Die Freude ist groß, aber sie macht auch Angst. Eine 94-prozentige Auslastung ist kaum noch zu toppen, weiß Intendant Uwe Eric Laufenberg. Doch er hat auch schon wieder neue Ideen. Diesmal betreffen sie das Kinder- und Jugendtheater. Nach dem Weggang von Philippe Besson, der sieben Jahre diese Sparte erfolgreich leitete, werden neue Ufer angesteuert. Da die Schiffbauergasse immer mehr zum Anziehungspunkt von Jugendlichen wird, müsse man auch die Reithalle A neu betrachten. „Im Prinzip wird sie am Tag nur von 10 bis 11.30 Uhr genutzt und das durch ein gelenktes Publikum. Wir müssen aber neben Schulklassen auch einen freiwilligen Zugang ermöglichen, nachmittags und abends“, sagte Laufenberg gestern vor der Presse. Deshalb werde jetzt mit dem Besson-Nachfolger Andreas Steudtner u.a. darüber nachgedacht, wie der HOT-Jugendklub vergrößert und noch präsenter im Spielplan sein könne. „Noch ist das ,Junge Theater“, so unser Arbeitstitel, nicht mit Projekten und Stücken unterlegt. Aber im Frühjahr soll es losgehen: Wir wollen uns an 5-Jährige ebenso richten wie an 25-Jährige“, so Steudtner. Eine Konkurrenz zu den benachbarten freien Trägern sieht Steudtner nicht: „Wir suchen mehr die literarischen Formen als die sozialen.“
Auf Veränderung drängt Laufenberg auch beim Theater- und Orchester-Verbund. „Wir sind zwar die Musterschüler, dennoch liebe ich diesen Verbund nicht. Es gibt eindeutig eine Schieflage. Brandenburg kann einfach seine Vertragsauflagen beim Musiktheater nicht erfüllen. Und auch dem Kleist-Forum Frankfurt sind Handschellen angelegt. Wir müssen dort 30 Mal spielen, koste es, was es wolle.“ Was in Potsdam ein Renner sei, funktioniere dort noch lange nicht. „Natürlich sieht das Kleist-Forum im Verbund auch eine Bestands-Garantie. Aber dieses Festhalten an nicht funktionierenden Strukturen ist ein Unding, nur weil man Angst hat, dass nichts Besseres kommt.“ Über den Vertrag, der sich automatisch immer wieder um ein Jahr verlängert, reden derzeit die Bürgermeister. Laufenberg hofft, dass ein Vertragswerk zustande kommt, das für alle erfüllbar sei.
Veränderungen ungewollter Art gibt es derweil im Spielplan des HOT. Ursprünglich sollte im Februar „Traum von Stein und Federn“ von Louis de Bernieres zur Uraufführung kommen. „Wir glaubten, die Rechte bereits zu haben, doch der Autor hat uns gelinkt. Er verkaufte lieber die Filmrechte an Hollywood und die Türkei.“ Stattdessen gibt es jetzt Feridun Zaimoglus „Leyla“ als Bühnenversion am HOT, inszeniert von Yüksel Yolcu. Darin geht es um eine tschetschenische Familie, die in der Osttürkei eine neue Heimat sucht, schließlich in Istanbul ihr Glück versucht und am Ende nach Deutschland kommt. „Es wird von Entwurzelungen erzählt, wie ich sie von meiner Großmutter kenne“, so Yolcu.
Auch die im April geplante Premiere von „Trenck“ im Schlosstheater wird es nicht geben. Für Gisbert Jäkel kamen Besetzung und Romanbearbeitung nicht in gutem Maße zusammen. Jetzt inszeniert er Kleists „Prinz Friedrich von Homburg“ mit Moritz Fürmann in der Titelrolle.
Heidi Jäger
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