Von Klaus Büstrin: „Ich hatte Glück“
Der Fahrländer Komponist Hans Kunze schrieb 650 Schlager und das Buch „Hands up oder es knallt“
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Jahrelang wollte Hans Kunze schon ein Buch über sein Leben schreiben. Er hat es sich immer wieder vorgenommen, aber der Terminkalender ließ ihn dazu wenig Zeit. Auch jetzt noch, obwohl er schon ein paar Jahre im Ruhestand lebt, ist er ein gefragter Zeitgenosse. Aber manchmal muss man sich eine Auszeit gönnen, um Wesentliches zu tun. Mancher pflanzt einen Apfelbaum, ein anderer schreibt ein Buch.
Der achtzigjährige Komponist, Arrangeur und Pianist Hans Kunze, der in Fahrland zu Hause ist, hat aufgeschrieben, was ihn immer wieder beschäftigt: die Jahre während der nationalsozialistischen Zeit, als Soldat im Zweiten Weltkrieg und in der Kriegsgefangeschaft. Sie wurden prägend für viele Menschen seiner Generation. Denn die meisten, die als junge Menschen noch jubelnd den Verführungskünsten Hitlers und seiner Gefolgsleute erlagen, waren ernüchtert als sie wahrnahmen, von welchen Verbrechern sie verführt wurden und welches Leid sie millionenfach in der Welt anrichteten.
Von solchen Erfahrungen und Erkenntnissen berichtet Hans Kunze in seinem Text, den er dem Berliner Verlag am Park übergab. Nun ist sein Manuskript als Buch unter dem Titel „Hands up oder es knallt“ erschienen.
Als Sechzehnjähriger meldet sich der musisch begabte als Freiwilliger an die Front. „Täglich hörten wir die Nachrichten des Großdeutschen Rundfunks, wir waren naiv und dumm genug, ihnen Glauben zu schenken. Die sogenannten Sondermeldungen (...) ließen uns stets aufhorchen. Das klang heroisch und siegessicher“, schreibt Kunze, der in Naumburg sowie in Dölau bei Halle aufwuchs. Anfang 1945 geht er auf die Fallschirmjägerschule nach Gardelegen. Doch im April 1945 löste sie sich selbst auf. Die Jungen, auch Hans, wurden in die amerikanische Kriegsgefangenschaft geführt. In einem Minenräumkommando in Holland, in dem er arbeiten muss, gründete Hans Kunze eine Band, die „Hot Five“. Er selbst spielt seit Kindesbeinen Akkordeon. Die Musik half ihn, diese Zeit zu überwinden. „Ich hatte Glück“, so heißt auch ein Kapitel seines Buches, das die Kriegsgefangenschaft beschreibt. Die Erinnerungen in „Hands up oder es knallt“ enden im Jahre 1947. Sehr sachlich hat Hans Kunze seinen Text geschrieben. Dadurch kommt zwar ein wenig Kühle in die Zeilen, aber vielleicht benötigte der Autor diese Distanz zum Erlebten, um es verarbeiten zu können.
Gern würde man als Leser die Zeit Revue passieren lassen, in der Hans Kunze nach dem Musikstudium als Komponist und Pianist tätig war. Denn so könnte auch ein Stück DDR-Musikgeschichte lebendig werden. Vielleicht findet er noch die Zeit für eine farbige Schilderung seiner Erlebnisse. Er schrieb vor allem Tanzmusikkompositionen, von denen die meisten zu Schlagern wurden. Hans Kunze - auch als Joe Conners bekannt – komponierte für Interpreten wie Bärbel Wachholz, Dagmar Frederic, Petra Kusch-Lück, Joe Boern, das Duo Herzblatt oder James W. Pulley zum Teil erfolgreiche Titel. 650 Schlager und Filmmusiken sind aus seiner Feder entstanden. Und nach wie vor bitten ihn Sängerinnen und Sänger, dass er für sie Lieder komponiert. Auch als Pianist und Begleiter war Kunze in zahlreichen Shows auf der Bühne, bis heute.
Hans Kunzes Liebe gilt aber auch dem Musical. „Heute Nacht kommt Conny“, das er gemeinsam mit Karl-Heinz Lennartz (Libretto) schrieb, wurde Ende der siebziger Jahre am Brandenburger Theater erfolgreich uraufgeführt. Wegen der einprägsamen und spritzigen Melodien hofft der Fahrländer Komponist auf eine baldige Wiederbelebung seines Musicals auf der Bühne.
Hans Kunze, Hands up oder es knallt. Erinnerungen,Verlag am Park, 16,90 Euro
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