Kultur: In acht Tagen um die Welt
Potsdamer Theater-Kinder schaffen die Vorlage für eine Neue Musik-Produktion im Treffpunkt Freizeit
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Die freie Regisseurin Andrea Conrad aus Berlin bringt den argentinischen Komponisten Mauricio Kagel nach Potsdam. Zumindest indirekt. Denn nach der Idee des 1931 geborenen und seit 1957 in Deutschland lebenden Kagel inszeniert sie mit zwölf Kindern des Potsdamer Theaters Buntspecht und Profimusikern, Schauspielern, Tänzern, Pantomimen und Bühnenausstattern das „Musiktheater für Unerwachsene: Zählen und Erzählen“. Am 26. Februar ist auf der neuen Bühne des Treffpunkt Freizeit Uraufführung. Von Bonn bis nach San Francisco sollen Opern- und Theaterhäuser schon nach dieser Methode Kindern Musik näher gebracht haben. Auch die Deutsche Oper habe Kage ausprobiert, berichtete die Regisseurin gestern in einem Pressegespräch. Geleitet wird die Inszenierung von der Produktion für genreverbindende Kunstprojekte Berlin, die auch die Künstler mitbringt, und dem Landesmusikrat Brandenburg. Viele Partner sitzen mit im Boot: Das Hans Otto Theater zum Beispiel hilft bei Kostümen und Technik.
Und das Stück verspricht alles andere als gewöhnliches Musiktheater zu werden. Zum einen hat es sich noch den Obertitel „Potsdamer Tage der Neuen Musik für Kinder“ gegeben und damit den Schwerpunkt auf die im Kinder- und Jugendbereich so sehr vernachlässigte Neue Musik gelegt (Kage sieht das eigentlich lockerer. Er gibt keine Vorgaben, was gespielt werden soll, von Mozart bis Janácek ist alles erlaubt). Zum anderen ist die Entstehung des Stückes eine große Überraschung an sich, denn sie fußt auf Spontaneität und Kurzentschlossenheit. Noch heute weiß auch nicht die Regisseurin, um was sich das Theater drehen wird. Niemand hat eine Ahnung, welche Musik oder Szenen gespielt, welche Tänze oder Pantomime präsentiert werden. Denn all das hängt von Kagels Konzept und damit vor allem von den Kindern ab. Der Ablauf des Projekts ist genau definiert. Mit der ungewöhnlichen Vorgabe, dass das Stück in acht Tagen fertig sein muss. Zweimal treffen sich die Kinder mit der Regisseurin vorher zum Kennenlernen. Dann ist Tag 1: Die Kinder sitzen im Kreis. Der Reihe nach haben sie zwei Minuten Zeit, um sich eine Geschichte auszudenken, beziehungsweise, die vor ihnen erzählte Geschichte weiterzuspinnen. Die Künstler hören zu. Am Tag 2 dann beginnen sie, gemeinsam mit den Kindern, das Entstandene in ein Manuskript umzusetzen, an dem dann Schritt für Schritt gefeilt wird, musikalisch, szenisch und bühnenbildnerisch. Worte allerdings sollen so gut wie keinen Platz haben in dem Stück, um die Musik nicht zum Hintergrund zu degradieren, erklärte die Regisseurin. Die Kinder werden natürlich auch bei der Aufführung einbezogen. Marion Hartig
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