Kultur: In allem Wirken pro vobis – Pater Vincens
Der Augustinermönch sprach in der „arche“: Armut, Keuschheit und Gehorsam könnten „die Welt therapieren“
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Der Augustinermönch sprach in der „arche“: Armut, Keuschheit und Gehorsam könnten „die Welt therapieren“ Im Unterschied zu vielen Pfarrern, welche oft genug zuerst Manager ihrer Kirche sind, ist der Augustinermönch Pater Vincens Seelsorger rund um die Uhr. Nachdem er im 30. Jahr wider den Wunsch seiner Eltern „ins Kloster“ ging, hat er sich um die Belange vieler Menschen in allen möglichen Lebenslagen gekümmert: Mit Jugendlichen zog er ins helvetische Kloster Steinfeld, gänzlich „Verzicht und Leistung“ fordernd, 30 Jahre war er Gefängnis-Seelsorger in Berlin-Tegel, betreute nebenbei Feuerwehr, Polizei, THW und die Soldaten der Bundeswehr, nun ist er „zur nächsten Lebensstation“ gezogen - als Krankenhaus-Seelsorger in Lankwitz. Kürzlich, immer ein Labsal für Seele und Geist, sprach er in der „arche“ zum Thema „Gesellschaft und Werte“. Was er sagt, braucht keine Dialektik, denn es ist auf sicheren Werten gegründet und durch Erfahrung tausendemal bestätigt. Das Haus seines Geistes heißt Ordnung und meint mit der Schöpfung auch den Herrn selbst, der „ein Gott der Ordnung“ ist. Auf den Zehn Geboten beruht das Gebäude der Welt wie das jedes Menschen, ist er krank, so ist die Balance im Körper dahin, aber Pater Vincens hat die Erfahrung gemacht, dass eine gesunde Seele sehr wohl einen kranken Leib bewahren kann. Die ersten drei Gebote dienen der Gottesverehrung, die übrigen sieben der „Communitas“, also dem Gemeinwohl, welchem der Pater unermüdlich nachgeht. „In unserem Gut-Sein sind wir Gott nicht nahe“, sondern Werkzeug zum Guten für andere. Mit den Zehn Geboten weiß jeder Mensch von Gut und Böse, keiner könne sich herausreden. Zusätzlich sind dem Menschen Tugenden gegeben, aus denen sich alles erklärt. Die kardinalen heißen Mäßigkeit, Klugheit, Tapferkeit und Gerechtigkeit; Liebe gehört nicht hierher, sie gilt als göttliche Tugend. Mäßigkeit und Klugheit raten der Gerechtigkeit, und raten der Liebe, auf die es aber „keinen Anspruch gibt“. Tapferkeit kann dem Feind gelten, aber auch der Mutter, welche ihren gefangenen Sohn regelmäßig besucht. Gerechtigkeit ist nicht, wenn auf einem Grabstein steht: Ich hatte Vorfahrt! Worüber alle Welt, auch Jörg Schönbohm, spricht, das sind Sekundärtugenden: Fleiß, Ordnung, Pünktlichkeit, Gewissenhaftigkeit, Treue, Zuverlässigkeit. Sie sind nötig, weil sie zu den geistlichen Werken der Barmherzigkeit gehören. Sie können einen Menschen genauso aufbauen, wie „das Erlebnis des Vollendungswertes“ einen Arbeitslosen an einem beliebigen Tun. Warum werden sie nicht mehr zu ehrenamtlicher Tätigkeit herangezogen, damit sie nicht sagen: Ich bin nichts wert, keiner braucht mich! Guter Rat von Vincens: Wenn Sie eine Feuerwehr mit Sirene vorbeifahren hören, schicken sie ihr einen guten Gedanken hinterher, und schon sind Sie nicht mehr „unnütz“! Solcher Ratschlag floss viel aus ihm, denn zu den sieben Werken der Barmherzigkeit gehört nicht nur, Lästige zu ertragen und für Lebende und Tote zu beten, sondern auch, „den Zweifelnden recht zu raten“. Pro vobis – für Euch. Gottes Werteordnung bleibt gültig, auch wenn der Mensch sie missachtet, in dieser Reihenfolge: Leben als höchstes Gut, dann Freiheit („Gott ist frei, aber seine Ablehnung lässt keine Prüfung zu“), Ehe und Familie, Gesundheit („Krankheit ist keine Strafe“), Arbeit, denn sie prägt den Wert eines Menschen. Hinzu kommt das Wort Heimat, was der Geistliche, der sich mehr als Vor- denn als Nachdenker versteht, besonders Soldaten und Politikern nahelegt: Wer seine Heimat nicht im Herzen hat, wird Europa nicht bauen – und braucht dann auch keine Nationalhymne abzusingen! Das Wissen um die göttliche Ordnung will durch die Lebenshaltung in den Menschen eindringen und wirken. Wer lügt, weiß es. Die Lüge zerstört jede Gemeinschaft, wie Trägheit des Geistes (im Bundestag) alles Notwendige verhindert, und Unkeuschheit, eines der Laster, gar das griechische und römische Reich in den Untergang trieb. So dienen die sieben Vaterunser-Bitten dazu, das Gefüge der Welt-Ordnung stabil zu halten. Die „drei evangelischen Regeln“ Armut, Keuschheit und Gehorsam könnten nach Pater Vincens sogar „die Welt therapieren“. Sie ist aus den Fugen. Wie der Andachtsraum im Berliner Reichstag, so die Regierung, so das Land. Er fordert Besinnung, ein Aufrütteln des Gewissens der Abgeordneten wider die Trägheit des Geistes, Abschaffung von Ausschüssen und Runden Tischen – die Rückkehr ins Parlament. Auch in PISA sieht er Politikerschuld: Man hat die Lehrer geknebelt, sie zu bloßen Stoff-Vermittlern gemacht, es fehlt an Gewissensbildung („Ursünde von PISA“) – wie im Bundestag auch. Schwindendes Rechtsbewusstsein und zunehmende Gewaltbereitschaft folgen. Christen sind nicht die besseren Menschen, „aber wir wissen, wo ein Heil zu finden ist". G. Martinger
G. Martinger
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