Kultur: In der Nähe eines Kurkonzerts
Erste Sommermusik 2010 erklang in der Friedenskirche Sanssouci
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Das Finale zum Auftakt der ersten Sommermusik diesen Jahres in der Friedenskirche Sanssouci geriet furios. Ungewohnt, vielleicht sogar ungeeignet für den Gottesdienstraum, erklang der Säbeltanz aus der Ballettsuite „Gajaneh“ des armenischen Komponisten Aram Chatschaturjan. Er ist zwar „nur“ ein Waffenschautanz, aber einer, der Gewaltbereitschaft im Tanzstück demonstrieren will. Doch glücklicherweise wurde zu dieser Musik nicht getanzt, sondern die friedlichen Instrumente Querflöte und Orgel haben den Tanz lebendig werden lassen, gespielt von Johannes Kohlhaus und Heinz-Jacob Spelmans.
Die zum Ensemble „Musica Variata“ aus Düsseldorf gehörenden Musiker haben am Nachmittag des 1. Mai schwungvoll die Reihe der sechs Sommermusiken der Friedenskirche eröffnet. Dabei rückten ihre Darbietungen jedoch in die Nähe eines Wunsch- oder Kurkonzerts. Kohlhaus und Spelmans wählten ein Programm, das Querbeet von allem etwas bereit hielt: von Antonio Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ über Bachs Orchestersuite in h-Moll bis zu Edvard Griegs Morgenstimmung und Solveigs Lied aus „Peer Gynt“ – von den meisten Zuhörern immer wieder gern gehörte Piecen der Barockzeit und der Romantik.
Aber nach fast eineinhalb Stunden Konzert fragte man sich, ob es nicht genügend originale Flötenliteratur gibt, wenn man von der h-Moll-Bachsuite und sowie dem Konzert in e-Moll von Saverio Mercadente absieht.
Johannes Kohlhaus und Heinz-Jacob Spelmans standen mehr oder weniger geschickte Arrangements zur Verfügung, die versuchten, die Farben der originalen Orchesterfassungen aufzufangen. Beide Künstler sind seit vielen Jahren beim gemeinsamen Musizieren miteinander bestens vertraut. Das spürte man allenthalben. Johannes Kohlhaus’ Flötenton ist rund und groß. Der Musiker vermag die schwierigsten Passagen souverän zu bewältigen. Doch man hätte gern ein paar Pianotöne mehr vernommen. Aber das war nicht immer gegeben, denn Heinz-Jacob Spelmans hatte zumeist die Orgel-Lautstärke auf volle Touren gebracht. Und dennoch wusste auch er mit Spielfreude und nie nachlassendem musikantischem Elan das „Kurkonzert“-Programm zu absolvieren. Das Schönste des Nachmittags war die Phantasie über irische und schottische Themen als Improvisation. Der Flötist konnte dabei solistisch mit ganz sensiblen Tönen aufwarten, die zu Herzen gingen.
Die Zuhörer in der Friedenskirche ließen sich von dieser launigen Sommermusik gern anregen und spendeten am Schluss beiden Künstlern herzlichen Beifall. Klaus Büstrin
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