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Von Almut Andreae: Im Angesicht der Menschen

Fünf Künstler zeigen 34 Arbeiten in einer Ausstellung in der Produzentengalerie M

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Es menschelt gewaltig: Wände und Podeste in der Produzentengalerie M sind mit Gemälden, Aquarellen und keramischer Plastik bestückt. Menschliches, Allzumenschliches steht hier ganz klar im Vordergrund. Nach längerer Zeit beim Brandenburgischen Verband bildender KünstlerInnen (BVBK) eine Themenausstellung, die aktuell die Künstler Axel Gundrum, Bettina Hünicke, Peter Rohn, Maren Simon und Eberhard Trodler zu einer Gruppenschau zusammenführt. 34 Arbeiten insgesamt sind zu sehen. Mit Blick für die Gesamtwirkung ist den beteiligten Künstlern eine Präsentation gelungen, bei denen sich ihre Bilder und Skulpturen gegenseitig nicht ins Gehege kommen.

„Im Angesicht des Menschen“ haben die fünf Künstler ihre Ausstellung genannt. Schon seit geraumer Zeit stand der Wunsch im Raum, Menschenbildnisse in unterschiedlichen Sicht- und Herangehensweisen im Rahmen einer Gemeinschaftsausstellung zu vereinen. Vor wenigen Tagen erreichte das lang gehegte Projekt bei der überaus gut besuchten Ausstellungseröffnung in der Galerie M des BVBK seinen vorläufigen Abschluss. Herausgekommen ist eine naturgemäß bunte Mischung individueller Handschriften, deren Schnittmenge ganz offenkundig im Hang zur schonungslosen Darstellung besteht.

Die fast mannshohen Bildnisse „Junger Mann mit Lederjacke“ und „Junge Frau mit Handtasche“, beide gemalt in Öl auf Holz, von Axel Gundrum fordern in ihrer drastischen Darstellung ganz unmittelbar die Zuwendung des Betrachters. Gundrum, gebürtiger Westfale und seit einigen Jahren in Potsdam beheimatet, steht für einen Realismus, der aus seiner Neigung zur kritischen Milieuschilderung keinen Hehl macht. Auch in seinen anderen Bildnissen wird jeglicher Form von Scheuklappenmentalität eine klare Absage erteilt.

Kritisch, wenngleich auf ganz andere Weise, kommt auch die keramische Plastik von Maren Simon daher. Karikaturesk überzeichnete Züge verleiht die in Werder/Havel arbeitende Malerin und Bildhauerin ihren Arbeiten „Der Champion“ und „Zauberlehrlings Omi“. Bei dieser Büste mit eingearbeiteten Kohlblattstrukturen und anderen knollenartigen Ausbildungen der Gesichtsarchitektur fühlt man sich unwillkürlich an die gemalten Bildnisse des Manieristen Giuseppe Arcimboldos erinnert. In Büsten des Typs „Die Verletzbare“, „Der Verwundete“ oder „Das Leiden“ schlägt die Künstlerin noch ganz andere Töne an. Die Last des Lebens hat sich in Narben und Einkerbungen in die menschliche Physis eingeschrieben und liegt schwer auf den sich neigenden Köpfen und Hälsen. Selbst Maren Simons „Junges Mädchen“ hat jede Unbeschwertheit bereits gegen die Erfahrung von Verletzbarkeit eingebüßt.

Kaum weniger verletzlich zeigen sich die von ihrer malerischen Auffassung her klassisch zu nennenden Porträts von Eberhard Trodler. Er hat über die Jahre ihm nahestehende Personen – darunter seine Mutter, auch sich selbst – in Öl gemalt. „Psychogramme“, nannte die Kunsthistorikerin Renate Bergerhoff in ihrer Laudatio durchaus passend diese sensibel erfassten Bildnisse. Gerne hätte man im Vergleich zu den elf gezeigten Porträts aus den 80er und 90er Jahren auch neuere Beispiele aus der Werkstatt des Malers Eberhard Trodler gesehen.

Sensibel auch die Bildnisse der Potsdamer Künstlerin Bettina Hünicke. In ihren großformatigen Aquarellen hat die Bildnis- und Landschaftsmalerin Porträts in Pastelltönen geschaffen, in denen sie die Gesichtszüge ihrer Modelle und von sich selbst in Lasurtechnik beinahe skizzenhaft zusammensetzt.

In deutlichem Kontrast hierzu stehen die konkreten Leinwandbilder von Peter Rohn. Mit Liebe zum Detail und zur zugespitzt formulierten Alltagsrealität zeigt der Potsdamer Maler die Menschen unserer Zeit überwiegend gesichtslos und auf dem besten Wege, sich von ihrem Lebensraum mehr und mehr zu entfremden. In Bildern wie „Berliner Bär“ und „Der Sieges-Engel“ mischen sich Irritation und Absurditäten wie ein leiser Subtext in das Rohnsche Konterfei.

Bis zum 23.11.08, Mi bis Fr 11-17 Uhr, Sa/So 11-18 Uhr, Produzentengalerie M, Hermann-Elflein-Straße 18

Almut Andreae

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