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Kultur: Im flotten Rap

„Pippi feiert Geburtstag“: Turbulentes Kunterbunt im Q-Hof des Poetenpacks

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Auch wenn ihr das Wasser bis zum Halse steht, Pippi geht nicht unter. Als es am Mittwoch auf ihrer Geburtstagsfeier plötzlich wie aus Eimern schüttet, singt sie munter weiter ihre Lieder. Und alle stimmen ein. Allerdings nunmehr unterm schützenden Dach des Stalls, in den die Gäste flüchten, nachdem der Hof zu überschwemmen droht. Dennoch muss die so fröhlich begonnene Feier abgebrochen werden, denn die kleinen Gäste frieren in dünnen, durchnässten Sachen und auch der Fluchtweg aus der „Villa Kunterbunt“ droht abzusaufen.

Macht nichts, alle Besucher wissen ja, dass sie wiederkommen dürfen. Denn Pippi feiert unverdrossen weiter. Die kunterbunte, ideenreiche Geburtstagsgeschichte des Poetenpacks im Q-Hof – in Szene gesetzt nach der Theatervorlage von Otto Senn – erweist sich als kurzweiliges Vergnügen, das selbst die Kleinsten mit staunenden Augen in den Bann zieht. Kein Wunder: wenn ein Pferd plötzlich zu sprechen beginnt, am Baum Limonade wächst oder Pippi einen Mann, so groß wie ein Baum, in die Knie zwingt.

Die kleine, agile Marja Hofmann, die an der Babelsberger Filmhochschule Schauspiel studierte, ist die ideale Besetzung für diese durchaus sehr anspruchsvolle Rolle, von der wohl die meisten Besucher ihre ganz klaren Vorstellungen haben. Marja Hofmann gibt Pippi in einer quicklebendigen, federleichten Art. Augenzwinkernd verbündet sie sich mit dem Publikum, redet wie ein Wasserfall, springt auf ihrem „Trimpolin“ in den Himmel, tritt dem Kraftprotz Adolph ganz ungeniert in den Allerwertesten. Kess und klug – auch ohne Plutimikation – spielt sie sich als sympathischer Tausendsassa in die Herzen der Zuschauer. Mit viel Drive kommt auch die Musik angerappt und -gerockt, geschrieben von Rainer Bielfeldt und für die Potsdamer Erstaufführung mit leichter Hand bearbeitet von Bardo Henning. Er springt zugleich in diverse Rollen, wie die von Pippis Vater Efraim, und schlägt sich auch dabei recht wacker.

Erster Gast auf der Geburtstagsfete ist Astrid Lindgren. Hoch zu Ross mit rauschendem rosa Seidenkleid und federgeschmücktem Hut kommt sie stattlich hereingeritten. Sie ist gar nicht begeistert von Pippis Chaos auf dem Hof, in dem Schlitten, Gießkanne und Harke kreuz und quer verstreut liegen. Also ruft sie die Zuschauerkinder zur Hilfe und flugs ist alles in ihrer Ordnung. Ganz nebenbei kann die berühmte „Mutter“, die schon ihren 100. Geburtstag feiert, auch noch den Kleinen Onkel im Zaum halten, schließlich steckt Pferdehalterin Janet Kirsten in der Rolle der Lindgren.

Von Regisseur Dietmar Voigt nuancenreich und flott in Szene gesetzt ist auch das Spiel im Spiel, in dem Anja Reßmer und Philipp Eckelmann als Annika und Thomas die Party unterhaltsam mit bestreiten. Sie schlüpfen geschwind in diverse andere Rollen, wie in die der ewig pikierten Obererzieherin Prysseliese, des unbedarften Polizisten Klang oder des Ganovengespanns Blom und Donner-Karlsson. Gerade diese beiden Halunken gestalten sie mit ausdrucksstarken clownesken Zügen und viel Situationskomik aus. Und Pippi? Die lässt sich natürlich nicht von dem waschechten Gaunerpaar einschüchtern. Andersherum wir ein Pippi-Schuh draus: Die Diebe gilt es, in die Flucht zu schlagen und vereint mit dem lautstarken Getrampel der Zuschauerkinder sind sie auch im Nu vertrieben. Leider verziehen sich nur Blohm und Karlsson, die Regenwolken bleiben trotzig am rot-grünen Staketenzaun der Villa Kunterbunt hängen. Und entladen sich in einem Sturzbach. Doch drei Mal geschüttelt, und Pippi, die unschlagbare Heldin, der kein Alter etwas anhaben kann, rüstet für die nächste Party ...

Die nächsten Vorstellung am 13., 14. und 15. Juli, jeweils 15 Uhr, im Q-Hof, Lennéstr. 37. Die Karten von der abgebrochenen Premierenvorstellungen behalten ihre Gültigkeit. Kartenvorbestellung unter Tel. 9791291.

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