
© Staatliche Museen Berlin
FRIEDRICH-JAHR IN POTSDAM: Ja, wie hat er denn nun?
Bei dieser Frage wird die Lust zur Last: Wie hielt es Friedrich II. mit der Sexualität?
Stand:
Ja, was hat er da wohl getrieben, Friedrich, mit dem Beinamen der Große, in seinem Schlafgemach? Und vor allem mit wem?
Es ist schon erstaunlich, aber geht es um den Preußenkönig Friedrich II., dessen Geburtstag sich im Januar zum 300. Mal jährte, kommt irgendwann immer die Frage auf, wie er es wohl hielt mit der Sexualität. Ob er davon überhaupt etwas hielt und wenn ja, ob er in diesen Dingen nicht doch dem gleichen Geschlecht zugeneigt war, also hübsche Burschen in seinem Bett empfing.
Um es vorwegzunehmen, auch an dieser Stelle kann und soll diese Frage nicht beantwortet werden. Es bleibt ein Geheimnis, das der König wohl mit in sein Grab genommen hat. Und das ist auch gut so. Denn würde das Geheimnis gelüftet, das an Spekulationen so reiche Bild von Friedrich II. wäre wohl um seine frivolste Facette ärmer.
Es gibt ja nichts Schöneres als Tratsch. Aber am allerschönsten ist dann doch noch der Tratsch aus fremden Betten. Und was die Reichen und Schönen darin und daneben so treiben – das war und ist und wird wohl immer so bleiben – ist die beste Grundlage für allerlei Arten von spekulativem Gesprächsstoff. Es ist ein Gemisch aus Faszination und Ablehnung, das in dieser ausgiebigen Neugier und Beschäftigung seinen Ausdruck findet. Faszination, was das unerreichbare Leben der Reichen und Schönen und Adligen betrifft. Ablehnung, weil der Ottonormalverbraucher von der Verderbtheit und Abgründigkeit bei diesen Herrschaften überzeugt sein muss. Denn nur so reduziert er das Überhöhte wieder auf ein Normalmaß, macht die Herrschaften wieder zu Menschen, über deren Fehltritte auch er sich echauffieren kann. Umso mehr, wenn sich da die reinsten Abgründe auftun.
Wer erinnert sich nicht an den Skandal, den das Telefonat zwischen dem englischen Thronfolger Prinz Charles und seiner damaligen Geliebten und heutigen Ehefrau Camilla im Jahr 1993 ausgelöst hatte. Der Prinz, überwältigt von seiner Lust, wollte seiner Geliebten so nah sein, dass er in diesem Moment sogar das Dasein als Tampon als höchstes Glück empfunden hätte.
Derartige Episoden gibt es aus dem Leben des Preußenkönigs nicht zu berichten. Was das Liebesleben des Monarchen betrifft, herrscht, hinsichtlich von Fakten, schlichtweg tote Hose. Ob Friedrich, ein Meister der Selbstinszenierung, hier bewusst gehandelt hat? Auf dass die Nachwelt sich auch ja schön das Maul über ihn zerreiße? Auch das wird sein Geheimnis bleiben. Zumindest lässt sich sagen, dass Friedrich II. ein sehr spezielles Verhältnis zu Frauen hatte. In Sanssouci waren sie nicht erwünscht und die eigene Gemahlin sah Friedrich lieber gehen als kommen. Auch dass der König seine Soldaten sehr mochte und sich vor allem mit Männern umgab, ist weithin bekannt. Und auch wenn Zeitgenossen schon damals ausgiebig spekulierten, ob der König mit Uniformfimmel nun ein schwuler war, wir wissen es trotzdem nicht. Böse Zungen unterstellen ihm gar eine doch etwas abartig veranlagte Leidenschaft zu seinen geliebten Windspielen. Ja, wo die Fakten fehlen, sprießt kräftig und untilgbar das Unkraut der Spekulation.
Aber auch die Wissenschaft lässt das Thema nicht in Ruh. War die Statue des „Betenden Knaben“ neben Schloss Sanssouci nun ein Bekenntnis zur Homosexualität oder hat Friedrich hier nur mehr augenzwinkernd dem Affen Zucker geben wollen? Apropos Sanssouci. Am Schloss ist der Schriftzug zwischen „sans“ und „souci“ von einem Komma getrennt. Auch darüber gibt es eine Theorie, die, grob vereinfacht, besagt, dass man(n), geistig oder durch ein medizinisches Missgeschick, befreit vom Drängen eines gewissen Anhängsels doch ein Leben ohne Sorgen führen könnte. Man kann nur staunen, was sich so alles hinter einem kleinen Strich verbergen kann.
Ja, was hat er da wohl getrieben, Friedrich, mit dem Beinamen der Große, in seinem Schlafgemach? Und vor allem mit wem?
Dirk Becker
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