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Kultur: Jeder achte den anderen höher als sich selbst Abschlussgottesdienst der Friedensdekade

Zehn Tage vor dem Buß- und Bettag wollen Christen in intensiven Gesprächen und Gebeten während der Ökumenischen Friedensdekade um ein breites Verständnis für Grundwerte und soziales Lebens „werben“. Auch um die Entwickung kultureller Vielfalt, um die Achtung der Menschenwürde, um die Bekämpfung jeglicher Form von Gewalt und jeglichen Extremismus und um die Förderung des inter-konfessionellen wie interreligiösen Dialogs.

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Zehn Tage vor dem Buß- und Bettag wollen Christen in intensiven Gesprächen und Gebeten während der Ökumenischen Friedensdekade um ein breites Verständnis für Grundwerte und soziales Lebens „werben“. Auch um die Entwickung kultureller Vielfalt, um die Achtung der Menschenwürde, um die Bekämpfung jeglicher Form von Gewalt und jeglichen Extremismus und um die Förderung des inter-konfessionellen wie interreligiösen Dialogs. Traditionell endet die Friedensdekade, die bereits zum 28. Mal stattfand, am Bußtag. In Potsdam in der Friedenskirche Sanssouci war der Besuch diesmal schwach. Das Interesse der Kirchengemeinden an der Friedensdekade scheint geschwunden zu sein. Stellt sich eine Müdigkeit zum Thema ein? Für Christen sollte es jedoch ein ständiges Herzensanliegen sein. Keinesfalls ein „Steckenpferd“.

„.Nichts geschehe aus Streitsucht oder eitler Ruhmsucht, vielmehr achte in Demut jeder den andern höher als sich selbst. Jeder sei nicht nur auf das Eigene bedacht, sondern auch auf das der Anderen.“ Das Wort aus dem Brief des Apostels Paulus, den er an die Philipper schrieb, stand in diesem Jahr im Mittelpunkt der Friedensdekade. Auch im Abschlussgottesdienst, der von dem katholischen Propst Klaus-Günter Müller, von Stadtkirchenpfarrer Markus Schütte und der Ausländerseelsorgerin Monique Tinney – beide von der evangelischen Kirche Potsdam – gefeiert wurde. Mitglieder der Evangelischen Studentengemeinde Potsdam sowie die Sopranistin Johanna Krumin und der St. Nikolai-Kantor Björn O. Wiede an der Orgel waren ebenfalls beteiligt. Die für die Gemeinde nicht leicht zu singenden neuen Lieder stimmten in den Tenor des Gottesdienstes ein.

Im Mittelpunkt gibt es seit einigen Jahren eine Bürgerpredigt von Zeitgenossen, die keine Theologen sind. In den vergangenen Jahren standen auf der Kanzel in der Friedenskirche unter anderen Kulturministerin Johanna Wanka sowie Oberbürgermeister Jann Jakobs. Die Redner nehmen die Predigten zum Anlass, vor allem über das politische Umfeld, in dem sie arbeiten, zu reden. Die Auseinandersetzung mit dem vorgegebenen Bibeltext geriet dabei meist ins Hintertreffen.

Auch am Bußtag 2007. Prof. Andrea Mickley, Friedens- und Konfliktforscherin, konnte sich mit dem Thema „andere achten“ und dem Wort aus dem Philipperbrief zwar anfreunden, doch eine Predigt im herkömmlichen Sinne wurde ihre Rede nicht. Eine Auslegung des Bibeltextes fand nicht statt. Vielmehr hatte man den Eindruck, als ob sie ein Seminar vor Studenten hält. Die renommierte Wissenschaftlerin, die einen Lehrstuhl an der Fachhochschule Potsdam innehat, berichtete über ihre engagierte und segensreiche Friedensarbeit vor allem in Nordirland.

Aber auch von Konfliktbearbeitungen an Schulen, die nicht nur mit Schülern standfanden, sondern auch mit Lehrern und sogar mit Schulverwaltungen. Andrea Mickley sagte, dass viele Konfliktparteien jedoch nicht wüssten, wie man Frieden schaffe. „Einzelne Schritte müssen dazu erlernt, eigene Fähigkeiten erkundet und ausgebildet werden.“ Die Vergangenheit sei nicht ungeschehen zu machen, die Zukunft könnten wir aber ändern und in der Gegenwart hätten wir die Möglichkeit, anders zu handeln. Damit die Vergangenheit mit ihren gewaltsamen Konflikten und Kriegen sich nicht wiederhole, so die Friedensforscherin. „Dazu gehört Respekt vor dem anderen Menschen und den Religionen, Mut und Demut, Gegensätzliches zu äußern, Inhalte nicht vorzuschreiben und Raum zu schaffen, was für den anderen wichtig ist.“ Klaus Büstrin

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