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Kultur: In klanglich perfekter Ausgewogenheit Das Konzerthaus Quartett Berlin mit
seinem Premierenauftritt im Friedenssaal
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Erfahrungen in kammermusikalischer Besetzung haben die vier Musiker schon einige gesammelt. Oft auch mit international bekannten Solisten, die für längere Zeit zu Gast beim Konzerthausorchester in Berlin waren. Felix Nickel, der seit 2009 Solocellist im Orchester der Komischen Oper Berlin ist, spielte von 2000 bis 2008 sogar im renommierten Kuss Quartett. Doch wenn Sayako Kusaka und Amalia Arnoldt, Johannes Jahnel und Felix Nickel am morgigen Sonntag im Friedenssaal mit ihrem Konzerthaus Quartett Berlin musizieren, ist das für alle eine Premiere. Denn es ist der erste Auftritt für diese Kammermusikformation überhaupt.
Den Namen Konzerthaus Quartett Berlin tragen die Musiker erst seit einer Woche. „Wir sind somit offiziell, auch wenn unser Cellist von einem anderen Orchester kommt, das repräsentative Streichquartett des Berliner Konzerthausorchesters“, sagt Johannes Jahnel. Und bevor dieses Quartett am 4. April seinen offiziellen Einstand in Berlin gibt, spielen sie am Sonntag für Il Ponte, die Brandenburgische Gesellschaft der Freunde Italiens, die dieses Konzert als eine Benefizveranstaltung organisiert hat. Mit dem Erlös soll die Arbeit des Emmaus-Hauses in Perugia, der Partnerstadt Potsdams in Italien, unterstützt werden.
Begeisterung für die Kammermusik begleitete die vier Musiker schon immer. Doch erst durch einen Anstoß von offizieller Seite kam es zu Gründung des Quartetts. „Jeder Orchestermusiker ist dazu angehalten auch Kammermusik zu spielen. Und so hat uns die Leitung unseres Orchester angesprochen, dass es doch langsam an der Zeit wäre, ein eigenes Quartett zusammenzustellen“, so Jahnel. Im vergangenen Jahr hatten die Musiker zum ersten Mal in dieser Konstellation zusammengespielt. „Und es hat funktioniert“, sagt Jahnel.
Unter Streichern gilt das Streichquartett oft als die höchste Form der Kammermusik. Zwei Violinen, eine Bratsche und ein Cello kommen hier zusammen, um, wie es Goethe so treffend sagte, einen geistreichen Diskurs unter vier vernünftigen Leuten zu führen. „Es gibt im Grunde keine Formation, in der vier Musiker gleichberechtigt zusammenkommen, für die es ein solch ausgereiftes Repertoire existiert und in dem sich auch klanglich eine perfekte Ausgewogenheit findet“, so Jahnel. Jeder der vier Musiker habe hier eine große Eigenverantwortung, viel stärker als im Orchester, denn im Orchester gibt es den Dirigenten, der für die Interpretation und Umsetzung verantwortlich ist. „Etwas zugespitzt gesagt: Im Orchester ist der Musiker Befehlsempfänger, im Quartett dagegen selbstständig und viel kreativer tätig“, sagt Johannes Jahnel.
Bei dem Premierenkonzert am morgigen Sonntag stehen Joseph Haydn, Anton Webern und Franz Schubert auf dem Programm. „Mit diesen Komponisten haben wir drei herausragende Vertreter der Musikgeschichte ausgewählt, die jeder für sich einen Einblick in die Entwicklung des Streichquartetts geben.“ So gilt Haydn als der Vater des Streichquartetts und seine Komposition in F-Dur, op. 77, Nr. 2 als repräsentatives Beispiel für die Sonatenhauptsatzform, den wichtigsten Formtyp der Instrumentalmusik seit dem 18. Jahrhundert. Schubert bewahrte diese klassische Form und erweiterte sie gleichzeitig durch Liedeinflüsse und erste Anspielungen auf die aufkommende Romantik. Und dazu dann Webern, der die klassische Form aufgelöst, zugleich aber auch komprimiert hat und so auf engstem Raum musikalische Kunstwerke geschaffen hat. Im Grunde ein umfassender Blick auf die Geschichte des Streichquartetts, den das Konzerthaus Quartett Berlin mit seinem Premierenauftritt bietet. Dirk Becker
Streichquartette von Joseph Haydn, Anton Webern und Franz Schubert spielt das Konzerthaus Quartett Berlin am morgigen Sonntag um 16 Uhr im Großen Friedenssaal in der Schopenhauerstraße 23. Der Eintritt ist frei
Dirk Becker
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