
© Manfred Thomas
Nachwuchsschauspieler aus Potsdam: Im Zweifel für das Theater
Der Schauspieler Tino Hillebrand aus Potsdam spielt schon immer Theater, wandelt auf den Spuren von Hollywood-Schauspieler Christoph Waltz. Nun ist er auch auf der Landweind zu sehen.
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Potsdam - Er steckt hinter den Fassaden, wechselt die Masken. Mit jedem Kostüm ist er ein anderer. Er spielt die Charaktere, die nicht sind wie er und doch er sind. Trotz ihrer Künstlichkeit ist nichts Falsches oder Verschlagenes an ihnen, an den Figuren, die er verkörpert. Denn Tino Hillebrand sucht nach Ehrlichkeit in jeder seiner Rollen. „Ich will keine Klischees verkörpern oder eine Schablone sein“, sagt der junge Potsdamer Schauspieler.
Für Tino Hillebrand ist das wirklich seine Welt: Die Bühne, der Theatersaal, die Reihen voller Publikum. „Schon immer“, ist die simple Antwort auf die Frage, wie lange er schon Theater spielt. Mit sechs Jahren fing er an im Treffpunkt Freizeit. Da fühlte er sich gleich ziemlich wohl und irgendwie geriet er dann hinein in den Sog, der ihn immer wieder zur Schauspielerei hinzog. Im Jugendclub des Potsdamer Hans Otto Theaters bekam er dann das erste Mal mit, wie das so läuft am professionellen Theater. „Das hat in meiner Jugend meine komplette Freizeit ausgefüllt“, erzählt der 25-Jährige. Eine Leidenschaft, die über ein Hobby weit hinausging. Nach dem Abitur ging er ans Wiener Burgtheater, machte ein Theaterjahr und brachte mit 19 Jahren als Regisseur mit seiner eigenen Theatergruppe das Stück „Clockwork Orange“ auf die Bühne im Potsdamer Casino. „Ich wollte einfach unbedingt Theater machen, ich musste spielen“, meint er heute. Der Weg, eine professionelle Schauspielkarriere einzuschlagen, war deshalb mehr als eine bewusste Entscheidung. Eher ein Bedürfnis.
Auf den Spuren von Christoph Waltz
Was dann folgte, waren „drei Tage absoluter Psychostress“: Die Aufnahmeprüfung für ein Schauspielstudium am Max-Reinhardt-Seminar in Wien. Die gilt als eine der härtesten der Welt, jedes Jahr bewerben sich Hunderte von jungen Nachwuchsschauspielern. Nur wenige gehören zu den Auserwählten. Doch alle streben nach den gleichen wenigen Rollen oder gar Festanstellungen im harten Theaterbusiness, alle wollen im gleichen Glanz der Scheinwerfer stehen. Und solche Erfolgsgeschichten schreibt das Max-Reinhard-Seminar. Bestes Beispiel ist der ehemalige Student Christoph Waltz, dem Hollywood spätestens seit Tarantinos „Inglourious Basterds“ zu Füßen liegt.
Selbst wer einen der wenigen Plätze ergattern kann, lernt schnell, dass auch viel harte Arbeit vor einem liegt. „Trotzdem ist es ein absolutes Luxusstudium. Ein Professor kommt auf drei Studenten, man hat viel Kontakt mit den Lehrern“, erzählt Hillebrand von seinem vierjährigen Studium in Wien, das er 2014 abschloss. Während seines letzten Studienjahres konnte er ein Festengagement am Wiener Burgtheater ergattern, wo er seit 2013 in Stücken wie „Der böse Geist Lumpazivagabundus“ oder „Mutter Courage und ihre Kinder“ auf der Bühne stand. Derzeit laufen die Proben für „Die Schutzbefohlenen“ von Elfriede Jelinek. Doch während des Studiums sei er auch immer wieder an den Rand von Grenzen gestoßen worden. „Es ist vor allem ein schmerzhafter Weg sich den Rollen zu stellen, die man nicht kann.“ Er sei auch schon an Rollen gescheitert.
Mehr Respekt für die Arbeit vor der Kamera
Und obwohl er auf der Bühne zu Hause ist, zieht es Tino Hillebrand auch vor die Kamera. Ab dem heutigen Donnerstag ist er auf der Kinoleinwand in „Von jetzt an kein Zurück“ zu sehen. „Das war schon geil“, sagt der 25-Jährige über die Dreharbeiten mit Regisseur Christian Frosch. So richtig scheinen Worte wie „geil“ nicht zu seiner ruhigen Art zu passen, die er an den Tag legt, während er vor dem Potsdamer Café Heider in der Sonne sitzt, den lässig um die Schultern geschlungenen Schal zurechtrückt und an seinem Ingwer-Zitronen-Tee nippt. Mit dem Bewerten von Filmen, sagt er, sei er mittlerweile vorsichtiger geworden. „Ich habe mehr Respekt für die Arbeit vor der Kamera bekommen.“
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Das Theater hingegen sei eine sinnliche Angelegenheit. „Man muss bei sich selbst sein“, sagt er. Und zugleich braucht es die Bereitschaft, etwas von der eigenen Persönlichkeit preiszugeben. „Es bin immer ich, der da spielt“, sagt er und zitiert René Pollesch. Der schrieb einmal: „Alle fragen: Was hat die Rolle mit dir gemacht? Niemand fragt: Was hast du mit der Rolle gemacht?“ Das, findet Tino Hillebrand, sei sehr treffend. Jeder bringt in die Rolle immer ein Stück seiner eigenen Persönlichkeit ein“, meint Tino Hillebrand. Und gerade deswegen sei für ihn ein Filmdreh eine tolle Erfahrung, „aber im Zweifel ist es immer das Theater!“ Es sind die Bretter, die für Tino Hillebrand die Welt bedeuten.
Chantal Willers
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