Kultur: Jugend musiziert für Jugend
Sinfonische Klänge zur Weihnachtszeit im Nikolaisaal / Erlös für Begegnungshaus Groß Glienicke
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Noch im vergangenen Jahr sorgte das Groß Glienicker Begegnungshaus für negative Schlagzeilen. Gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen deutschen Jugendlichen und jugendlichen Spätaussiedlern führten dazu, dass die dortige Discothek geschlossen werden musste. Stattdessen organisierte das Haus nunmehr verstärkt Kennenlernabende und Sprachkurse, gab Unterstützung bei den Hausaufgaben, initiierte Selbsthilfegruppen für die rund 70, vor allem aus Kasachstan zugezogenen Familien. „Das Konzept ging auf, zumal auch ein Streetworker eingestellt wurde, der in russischer Sprache kommunizieren konnte und der bei den Jugendlichen und deren Familien eine hohe Akzeptanz besaß“, so die Leiterin des Vereins Eileen Leopold gestern in einem Pressegespräch.
Dieses Begegnungshaus wird in diesem Jahr Nutznießer des traditionellen Benefizkonzerts „Sinfonische Klänge zur Weihnachtszeit“ sein. Der Erlös soll in die Errichtung eines Basketballplatzes fließen, „den sich viele unserer Jugendlichen schon seit Jahren wünschen.“, „Ihr“ Konzert sollen die Groß Glienicker Kids selbst mit Plakaten bewerben. „Sie sind inzwischen so gut aufgestellt, dass sie diese Aufgabe durchaus meistern können“, zeigt sich Eileen Leopold zuversichtlich.
Das Programm, mit dem die Städtische Musikschule Potsdam unter dem Motto „Jugend musiziert für Jugend“ am 3. Dezember aufwartet und das von der Mittelbrandenburgischen Sparkasse unterstützt wird, kann sich sehen lassen. Das mehrfach ausgezeichnete Jugendsinfonieorchester unter der Leitung von Jürgen Runge spielt u.a. Teile aus dem kraftvollen Te Deum von Dvorak. Dabei stehen ihm die bekannte Sopranistin Gabriele Näther sowie der Bariton Michael Goldammer zur Seite. Auf das nahende Fest wird auch das vom Orchester und den zwei talentierten Nachwuchssolisten Karoline Wulfert und Jakob Eschenburg dargebotene barocke Konzert g-moll von Vivaldi einstimmen.
An eines der schwierigsten Werke Dvoraks wagen sich die Jugendlichen ebenfalls heran: an die 7. Sinfonie. „Es war ein ausdrücklicher Wunsch meiner Schüler““, sagte Jürgen Runge, der sich natürlich über diesen Willen und die Motivation freute. Auch mit Tschaikowskys 5. Sinfonie, in der der Komponist seine komplette Gefühlswelt ausbreitete, haben sich die Musiker Beachtliches vorgenommen. Zwischen den orchestralen Parts wird der Kinderchor und der Gemischte Chor unter der Leitung von Marion Kuchenbecker mit schwungvollen Weisen in fremde weihnachtliche Gefilde entführen, so mit dem munteren ukrainischen Choral „Carol of the bells“ oder mit der griechischen Weise „Kalanta“. Vertraute Klänge gibt es bei „Es ist ein Ros entsprungen“ oder „Guten Abend, gute Nacht“. Jürgen Runge hatte beim Vorstellen des Programms die spontane Idee, die Jugendlichen aus Groß Glienicke zu einer Probe einzuladen. Mit Tschaikowsky wäre für die neuen Groß Glienicker vielleicht etwas Vertrautes dabei.
Das etwa zweistündige Konzert, das von den PNN präsentiert wird, könnte bei guter Resonanz etwa 4 500 Euro einbringen, etwa ein Drittel der für den Basketballplatz benötigten Summe. Die Sozialbeigeordnete Elona Müller erwog außerdem, über Arbeitsmarktprojekte zusätzliche Unterstützung für das Projekt anzuschieben. Seit dem Start der „Sinfonischen Klänge“ erfreuten sich landesweit über 4 500 Zuhörer an den 14 Benefizkonzerten. Der Erlös von 31000 Euro kam örtlichen Vereinen zugute. Diesmal sei ein neuer Ortsteil Potsdams Nutznießer, hob die Beigeordnete hervor. JÄ
Karten für acht Euro in der Ticket-Galerie Nikolaisaal (Tel. 288 88 28) oder im PNN-Shop Stadtpalais.
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