereinbarung, in der Galerie Sperl, Friedrich-Ebert-Straße 4, zu sehen
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