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Die Dresdner Combo Zuckerbrot&Peitsche um Sängerin Frl. SusÄ (r.).

© promo

Konzert im Archiv: "Ich nerv mich selbst"

Am Freitag spielt die Dresdner Punkband Zuckerbrot&Peitsche im Archiv. Ein Gespräch mit der Sängerin Frl. SusÄ über das Archiv, die Dresdner Neustadt und ihren Hass auf die wundervolle Liebe.

Stand:

Frl. SusÄ, Sie sind am Freitag das erste Mal mit Ihrer Band Zuckerbrot&Peitsche im Archiv in Potsdam. Kennen Sie das Archiv?

Wir haben schon in Berlin gespielt, in Potsdam aber noch nicht. Aber wenn ich an das Archiv denke, dann schlottern mir die Knie. Da hat doch alles schon gespielt, was Rang und Namen hat.

In Dresden kennt man also das Archiv?

Klar, in der alternativen Szene, besonders in der Dresdner Neustadt, ist das ein Begriff. Wir haben ja dort auch mit denselben Problemen zu kämpfen.

Inwiefern?

Die Neustadt, aus der wir ja auch kommen, ist durch bunte Leute geformt und geprägt worden. Mittlerweile ist unser Viertel aber auch durch Gentrifizierung bedroht und wird totsaniert. Die Yuppies haben die Neustadt entdeckt.

Wie sieht denn in der Neustadt die Gegenbewegung aus?

Es gibt zum Beispiel den Freiraum Elbtal e.V., ein Künstlerkollektiv, das akut von der Räumung bedroht ist - am nächsten Dienstag gibt es eine Verhandlung vor dem Landgericht. Dazu gibt es immer wieder Demos und Veranstaltungen, um auf das Thema aufmerksam zu machen. Man kämpft mit der Stadt, aber es ist so wie immer: Die kleinen Leute bleiben außen vor, wenn es um Kohle geht.

Diese Problematik ist ja auch Teil Ihrer Texte. Schreiben Sie die?

Die meisten schreibe ich, aber auch unser Schlagzeuger André. Wir haben da einen Reichtum im Kopf.

Sie singen deutsche Texte, die ganz schön direkt sind. Wie entstehen die?

Ich habe einen Hass auf die wundervolle Liebe, daraus lässt sich viel formen. Ich schimpfe aber auch gerne, gerade wenn ich meine Umwelt sehe und genervt davon bin. Das ist auch ganz selbstironisch: Für einen Text konnte ich die Nacht nicht schlafen, ich bin immer wieder aufgestanden und habe eine Zeile dazugeschrieben. Am nächsten Morgen waren das zwei Songs. Und einer heißt „Ich nerv mich selbst“.

Die Musik klingt ja ein bisschen wie der legendäre Deutschpunk der 80er, wie Hans-A-Plast etwa. Absicht?

Das macht mich schon stolz, mit Hans-A-Plast assoziiert zu werden, ich bin damit aufgewachsen. Aber ich wollte ursprünglich nicht so etwas machen, sondern habe zunächst einfach in Proberäumen abgehangen, am Anfang habe ich noch Schlagzeug gespielt. Seit Februar 2011 gibt es aber Zuckerbrot&Peitsche.

Worauf freuen Sie sich ganz besonders in Potsdam?

Auf die Leute, wir hoffen, dass ein paar Freunde aus Berlin angereist kommen. Und natürlich auf das legendäre Archiv.

Konzert von Zuckerbrot&Peitsche am Freitag, 19. September, um 21 Uhr im Archiv, Leipziger Straße 60. Support gibt es von 4. Etage und Left Eye Blind. Die Fragen stellte Oliver Dietrich.

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