Kultur: Im alten, neuen Gewand
Orgel in der Heilandskirche dank großzügiger Spende wieder im historischen Gehäuse
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Acht Monate nach ihrer feierlichen Einweihung hat die neue Orgel in der der Sacrower Heilandskirche nun auch ihr historisches Kleid erhalten. Dank einer großzügigen privaten Spende konnte das Orgelgehäuse viel früher als geplant mit der nach historischen Quellen rekonstruierten Bemalung und Ornament-Applikationen versehen werden. Damit präsentiert sich jetzt die von Kristian Wegscheider aus Dresden erbaute Orgel optisch so wie ihre 1961 zerstörte Vorgängerin aus dem 19. Jahrhundert. Anlässlich eines Passionskonzerts wird das fertiggestellte Orgelgehäuse am kommenden Sonntag, dem 28. März, der Öffentlichkeit vorgestellt.
Die einstige Heise-Orgel aus der Erbauungszeit im Jahr 1844 wurde 1945 demoliert und 1961 vollständig zerstört. Auch die Kirche, die der Architekt Ludwig Persius im Auftrag von König Friedrich Wilhelm IV. im italienisierenden Stil malerisch an der Havel platzierte, war von Grenzsoldaten demoliert worden. Im Grenzgebiet stehend, wurde die Kirche Ende 1961 von Grenzsoldaten verwüstet. 38 Jahre lang konnten dort keine Gottesdienste mehr stattfinden. Die Kirche verfiel immer mehr. Nach dem Mauerfall 1989 wurde der sakrale Bau saniert und restauriert und zählt heute wieder zu den schönsten Kirchen der Potsdamer und Berliner Kulturlandschaft.
Aus finanziellen Gründen war die neue Orgel in der Heilandskirche im Juni 2009 zunächst nur mit einem unbehandelten, naturbelassenen Holzgehäuse in Dienst genommen worden. Trotz der hoch aufragenden Rundtürme, die dem Ganzen Halt geben, vermittelt die schwungvolle Vorderansicht und die Fensterrosette eine schöne Leichtigkeit. Orgelbaumeister Kristian Wegscheider entschied sich, der „Königin“ eine Klanggestalt zu geben, die sich dem italienisierenden Charakter des Bauwerks und dem preußischen Geist seines Erbauers anpasst. Somit verfügt die Orgel über ein „solides preußisches“ Fundament, dem Stimmen mit einem italienischen Touch beigegeben sind.
Alle äußerlichen Arbeiten, die keinen Einfluss auf Funktion oder Klang des Instrumentes haben, sollten später nachgeholt werden. Dass die Gehäusegestaltung nun schon knapp ein Jahr nach der Orgelweihe ebenfalls abgeschlossen werden konnte, verdankt die evangelische Pfingstgemeinde Potsdam als Hausherrin der Heilandskirche einem pensionierten Professor für Architektur und Design, der sich anlässlich eines sonntäglichen Besuchs in Sacrow spontan in die Kirche und ihre Orgel verliebt hatte.
Die farbliche Fassung der Orgel von Restaurator Ulrich Schneider geht zurück auf die ursprüngliche Gestaltung aller hölzernen Objekte im Kirchenschiff durch Ludwig Persius. So bilden nun das Gestühl und die Wandtäfelung im Langhaus mit der Orgel auf der Empore wieder ein optisches Ganzes. Die aufwendigen Ornamente und die Palmettenkronen auf den seitlichen Pfeifentürmen wurden von Kathrin Bonk in Alabasterstuck gearbeitet. Mit echtem Blattgold belegt, stellen sie jetzt wieder den reichsten Zierrat im Gotteshaus dar. Damit erhält nun auch das goldgrundige Apsis-Fresko von Adolph Eybel sein optisches Gegengewicht zurück. Allein der geschnitzte Engelskopf, ursprünglich Blickfang im Zentrum der Orgel, konnte noch nicht rekonstruiert werden. kip
Konzert und Lesung am Sonntag, 28. März, 15 Uhr, in der Heilandskirche Sacrow. Kantor Matthias Trommer (Orgel) spielt Werke von Bach, Pachelbel, Schönberg und Graap. Dazu liest Klaus Büstrin Texte von Regine Rüss, Kurt Marti und Paul Gerhardt. Der Eintritt ist frei
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