Kultur: Im Clinch mit dem König
Ein Abend zu Lessing in Preußen
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Unstetig, unangepasst, immer hoch verschuldet – und wohl einer der berühmtesten gebürtigen Sachsen, der sich in Preußen einen Namen gemacht hat. Der Schriftsteller Gotthold Ephraim Lessing, bis heute durch Werke wie „Nathan der Weise“ oder „Minna von Barnhelm“ bekannt, führte ein Leben inmitten der großen Gelehrten seiner Zeit. Er war – unter anderen – mit dem Philosophen Moses Mendelsohn und den Verlegern Friedrich Nikolai sowie Christian Friedrich Voß befreundet.
Am vergangenen Mittwoch stellte Sylke Kaufmann, Kuratorin der Ausstellung „Lessing - Ein Sachse in Preußen“ im Lessing-Museum Kamenz, den Schriftsteller in Beziehung zu seinen Freundschaften im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte vor. Der Vortrag fand im Rahmen der ersten Brandenburgischen Landesausstellung „Preußen und Sachsen. Szenen einer Nachbarschaft" statt, die noch bis zum 2. November im Schloss Doberlug zu sehen ist.
1729 im sächsischen Kamenz geboren, kam Lessing 1748 nach Preußen und arbeitete in Berlin unter anderem als Kritiker für die „Vossische Zeitung“, mit deren Verleger Christian Friedrich Voß er eng befreundet war. Später verlegte Voß auch fast alle Werke Lessings. Oft lieh sich der Schriftsteller, der ein leidenschaftlicher Spieler war und wegen seiner so entstandenden Schulden oft schnell eine Stadt verlassen musste, von seinem Verleger Geld, was die Freundschaft mehr als nur einmal auf die Probe stellte. Sehr viel ruhiger und inniger war da die Freundschaft zu Moses Mendelssohn, dem Lessing – anders als andere seiner Zeitgenossen – trotz dessen jüdischer Herkunft unvorhergenommen gegenüberstand und ihn auch in die Öffentlichkeit einführte. Die beiden führten einen regen Briefwechsel und Mendelssohn soll Vorbild für Lessings Nathan-Figur gedient haben. Während der aufklärerische Schriftsteller im Gelehrtenkreis sehr geschätzt wurde, stieß er bei Friedrich II. eher auf Abneigung. Der König, der kein Geheimnis daraus machte, dass er von der deutschen Literatur wenig hielt und sich eher mit französischen Gelehrten wie Voltaire umgab, verhinderte, dass Lessing eine feste Anstellung in Berlin erhielt. Auch seiner Aufnahme in der Akademie der Wissenschaften stand er äußerst kritisch gegenüber. Lessings antipatriotische Einstellung und seine Kritik am französischen Theater waren wohl die Gründe. Sarah Kugler
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