Kultur: In beengten Verhältnissen
Junge Brandenburger Philharmonie in Potsdam
Stand:
Der Andrang überraschte. Die Junge Philharmonie Brandenburg hatte am Sonntagabend zum Adventskonzert in die Erlöserkirche geladen. Als um 17 Uhr mit der Ouvertüre aus Mozarts „Zauberflöte“ das Programm eröffnet werden sollte, drängelten sich noch immer zahlreiche Gäste im Eingangsbereich. Die Kirche war voll besetzt, sowohl auf den Bänken als auch im Altarbereich, der zur Bühne für die Junge Philharmonie Brandenburg umgebaut war. Hier hockten die Jungmusiker sich fast schon gegenseitig auf dem Schoß.
Dieses räumlich Beengte war auch der Ouvertüre aus der Zauberflöte anzuhören. Vorsicht und Zurückhaltung prägten hier anfangs noch das Spiel unter der Leitung Peter Aderhold. So als würden die Musiker sich nicht trauen, sich zu entfalten und mit Schwung und Esprit Mozart anzugehen. So blieb die Ouvertüre, obwohl zum Ende hin mit mehr Ausdruck und Farbigkeit versehen, doch verhalten kurzatmig. Hatte sich das Orchester gerade ein wenig eingespielt, musste ein großer Teil der Musiker aber auch schon wieder die Bühne verlassen, stand nun der kammermusikalische Teil auf dem Programm.
Zuerst Dvoràks Nocturne op. 40 für fünf Streicher. Hier war das Fehlen einer führenden Hand sofort zu hören. Unsicher in der Stimmführung und unentschlossen im Ausdruck versuchten die Musiker das Getragene dieser Komposition in ein gemeinsames Atmen zu fassen, was einfach nicht gelingen wollte. Rebecca Clarks „Combined Carols“ dagegen wurde zu einem geschickten und selbstbewussten Spiel mit verschiedenen volkstümlichen Liedthemen, die sich mal zurückhaltend, dann wieder auftrumpfend aneinander reiben oder selbstvergessen sich selbst genügen. Beethovens Septett op. 20 als Abschluss des kammermusikalischen Reigens n in einer kontrollierten, stellenweise auch leicht pointierten Interpretation.
Mit Humperdincks „Hänsel und Gretel“ und Tschaikowskys Nussknacker-Suite op. 71 durfte das Orchester wieder ran und hatte sich dann schnell an die beengten Verhältnisse gewöhnt, ohne sich davon weiter beirren zu lassen. Humperdinck mit schwelgerischem Ausdruck, gebrochen von einem schlafwandlerisch-feinem „Sandmännchen“-Duett mit Antje Uhlmann und Ohoud Khadr. Der Tschaikowsky dann wie eine Befreiung mit gezügelter Spiellust, wo vor allem der russische Tanz „Trepak“ in seiner zackigen Ausgelassenheit im Ohr bleiben wird. Beim „Pfeifertanz“ ließ sich Max Wabner von dieser Euphorie anstecken und seine Querflöte fast schon einen Veitstanz aufführen. Am Ende langer Applaus von den Bänken und eine Zugabe von der Bühne. Dirk Becker
Dirk Becker
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