Kultur: Junge Sänger sponsern sich selbst
Attraktive Angebote der Kammeroper Schloss Rheinsberg für die kommende Saison
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Attraktive Angebote der Kammeroper Schloss Rheinsberg für die kommende Saison Obwohl erstmals eine Bewerbergebühr von zwanzig Euro erhoben wurde, nahmen am internationalen Gesangswettbewerb der Kammeroper Schloss Rheinsberg um vierzig zu vergebene Partien mehr als 530 Bewerber – so viel wie noch nie – aus dreißig Ländern teil. Aus siebzig (!) Anwärterinnen für die Rolle der Pamina in Wolfgang Amadeus Mozarts „Die Zauberflöte“ (Premiere am 6. August im Heckentheater) ersang sich die glutäugige Eylem Demirhan die Partie als Siegerin. Zunächst Agrarwissenschaften, dann Gesang/Musiktheater in Adana studierend, wechselte sie an die Hacettepe Universität ihrer Geburtsstadt Ankara. Seit 2002 ist sie Studentin an der Universität der Künste Berlin. Von einer südkoreanischen Sängerphalanx ist die konzertante Aufführung von Donizettis „Lucia di Lammermoor“ bestimmt, mit der das Festival zur Förderung junger Sänger am 26. Juni, 20 Uhr, im Schlosshof eröffnet wird. Bis zum 14. August hält es mit insgesamt 28 Aufführungen und Konzerten weitere attraktive Angebote bereit. Erstmals wird Harry Kupfer, langjähriger Chefregisseur der Komischen Oper, wahrmachen, was er schon lange geplant hatte: er inszeniert in Rheinsberg. Und zwar Händels „Otto und Teofane“ mit dem jungen Altus Andreas Taubert in der Titelpartie, einem ehemaligen Thomaner. Die Premiere am 23. Juli im Schlosstheater verspricht überaus spannend zu werden. Die musikalische Begleitung wird das bereits Rheinsberg erfahrene Preußische Kammerorchester aus Prenzlau übernehmen. Die traditionelle Operngala mit weiteren Gewinnern des diesjährigen Wettbewerbs findet am 8. Juli und an den folgenden beiden Tagen im Schlosshof statt, begleitet vom Brandenburgischen Staatsorchester Frankfurt unter Heribert Beissel. Schönes Wetter vorausgesetzt, wird am 17. Juli der „Singende See“ zu erleben sein, auf dem Abendlieder zum Sonnenuntergang a cappella in dahingleitenden Booten angestimmt werden. Am selben Tag stellt der Meisterkurs unter Leitung von Prof. Claudia Eder in der St. Laurentiuskirche sein erstes Projekt „Abyssus“ (Gregorianik und Jazzimprovisation) vor, am gleichen Ort ab 23. Juli die Ergebnisse der Einstudierung von Koloraturarien des Frühbarock und Madrigalkompositionen von Carlo Gesualdo als „Concerto delle donne“. Zum Festivalabschluss sollen endlich die bereits für 2003 geplanten Uraufführungen von sechs Opernszenen junger Komponisten unter dem Titel „Vielleicht war ich ein Azteke“ über die Bühne des Schlosstheaters gehen. Sie sind das Ergebnis der „Rheinsberger Opernwerkstatt“, bei der in enger Verbindung mit der Praxis angehende Tonsetzer erste Einblicke in die speziellen Erfordernisse fürs Musiktheater erhalten. Es ist Festivalvater Prof. Siegfried Matthus ein nicht weniger wichtiges Vorhaben wie die Förderung junger Sänger. Was wegen nicht ausreichender finanzieller Mittel auf Sommer 2004 verschoben werden musste, ist dennoch noch nicht in „trockenen Tüchern“. Auch diesmal wieder ist''s der schnöde Mammon, um den sich fast alles dreht. Wenn wie geschehen zwei Sponsoren ausfallen, Mehrausgaben an die Musikakademie anfallen, die Einnahmen rückläufig sind und die finanzielle Zusage durch den Landkreis Ostprignitz-Ruppin noch auf sich warten lässt – dann bleibt es bis zum Start eine Zitterpartie für den Festivalmanager Rainer Schwarz. 405 000 Euro (43 Prozent des Gesamtetats) erhält er aus öffentlicher Hand, 372 000 Euro (40 Prozent) kommen aus Einnahmen, 153 000 Euro (17 Prozent) von Sponsoren und Förderern. Wenn da einer ausschert – nicht auszudenken. Der Ausweg heißt differenzierte Preisgestaltung für unterschiedliche Tage, Andienen an andere Veranstalter. So werden Kurt Masur und die Dresdner Philharmonie am 2. Juli bei ihrem Classic-Open-Air-Auftritt auf dem Berliner Gendarmenmarkt zehn „Rheinsberger“ Sänger aus vergangenen Jahren als „New Classic Stars in Concert“ präsentieren. Für Anfang September sind im Königsberger Dom (Kaliningrad) zwei konzertante Aufführungen der Oper „Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke“ von Siegfried Matthus geplant. Die Solisten dieses Gastspiels der Deutschen Oper Berlin (Orchester und Chor) sind ebenfalls ehemalige „Rheinsberger“. Heutige Solisten der Kammeroper werden sich gemeinsam mit Eberhard Esche im Schlosstheater um die Hommage an „Peter Hacks und die Oper“ bemühen (11. Juli). Bei problematischem Wetter werden die Freiluftveranstaltungen in die Festivalhalle im Hafendorf verlegt. Peter Buske
Peter Buske
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