Kultur: In flagranti erwischt
„Mars und Venus in der Schmiede des Vulkan“ wieder im Neuen Palais zu sehen
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„Mars und Venus in der Schmiede des Vulkan“. Das Gemälde war bislang im Verlustkatalog 2004 der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg verzeichnet. Es umfasst rund 3000 Kunstwerke, die durch Kriegseinwirkungen vermisst werden. Fünf Gemälde konnten seit der Veröffentlichung des Katalogs wieder an die Stiftung zurückgegeben werden. Nun auch das frühbarocke Gemälde, das von 1771 bis 1942, mit kurzen Unterbrechungen, im Neuen Palais sein Zuhause hatte. Friedrich der Große erwarb es aus der bedeutenden Sammlung des Amsterdamer Kunsthändlers Gerrit Braamkamp, das damals als eine europäische Touristenattraktion galt.
Das mythologische Motiv findet man des öfteren auf barocken Kunstwerken. Der Kriegsgott Mars und die Göttin der Liebe und der Schönheit, Venus, vergnügen sich in der Schmiede des Vulkan, dem Gott des Feuers. Putten umschwirren das Liebesnest auf das Lieblichste. Doch Mars und Venus werden von Vulkan überrascht. Er knüpft daraufhin ein unsichtbares Netz, mit dem er die beiden bei einer ihrer „Zusammenkünfte“ in flagranti festhält und den übrigen Göttern zur Schau stellt. Mars und Venus müssen sich ihrem Spott aussetzen.
Die Heimkehr von „Mars und Venus“ macht aber auch deutlich, dass im Neuen Palais die Person Friedrich des Großen mit seinen Vorlieben und seinem persönlichen Kunstgeschmack wie an keinem anderen Ort deutlich wird. Das Neue Palais wird 2012 zum 300. Geburtstag des Königs im besonderen Focus stehen, so Stiftungs-Generaldirektor Hartmut Dorgerloh bei der gestrigen Presse-Vorstellung des Gemäldes im Neuen Palais.
Das Gemälde galt 55 Jahre als verschollen. Im Jahre 1942 wurde es wegen drohender Luftangriffe nach Rheinsberg ausgelagert. In dem Knobelsdorff-Kronprinzenschloss am Grienericksee sollten tausende Kunstschätze aus den Potsdamer Schlössern vor Kriegseinwirkungen geschützt werden. Schon 1939, mit Beginn des zweiten Weltkrieges, begann man in Sanssouci mit der „Evakuierung“ von Gemälden, Plastiken oder Porzellanen. Das Neue Palais oder auch das Schloss Sanssouci waren am Ende des Krieges fast leer geräumt. Zurück blieben leere Bilderrahmen.
Nach dem Einmarsch der Roten Armee übernahm die russische Trophäenkommission die „Aufsicht“ über die Kunstschätze in Rheinsberg. Ob auch über „Mars und Venus in der Schmiede des Vulkan“, ist unbekannt.
Im Jahr 2000 tauchte das Kabinettstück im Kunsthandel wieder auf. „Wir erfuhren aber erst 2004 von der Existenz“, sagte Gert Bartoschek, Kustos für Gemälde in der Schlösserstiftung. Der Londoner Händler, der das Gemälde aus einer nicht näher benannten Kunstsammlung erworben hatte und es restaurieren ließ, habe es schließlich an das Kunsthaus Sotheby''s in London gegeben, die dann nach eingehenden Provenienz-Recherchen feststellten, dass das Gemälde einst im Neuen Palais hing. Sotheby’s informierte die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten in Potsdam.
Hartmut Dorgerloh berichtete, dass die Schlösser und Gärten eine Aufwandsentschädigung für die Rückgabe gezahlt haben, doch über die Höhe wurde Stillschweigen vereinbart. „Das Bild, auf Kupfer gemalt, 61 mal 44 Zentimeter groß, wird künftig im Schreibkabinett im Oberen Fürstenquartier gezeigt. Das Gemälde, das Anfang des 17. Jahrhunderts entstanden ist, ist eine Gemeinschaftsarbeit des süddeutschen Künstlers Hans Rottenhammer sowie des Flamen Jan Breughel d.Ä. Auch Rottenhammers Schüler Hendrick van Balen wird als weiterer Maler in Erwägung gezogen. Von Breughel stammt das stilllebenhafte Beiwerk. „Seine besondere Qualität liegt in dem Kleinformat, das in äußerster Feinheit gezeichnet wurde“, sagte Gerd Bartoschek. Die strahlende Leuchtkraft des Werkes sei Ergebnis der Restaurierung. Sein Schätzwert liegt, laut Bartoschek, bei etwa 150 000 Euro.
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