Kultur: Intimität in Skulptur und Bild
Ausstellung in der Galerie „Kunst-Kontor“
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„Das ist mit viel Herzblut erschaffen“, sagt Friederike Sehmsdorf und zeigt auf eine Skulptur von Robert Metzkes. „Pas de deux“ ist der Titel der aktuellen Ausstellung in ihrer Galerie „Kunst-Kontor“ in der Bertinistraße. Es sind „Schritte zu zweit“ von Robert Metzkes und seiner Frau Barbara Putbrese. Terrakotten des Bildhauers treten in einen Dialog mit Aquarellen und Zeichnungen der Künstlerin. So entsteht fast eher eine Symbiose als ein Dialog. Was auch im Ballett der harmonische Höhepunkt des Tanzes sein kann, gelingt in der Galerie von Friederike Sehmsdorf als Zusammenspiel zweier Künstler, die in verschiedenen Medien eine einvernehmliche Stimmung zum Schwingen bringen.
Robert Metzkes, Sohn des anerkannten und für die „Berliner Schule“ stilprägenden Malers Harald Metzkes, entschied sich früh für eine künstlerische Laufbahn. Unmittelbar nach der zehnten Klasse bestand Metzkes die Aufnahmeprüfung an der Kunsthochschule Dresden. Dann aber stand der 1954 geborene, angehende Künstler vor dem Problem, aus dem Schatten seines recht bekannten Vaters herauszutreten und einen eigenen Standpunkt in der Kunst der Gegenwart zu entwickeln. Die Entscheidung für das Terrakotta und die gegenständliche Figur führten Metzkes zu einer Auseinandersetzung nicht nur mit der Form, sondern auch mit dem Menschenbild der DDR und den im Sozialismus favorisierten Themen. Während häufig der neue sozialistische Mensch oder der von den Zeitläuften in allerlei Unbill geworfene Mensch im Mittelpunkt standen, erarbeitete sich Robert Metzkes eine eigene Form der eher stillen Auseinandersetzung mit dem Sujet. Es sind Frauen- und Männerfiguren, die in unaufgeregter Pose wie in sich versunken erscheinen.
In den 80er- und 90er-Jahren war die Auseinandersetzung mit der Erscheinung des Menschen durchaus noch keine Selbstverständlichkeit. Jahrzehntelang hatten Maler und Bildhauer der Nachkriegszeit einen abstrakten Formenkatalog formuliert. Die Hinwendung zum erkennbaren und individuell gestalteten Abbild bekam so eine recht eigenständige Note. Erst als Stephan Balkenhol in den 90er-Jahren mit seinen Holzskulpturen ein klares Statement für die Figur abgab, setzte ein Umdenken in Kunstbetrachtung- und Geschmack ein.
Heute fügen sich die Figuren von Robert Metzkes mit einem Blick auf das Überzeitliche in den Formenkatalog der Gegenwartsbildhauerei ein. Den Blick meist nicht auf den Betrachter, sondern in die Ferne oder ins Unbestimmte gerichtet, scheinen die lebensgroß modellierten Figuren aus dem hektischen Alltag und der alltäglichen Geschäftigkeit entrückt. Metzkes Figuren stehen oder sitzen, bewegen sich gelegentlich durch den Raum, nehmen aber stets unspektakuläre Posen ein. Unversehens entsteht eine nahezu intime Situation zwischen Betrachter und Skulptur, die zudem durch die natürliche Farbigkeit der Terrakotten unterstützt wird. Die Nähe, die zwischen dem Bildhauer und dem Modell bei vielen Arbeitsitzungen entstanden sein muss, überträgt sich auf den Betrachter. Hiermit harmonieren die Bilder Putbreses, die ebenfalls starke Kontraste meidet und mit unscharf gezeichneten Stillleben, Städten und Häuserfluchten ein eher zurückhaltendes Szenario gegen die schreiende Konsum- und Markenwelt setzt. Richard Rabensaat
Richard Rabensaat
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