Kultur: In leichten Blütenranken lauschen liebende Gedanken „Im Garten vorgelesen“ beginnt unter Kiefern von Helga Schütz
Mit einem harmonischen Dreiklang aus Literatur, Musik und Natur möchte auch in diesem Jahr die URANIA-Reihe „Im Garten vorgelesen“ überzeugen. An sieben Sommerabenden öffnen Potsdamer Gartenbesitzer ihr grünes Reich, um die Künste miteinander korrespondieren zu lassen.
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Mit einem harmonischen Dreiklang aus Literatur, Musik und Natur möchte auch in diesem Jahr die URANIA-Reihe „Im Garten vorgelesen“ überzeugen. An sieben Sommerabenden öffnen Potsdamer Gartenbesitzer ihr grünes Reich, um die Künste miteinander korrespondieren zu lassen. Zum ersten Mal lädt die Potsdamer Schriftstellerin Helga Schütz in ihren Waldgarten ein, in dessen Schatten es sich vor allem Rhododendren gut gehen lassen. Die Autorin selbst wird ein neues Buch vorstellen, das demnächst im Aufbau-Verlag erscheint, aber noch keinen Titel trägt. So ist die Lesung mit dem Huchel-Zitat „Das Laub der Linde sprach mit dem Kind“ überschrieben. „Es wird an dem 4. Juni auch Lyrik Huchels zu hören sein. Und da es auch in meinem Buch manchmal um Linden und ein wenig um Gärten geht, habe ich auf seine Worte zurück gegriffen“, so Helga Schütz. Parabelhaft erzählt sie in ihrem neuen Buch, das in die 50er Jahre gerückt ist, was einem Kind an der Schwelle zum Erwachsenwerden geschieht: wie es sich in einer Trümmerwelt bewegt, die für sie mit Grün überwächst. „Dieser 13-Jährigen bleibt trotz des Erwachsenseinmüssens die Naivität ihres Blicks, wodurch sie natürlich auch in grässliche Gefahren geraten kann. Das Gute dabei ist: dass über der Kindheit ein Schutz liegt, der von einem Urvertrauen herrührt.“ Angesiedelt ist die Geschichte von Helga Schütz in Dresden, wo die Autorin selbst lange Zeit lebte. Allerdings sind die benannten Straßen, Plätze und der Fluss für sie ein poetischer Raum. Diese dichterische Poesie aufgreifend, ist unter den ausladenden schattigen Kiefern von Helga Schütz die Musik des Holzbläsertrios der Brandenburger Symphoniker zu hören. Der Monat Juni gehört natürlich vor allem auch den Rosen. Und diese edlen Gewächse entfalten im Garten von Sabine Weichbrodt in Grube ihren besonders duftigen Zauber. Vor allem die alten Sorten haben es der Züchterin angetan. „Ihre großen Sträucher versprechen eine üppige Blüte“, so Renate Bormann von der URANIA, die nun zum fünften Mal die Garten-Lese-Reihe betreut. Ihr gefiel, mit wie viel Einfühlungsvermögen die Hausherrin das ehemalige Stallgebäude in ein Wohnhaus verwandelte. „Dieses Gebäude gibt nunmehr einen idealen Rahmen für den Bauerngarten, in dem auch Gräser und Stauden ihren unverwechselbaren Platz einnehmen.“ Oscar Wilde und Werner Bergengruen – gelesen von Klaus Büstrin – steuern ihre romantisch-melancholischen Erzählungen bei. „In den leichten Blütenranken lauschen liebende Gedanken“ - behauptete Goethe - und der muss es schließlich wissen. Ihm ist die Lesung am 9. Juli im Landschaftsgarten von Charlotte und Gerhard Joop gewidmet, wo die warmherzig geschriebene und gut recherchierte Geschichte von Dagmar von Gersdorff „Marianne von Willemer und Goethe – Geschichte einer Liebe“ vorgestellt wird. Klaus Büstrin ergänzt diese amourösen Verwicklungen mit Liebesgedichten aus dem West-Östlichen Diwan. Mit dabei ist auch in diesem Jahr der Fuchsien-Garten von Christa und Konrad Näser (30. Juli) sowie der Hausgarten von Marianne Foerster (14. August), der jede Jahreszeit mit seinem üppigen Flor adelt. Auf seine heiteren Seite klopfen ihn Sabine Scholze und Hans-Jochen Röhrig mit Karel Capeks „Jahr des Gärtners“ ab. An den großen Gartengestalter Hermann Göritz erinnert die Lesung am 29. August in Bornstedt, bei der Harald Arnold, Schauspieler des Brandenburger Theaters, den großer Meister des Erzählens, Thomas Mann, zu Worte kommen lässt. Zum Ausklang der Lesereihe am 11. September wird wiederum ein neuer Raum erobert: der Hofgarten des Museumshofes in der Hermann-Elflein-Straße. Der bekannte Schauspieler Daniel Morgenroth liest dabei aus dem Roman „Von Mäusen und Menschen“ von John Steinbeck, den der Vorleser schon in seiner Studentenzeit in eine dramatische Fassung brachte. Begleitet wird er von Cathrin Pfeifer, die mit ihrem Spielwitz dem oft belächelten Akkordeon zu neuen Ehren verhilft. Renate Bormann zeigte sich in der Vorbereitung erneut überrascht, dass die Gartenbesitzer immer wieder gern ihre blühenden Paradiese für so viele Menschen öffnen. „Um die 100 Besucher kommen meist zu den Lesungen, da hat der Rasen natürlich einiges wegzustecken. Dennoch habe ich mehr Angebote, als ich annehmen kann.“ Und die Zuschauer werden mit Sicherheit auch in diesem Jahr wieder in die Gärten strömen, sich dem Triumvirat der Künste mit allen Sinnen hingeben. Heidi Jäger Voranmeldungen für „Im Garten vorgelesen“ nimmt die URANIA unter Tel. 0331-291741entgegen.
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