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Kultur: Ist der Kulturbeirat in Frage gestellt?

Voesgen sieht durch Wahl eine Beschädigung; Meck keineswegs

Stand:

Voesgen sieht durch Wahl eine Beschädigung; Meck keineswegs „Der Beirat für kulturelle Förderung ist nach seiner Neuwahl beschädigt und in Frage gestellt“, so Prof. Hermann Voesgen auf PNN-Nachfrage. Der Beiratsvorsitzende zeigte sich von dem Ergebnis der öffentlichen Basisversammlung am Freitag vor allem deshalb enttäuscht, weil Michael Wegener, eines der aktivsten Mitglieder, die wenigsten Stimmen bekam und damit zum Nachrücker wurde. Die meisten Stimmen konnte der musikalische Leiter an der Erlöserkirche, Ud Joffe, auf sich vereinen, der einen starken Chor hinter sich hatte und dessen Mitglieder offensichtlich mehrheitlich für ihn votierten. „Bei der Wahl wurde ein Denken in Interessengruppen deutlich. Das ist nicht die Idee des Beirats,“ so Voesgen. Jeder der Anwesenden konnte an der Wahl teilnehmen, sie steht allen Potsdamern offen. Allerdings gab es bei der Wahl vor zwei Jahren noch ein anderes Verfahren: Damals verfügte jeder über sechs Stimmen, konnte also mehreren Personen sein Vertrauen aussprechen. In diesem Jahr wurde auf Anregung von Gerhard Meck, Abteilungsleiter für Kultur und Museen, ein einfaches Verfahren praktiziert, wonach jeder nur mit einer Stimme ins Rennen gehen konnte. „Das Abstimmungsergebnis gibt kein reales Bild wieder. Wegener hatte immer das Gesamtinteresse der Potsdamer Kultur im Auge. Und wenn solche verdienten Leute, die sich über einen engeren Bereich hinaus einsetzen, rausfallen, ist das nicht in Ordnung. Nur wenn sich jemand für die gesamte freie Szene verantwortlich fühlt, macht das einen Sinn.“ Allerdings wurde über das von Meck vorgeschlagene einfache Wahlverfahren ebenfalls abgestimmt - und erhielt eine Mehrheit. Wenn sich der Beirat in zwei Wochen konstituiere, könne man nach diesem Desaster nicht einfach zur Tagesordnung übergehen, betonte Prof. Voesgen. „Gerade jetzt, wo auf den Beirat noch größere Aufgaben zukommen, da wir nicht mehr nur über Einzelprojekte, sondern auch über institutionelle Zuschüsse beraten sollen.“ Ganz anders sieht das Gerhard Meck. Für ihn sei der Beirat keineswegs beschädigt worden. „Durch die Wiederwahl aller seiner bisherigen Mitglieder ist er vielmehr aufgewertet. Offensichtlich haben alle einen guten Job gemacht.“ Auch dass Michael Wegener nunmehr Nachrücker ist, fände er nicht problematisch. Auch bislang waren die Nachrücker immer bei allen wichtigen Gesprächsrunden dabei. Allerdings haben sie nur dann eine Stimme, wenn ein anderes Mitglied des Beirats wegen Befangenheit das Gremium verlassen muss. Also würde beispielsweise über Projektmittel für Joffes „Vocalise“ abgestimmt, dürfte er selbst nicht mit darüber entscheiden. In diesem Falle könnte an Michael Wegener oder Juliane Nitsche, ebenfalls Nachrückerin, die Stimme übertragen werden. Meck sieht auch nicht, dass auf den Beirat künftig neue Aufgaben zukämen. „In der Geschäftsordnung steht, dass der Beirat das Vorschlagsrecht zur Vergabe kommunaler Mittel zur Förderung freier Kulturträger hat.“ Bisher habe sich der Beirat von der Kulturverwaltung orientieren lassen, wer in einer institutionellen Förderung sei. Institutionell geförderte Einrichtungen haben nämlich keinen Anspruch auf Projektförderung. „Da die institutionelle Förderung nun auslaufen, müssen natürlich neue Grundsatzentscheidungen gefasst werden, und da ist der Beirat erneut beratend dabei. Es gibt aber sehr wohl ein großes Problem: die Förderkanäle sind völlig überlastet. Immer mehr freie Träger hoffen auf eine institutionelle Förderung, weil sie eben nicht nur projektbezogene, sondern eine fortlaufende Kulturarbeit betreiben. Deshalb haben wir ein Gutachten in Auftrag gegeben, das unsere Grundsatzentscheidungen und auch die Empfehlungen des Beirats begleiten soll.“ Meck betonte auch, dass gerade Michael Wegener ebenso wie Sabine Chwalisz in dem Beirat sehr gebraucht würden, weil sie mit ihren Einrichtungen außerhalb beider Förderkanäle - also der institutionellen und Projektförderung - stünden und somit immer unabhängig entscheiden könnten. Deren Waschhaus und fabrik gehören zum Integrierten Kultur- und Gewerbestandort Schiffbauergasse, der durch den Beschluss der Stadtverordneten für fünf Jahre festgeschriebene Betriebskostenzuschüsse erhält. Für Meck sei es Kaffeesatzleserei, jetzt das Ergebnis der Wahl zu diskutieren. „Alles ist transparent gelaufen und Demokratie muss man eben wagen. Angesichts der Ereignisse kann der neue Beirat künftig ja auch zu einem neuen Verfahren greifen. Ich achte in jedem Fall die Hoheit des Beirats.“ Bislang habe es aber kein festgeschriebenes Verfahren gegeben und deshalb habe er die einfache Abstimmung vorgeschlagen. Für ihn sei der neue Beirat auch deshalb durchaus intakt, weil die Zusammensetzung der Genres stimme, die Musik und Bildende Kunst ebenso vertreten sei wie das Theater und die Soziokultur. Dem Beirat gehören neben Ud Joffe die Leiterin der Kunstschule, Thea Moritz, Sabine Raetsch vom Offenen Kunstverein, Frank Reich vom Landesverband freier Theater und als neues Mitglied Matthias Görnandt von al globe an. Heidi Jäger

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