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Kultur: Ihre Liebe: Herrenhäuser

Festkolloquium zum 70. Geburtstag der Kunsthistorikerin Sybille Badstübner-Gröger

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Festkolloquium zum 70. Geburtstag der Kunsthistorikerin Sybille Badstübner-Gröger Von ihrer Dissertation 1972 zur Plastik des Spätbarock in Potsdam bis zu einer gemeinsam mit Horst Drescher verfassten Monographie über das Neue Palais (1991) ist Sybille Badstübner-Gröger in ihrer wissenschaftlichen Arbeit den Schlössern und Gärten des Weltkulturerbes seit Jahrzehnten verbunden. Folgerichtig fand das Festkolloquium anlässlich ihres 70. Geburtstages in der Landeshauptstadt statt. Die große Liebe der Kunsthistorikerin gilt jedoch all jenen ländlichen Schlössern und Herrenhäuser mit ihren Parkanlagen, die in der DDR-Zeit verfielen und noch zu einem erheblichen Teil auf Sanierung und neue Nutzung warten. Mit dem Freundeskreis „Schlösser und Gärten der Mark“, dessen Vorsitzende sie seit 1993 ist, hat sich Sybille Badstübner durch eine auf über 70 Titel angewachsene Schriftenreihe von Altdöbern bis Zernikow, durch zahllose Vorträge, Exkursionen und Artikel für diesen über Jahrzehnte weitgehend vergessenen Teil des märkischen und mecklenburgischen Kulturerbes stark gemacht. In der Öffentlichkeit einschließlich der Dorfbewohner weckte sie das Bewusstsein, welchen Schatz sie doch mit dem herrschaftlichen Schloss besitzen, das ihnen oft mehr Last als Lust bedeutete. Dabei paart sie fachliche Kompetenz mit Beharrungsvermögen, wo nötig auch Streitlust, und erwarb so hohes Ansehen. „Ohne Sibylle Badstübner-Gröger wäre Brandenburg heute um einige Schlösser ärmer“, erklärte Kulturministerin Johanna Wanka in ihrer Laudatio. „Sie hat dem Freundeskreis Gewicht und Stimme gegeben.“ Sie würdigte den beruflichen Weg der in Dresden geborenen Lehrerstochter, die nach dem Studium der Kunstgeschichte und Archäologie ab 1960 an der Akademie der Wissenschaften und von 1992 an zuletzt im Forschungszentrum Europäische Aufklärung in Potsdam tätig war. Sie hat u. a. an der Neubearbeitung mehrerer Dehio-Handbücher führend teilgenommen und bereitet zurzeit die Drucklegung eines Katalogs der Handzeichnungen von Johann Gottfried Schadow vor. Auf dem Kolloquium waren im überfüllten Vortragssaal des Hauses der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte die wichtigsten Mitstreiter der Kunsthistorikerin vertreten. Dazu zählen die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, deren Generaldirektor Hartmut Dorgerloh u. a. Badstübners Mitwirken im wissenschaftlichen Stiftungbeirat würdigte, und Landeskonservator Detlef Karg, der über den Umgang mit Denkmalen der Gartenkunst in Brandenburg sprach. Bei der praktischen Umsetzung der Intentionen des Freundeskreises spielt die Brandenburgische Schlösser GmbH, die vom Land und der Stiftung Denkmalschutz getragen wird, eine wichtige Rolle. Unter Geschäftsführer Wolfgang Illert ist es gelungen, eine Reihe von Herrenhäusern grundzusanieren und dafür neue Nutzer zu finden. So wurde das Sudermann-Schloss Blankensee von der Akademie der Wissenschaften übernommen, Steinhöfel und Reichenow sind Hotels geworden, in Reckahn wurde ein Museum für den „märkischen Pestalozzi“ Eberhard von Rochow eingerichtet Die gut zehn Vorträge machten ebenso deutlich, dass es noch vielen ländlichen Schlössern und Parkanlagen „an Aufmerksamkeit, Geld für die Sanierung und sinnvoller Nutzung“ gebricht, so Wanka. Über 500 hat der Freundeskreis aufgelistet, die Wiederherstellungskosten liegen jeweils zwischen fünf und 15 Millionen Euro. Selbst jetzt werden noch Baudenkmale abgerissen, so kürzlich das historische Amtshaus Schwedt-Heinersdorf. Die Deutsche Gesellschaft e.V., unter deren Dach der Freundeskreis angesiedelt ist, schenkte der Jubilarin eine Reise nach Kaliningrad. Damit verbindet sich die Erwartung weiterer Mitarbeit, denn die Gesellschaft will bei der Rettung von Baudenkmalen in dem russischen Oblast mitwirken. Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

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