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Kultur: „Jupiter hätte es nicht besser gemacht“

Kammerakademie Potsdam in Saison 2007/08 mit Mischung aus Vertrautem und Entdecken von Neuem

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MIt dem Slogan „Hier lebt die Musik“ geht die Kammerakademie Potsdam in die neue Saison, in die siebente ihrer Geschichte. Hier lebt die Musik: eine Entdeckung oder eine Bestätigung?

Egal, der Klangkörper lässt die Noten bei jedem Konzert aufs Schönste lebendig werden. Auch in der Spielzeit 2007/08 wollen die Musiker es nicht anders handhaben. Michael Sanderling hat in künstlerischen Leitungsfragen einen Partner bekommen, den italienischen Cembalisten und Dirigenten Andrea Marcon, der jedoch erst im kommenden Winter sein Antrittskonzert geben wird.

Lang war die Liste der Komponisten, deren Werke in der vergangenen Spielzeit zur Aufführungen kamen, nicht unbedingt gewesen: Joseph Haydn und Wolfgang Amadeus Mozart standen ganz oben. Nun sieht es schon anders aus. Sanderling und Marcon haben eine reichhaltige Saison mit so manch interessanten Facetten vorbereitet. Die Mischung aus Vertrautem und dem Entdecken von Neuem wird den fruchtbaren und anregenden gemeinsamen Arbeitsprozess zwischen den Dirigenten und den Musikern prägen.

Im Mittelpunkt des Potsdamer Orchesters steht die Beschäftigung mit der Sinfonik Ludwig van Beethovens. Ein Muss, wie Geschäftsführerin Frauke Roth gegenüber den PNN sagte. Schließlich gehöre die Musik des Klassikers zum Kernrepertoire auch eines Kammerorchesters. Beethoven wird vor allem in den Sinfoniekonzerten seinen Platz finden, Mozart wieder reichlich, aber auch Gioacchino Rossini und Dmitri Schostakowitsch. Die neue Musik stammt diesmal von Jörg Widmann und dem Finnen Aulis Sallinen.

„Unsere Konzertreihen haben sich in den vergangenen Jahren sehr erfolgreich in das Bewusstsein der Zuhörer eingegraben, so dass wir sie auch weiterhin anbieten möchten“, sagt Frauke Roth. Von den zehn Sinfoniekonzerten im Nikolaisaal wird die Kammerakademie traditionell wieder fünf bestreiten, alle anderen das Brandenburgische Staatsorchester Frankfurt an der Oder. Sanderling, Marcon und Douglas Boyd, ein Star der jungen englischen Dirigentenszene, werden die Akademie-Konzerte leiten. Auch die Solistenriege mit Wolfgang Emanuel Schmidt, Violoncello, dem Countertenor Max Emanuel Cencic, dem Klarinettisten Jörg Widmann kann sich sehen und hören lassen. Die Konzertmeisterin der Kammerakademie, Yuki Kasai, wird ein Mozart-Violinkonzert zu Gehör bringen.

Bei den Sonderkonzerten werden die Geigerin Julia Fischer & Friends erwartet. Der Violinistin Freunde sind der Cellist Daniel Müller-Schott sowie der Pianist Martin Helmchen. Die Drei können mit einer sehr bemerkenswerten internationalen Karriere aufwarten. Gemeinsam werden sie Beethovens Tripelkonzert unter dem Dirigat von Michael Sanderling musizieren. Antje Weithaas, Tabea Zimmermann, Albrecht Mayer und Emanuel Pahud, Stars in Sachen Violine, Viola, Oboe und Flöte, sind ebenfalls in der kommenden Saison dabei.

Die Mitglieder der Kammerakademie lieben es ihren Hörern auch im intimen Rahmen des Nikolaisaal-Foyers während der „Stunde der Musik“ persönlich zu begegnen. Während sie im Orchester ihre solistischen Qualitäten in den Dienst des Gesamtklanges stellen, können sie in der Kammermusik zeigen, wo ihre ganz persönlichen Vorlieben liegen Und dabei sind zahlreiche Kostbarkeiten zu entdecken, wie etwa Bernd Alois Zimmermanns köstliche Vertonung von Wilhelm Buschs „Die fromme Helene“. Die große Schauspielerin Gisela May wird für dieses Konzert als Sprecherin erwartet. Streichquintette, Nonette, Bläsermusik stehen auf dem Programm, aber auch solch eine ausgefallene Besetzung wie Cello und Akkordeon ist angesagt.

„In den beliebten Konzerten im Schlosstheater wird man sich wieder der historischen Aufführungspraxis von barocker, vorklassischer und klassischer Musik widmen“, berichtet Frauke Roth. „Da wird die vermeintliche Sicherheit der Darstellung bekannter Stücke in Frage gestellt und der Blick geschärft“. Aber dies will die Kammerakademie in all ihren Konzerten erreichen, so dass die Musik wie frisch aus der Feder des Komponisten geflossen klingt.

Speziell an die junge Generation ist die Reihe „Juniohr“ gerichtet. „Unsere Musikern engagieren sich sehr dafür. Verschiedene Programme laden auch in der neuen Saison zum Hören und Mitmachen ein“, berichtet die Geschäftsführerin. Gern wird von den Schulen das Kammerakademie-Angebot „Schüler in den Konzertsaal“ genutzt. Zu ausgewählten Konzerten kann man an den Generalproben von Konzerten teilnehmen. So waren Schüler des Gymnasiums in Michendorf von der Aufführung von Mozarts Jupiter-Sinfonie derart fasziniert, dass sie den Musikern per Post mitteilten: „Selbst Jupiter hätte es nicht besser gemacht.“

Nach anfangs nicht ganz so leichten finanziellen Aussichten für die Weiterführung der sehr erfolgreichen „Potsdamer Winteroper“, die gemeinsam mit dem Hans Otto Theater im Schlosstheater über die Bühne geht, können nun im November wieder zwei Opern gespielt werden, die Besucher aus ganz Europa anlocken: Rossinis „Die seidene Leiter“ und Mozarts „Cosi fan tutte“.

Alles Nähere – Termine, Dirigenten, Solisten, Kartenvorverkauf, Abonnements – kann man in der neuen Saisonbroschüre nachlesen, ein Heft, das mit seinen Fotografien der Kammerakademie-Musiker von Elmar Schwarze ein Bild von der Vitalität des Hausorchesters des Nikolaisaals erzählt, ein Orchester, das sich auch in anderen deutschen Musikzentren und Festivals bereits einen guten Namen gemacht hat und weiterhin machen wird.

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