Von Klaus Büstrin: In Erwartung von „Una festa teatrale“
Schlösserstiftung veranstaltet einen „Barocken Opernsommer“ im Schlosstheater im Neuen Palais
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Kam so Giovanna Astrua auf die Bühne, eine der besten Sängerinnen zur Zeit Friedrichs des Großen? So „ungalant“, trotz des Rokoko-Kostüms, wie man es gestern erlebte? Regisseur Nils Niemann wird die Sopranistin aber schon „hinbiegen“, dass sie im Sommer ganz mit der Bühnengestik des 18. Jahrhunderts die Primadonna rokokogerecht darstellen kann.. Der „Barocke Opernsommer“, so wird die Aufführungsserie im Schlosstheater in diesem Jahr erstmals genannt, will neben der historischen musikalischen Aufführungspraxis sich auch an die Gestik, das Bühnenbild sowie an die Kostüme der Zeit des Rokoko annähern. Und zwar mit der Premiere von „Una festa teatrale“ und der Wiederaufnahme von „La Pastorale a Sanssouci“.
Das Potsdamer Ensemble „I Confidenti“ ist auch 2009 Partner der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) für das theatralische Event. Das Hans Otto Theater, die Kammerakademie sowie die Musikfestspiele wären sicherlich auch interessante Partner für dieses Stiftungs-Opernfest im Sommer.
Für die zehn Aufführungen soll die Tourismusbranche europaweit ermuntert werden, Tickets für die Aufführungen im Schlosstheater mit einem Rundgang durch das friderizianische Neue Palais und dem kulinarischen Angebot zu erwerben, wie gestern bei der Presse-Präsentation Heinz Buri, Direktor der SPSG-Marketing-Abteilung, sagte.
Wiederum wird ein Pasticcio, leider kein geschlossenes Werk, inszeniert. Der Hofkomponist Friedrichs II., Carl Heinrich Graun, steht im Mittelpunkt. Er wird mit seiner Musik vorgestellt, die von einer Primadonna, einem Operntenoristen sowie einer Tänzerin sowie mit einem von sieben Damen und Herren besetzten Ensemble, das musikhistorisch gesehen, zu klein für die Graun’sche Opernorchesterbesetzung ist, interpretiert wird. Die Sopranistin Doerthe Maria Sandmann, die Tänzerin Jutta Voß, Simon Wallfisch, Tenor, sowie das Ensemble SansSouci Berlin auf historischen Instrumenten werden die Zauberoper „Armida“ des Kapellmeisters Graun ins Zentrum stellen. Der hoch emotionalen Geschichte von der morgenländischen Zauberin und dem Kreuzfahrer Rinaldo haben sich mehrere Komponisten des 18. Jahrhunderts angenommen. Auch Carl Heinrich Graun, von dem der englische Musikschriftsteller Charles Burney 1773 schrieb, dass der Name des Hofkapellmeisters in Berlin heilig sei und mehr auf ihn geschworen werde als auf Luther und Calvin. Ironisch meinte er: „Wer nicht graunisch ... ist, ist vor Verfolgung nicht sicher.“
Mit dem Pasticcio „Una festa teatrale“ (Ein Theaterfest) will die Stiftung dem 250. Todestag des Komponisten (8. August) gedenken. Im diesjährigen „Jubiläums“-Trubel um Händel, Haydn und Mendelssohn ist es gut, dass auch Graun, der 1701 in Wahrenbrück bei Liebenwerda geboren wurde, der neben Johann Joachim Quantz, der wichtigste musikalische Mentor des preußischen Königs war, musikalisch zu Wort kommt. „Wir verstehen die Musik Grauns nicht als Background, bei dem der Regisseur seine eigene Geschichte erzählt. Mit den Regeln der damaligen Bühnenkunst möchten wir ganz nah am Stoff bleiben“, sagte Nils Niemann. Dies konnten bereits die 2100 Zuschauer im vergangenen Jahr bei „La Pastorale a Sanssouci“ erleben, das ab 23. Mai im Schlosstheater in fünf Vorstellungen ebenfalls zu erleben ist.
Una festa teatrale, Premiere am 28. August, 19 Uhr, Schlosstheater, Tickethotline: 01805/4470
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