Das Herzstück des Konzerts in der Reihe „Stars international“ mit Isabelle Faust war Robert Schumanns Cellokonzert a-Moll op. 129 in einer Fassung für Violine und Orchester. Schumann besorgte 1853 selbst die Transkription, von der er sich mehr Aufführungschancen und damit höhere Geldeinnahmen versprach. Bekannte Geiger musizieren in der letzten Zeit verstärkt das Werk, so auch die in aller Welt gefeierte Isabelle Faust. Gemeinsam mit der Kammerakademie Potsdam führte sie es unter dem Dirigat von Antonello Manacorda am Freitagabend im Nikolaisaal auf.
Clara Schumann schätzte in dem Stück ihres Mannes Romantik, Schwung und Humor sowie hinreißenden Wohlklang. Das kann aber kein ausreichender Grund dafür sein, Frau Schumanns Urteil unbedingt zu teilen. In mancherlei Hinsicht ist das Cellokonzert spröde und die schwierig durchschaubare Struktur seiner Teile macht es auch nicht leicht, es über alle Maßen zu lieben. Die Violinfassung, bei der man letztlich doch nur das Cellokonzert in einer höheren Lage hört, birgt ein Problem in sich: Das im Vergleich zum Originalwerk stärker ausgedünnte Orchester, mit dem der Komponist ursprünglich den tieferen und klanglich heiklen Registern des Soloinstruments Violoncello begegnete, wird in der Bearbeitung aufgrund der stärker hervortretenden Klanglichkeit der Violine zum Prüfstein für die Ausarbeitung der Musizierenden. Dirigent Antonello Manacorda verlieh der Musik dort, wo die Stimmen reduziert sind, im Wechselspiel mit der Solistin eine besondere Spannung, indem er diese Stellen kammermusikalisch gestaltete. Dadurch entstanden intime Momente des Musizierens, die sich immer wieder als Kontraste zu den massiveren Tuttipassagen entfalteten, die dann leider auch ins Ruppige ausarteten. Die Tessitura der Geige, mit der Isabelle Faust das Werk spielte, war in den tieferen Lagen zwar etwas unterbelichtet, doch die Schönheit der Tonbildung vor allem in der Höhe und die deutliche Ausformulierung der Motive reichten sich wunderbar die Hand. Die Temponahme der Violinistin wirkte überzeugend und ließ auch im dritten Satz, der nach Schumanns Vorgabe sehr lebhaft gespielt werden soll, keine Figuren verwischen.
Isabelle Faust und die Kammerakademie warteten mit einem weiteren Stück auf: mit „Nostalghia“ für Violine und Streichorchester des Japaners Toru Takemitsu, der es im Gedenken an den russischen Filmregisseur Andrej Tarkowskij schrieb. Das 1987 komponierte Werk, das wie ein Requiem wirkt, ist von klangorientiertem, deutlich tonalem Charakter. Die Solistin verstand es, die Melodienfolge ausdrucksstark, klangschön und dabei gänzlich unforciert zu musizieren. Die Streicher der Kammerakademie unter Manacorda agierten intonatorisch sicher und klangintensiv. Das eingangs musizierte Stück „Rain coming“ für Kammerorchester von Toru Takemitsu, das zwar etwas unnahbar wirkte, war ebenfalls von feiner interpretatorischer Sensibilität gekennzeichnet.
Im Finalstück des langen Konzertabends hatten vor allem die Bläser der Kammerakademie das Sagen. In der Serenade Nr. 2 von Johannes Brahms, die in der Tradition der Harmoniemusiken beispielsweise von Mozart gedacht wurde, vermisste man die fehlenden Violinen nicht, sondern erfreute sich an den warmen und farbenreichen Holzbläserklängen, die flexibel von den Bratschen und Kontrabässen grundiert und umspielt wurden. Diese angenehm „jugendliche“ Seite an Brahms, er schrieb die Serenade mit Mitte 20, vernimmt man gern, besonders wenn die burleske Freude die Oberhand gewinnt. Klaus Büstrin
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