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Kultur: Italien und Weihnachten

Die Freunde Italiens in der Friedenskirche

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Zu den angenehmen Ritualen der Vorweihnachtszeit gehört die Musica Italiana in der Friedenskirche Sanssouci. Jedes Jahr versammeln sich die Freunde Italiens, um Weihnachtsmusik und Geschichten aus Italien zu hören in dem prächtigen Persiusbauwerk, das wie kein zweites in Potsdam die Italiensehnsucht des 19. Jahrhunderts verkörpert. Die bekannte Potsdamer Sopranistin Christine Wolff, Inge Lindner am Cembalo sowie Benno Kaltenhäuser an Cello und Matthias Jacob an der Orgel sorgten für ansprechende musikalische Erbauung.

Einen frohlockenden Appell gab es zu Beginn mit glockenhellem Gesang von Christine Wolf, die Claudio Monteverdis von der Orgelempore gesungenes Lied „Venite, videte“ (Kommet, sehet) vortrug. Auch dem ebenfalls von Monteverdi stammenden „Laudate“ verlieh Christine Wolff mit goldüberzogener Stimme schönsten Ausdruck. Ihr Vortrag zweier italienischer Volkslieder brachte die verführerische Grazie der italienischen Musik sehr schön zur Geltung. Kirchenmusikdirektor Matthias Jacob trug zwei Pastoralen vor – mit schönen Hell-Dunkel Kontrasten und streng barocker Registrierung die eine von Domenico Zipoli, ein Scarlatti-Schüler, der seine letzten zehn Lebensjahre als Jesuitenpater und Musiker mit der Bekehrung der Indios in Südamerika verbrachte.

Sehr delikate Farben der brillanten Woehl-Orgel erklangen bei der Pastorale von Bartolomeo Franzosini aus dem 19. Jahrhundert. Cello und Cembalo erfreuten die Zuhörer der gut besuchten Veranstaltung mit sehnigen Tönen und silbernem Zierrat. Inge Lindner und Benno Kaltenhäuser wussten den Werken von Benedetto Marcello und Antonio Vivaldi trefflichen Wohlklang zu geben.

Als Vorleser agierte Klaus Büstrin mit drei sehr persönlichen, gut gewählten Texten. Erinnerungen an das Weihnachten der Kindheit entfaltet der Autor Carlo Dossi in einer Erzählung, die raffiniert die Ebenen der Erinnerung und des Traums miteinander verbindet, bis beim Erwachen die bittere Realität erkannt werden muss. Dennoch kündet dieser Text aus der Wende zum 20. Jahrhundert viel von Andacht, Anbetung und menschlicher Wärme. Diametral entgegengesetzt geht es 100 Jahre später zu in einem Dialog zwischen einem Vater und einem Sohn von Marco Vichi. Hier herrscht Verständnislosigkeit, Vereinzelung und Kälte vor. Wie ein lästiger Gegenstand wird der alte Vater von seinem Sohn abgefertigt.

Zum Schluss las Klaus Büstrin selbstverfasste Verse mit dem Titel „Weihnachtswünsche“. Diesen in bester humanistischer Tradition stehenden, bildreich und klangvoll formulierten guten Wünschen konnte man sich nur noch anschließen. Babette Kaiserkern

Babette Kaiserkern

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