Kultur: Kammerakademie gedenkt der Oderflut
Klassiker auf Landpartie vertrauen auf Bewährtes, beschreiten aber auch neue Wege
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Seit 2004 sind die Brandenburgischen Sommerkonzerte auf bestem Wege, sich als das bedeutendste Musikfest des Landes zu profilieren. Was auch Kulturministerin Johanna Wanka freut, die sich bei der Präsentation des Programms für die 17. Saison als Fan der „Klassiker auf Landpartie“ outete. Was ihr umso leichter fiel, als die Brandenburgischen Sommerkonzerte nach wie vor ohne Förderung durch die öffentliche Hand auskommen. Und so wird auch der diesjährige Etat von 625 000 Euro zu vierzig Prozent aus den Konzerteinnahmen, der Rest von Sponsoren und Förderern aufgebracht.
Erstmals werden die elf brandenburgischen Sparkassen gemeinsam mit der Ostdeutschen Sparkassenstiftung zum „Partner der Brandenburgischen Sommerkonzerte“. Da es „ein Leben außerhalb aller kreditwirtschaftlichen Aktivitäten“ gebe, so Stiftungsgeschäftsführer Friedrich-Wilhelm von Rauch, haben „Neigung und Ehrgeiz“ zu dieser Zusammenarbeit geführt. Doch die gesicherten Finanzen sind das eine. Wie Vorstandsvorsitzender Wilhelm Kirchner mitteilte, wurden den Brandenburgischen Sommerkonzerten inzwischen auch neue inhaltliche Schwerpunkte gesetzt, neue Mitstreiter gewonnen, ohne dabei auf Liebgewordenes wie bequeme Busanreise an die entlegensten Orte, abwechslungsreiches Beiprogramm (Stadtbesichtigung bis Lesung) und Kaffeetafel zu verzichten.
Was vom 9. Juni bis 8. September in 23 Konzerten an 25 Spielstätten von Wittstock über Potsdam bis Angermünde offeriert wird, hält manche Novität bereit. Mit Beistand der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz findet das erste „Joachim-Wagner-Orgelfest“ in Angermünde und Brandenburg an der Havel statt, das an den bedeutenden märkischen Orgelbauer und erinnern will.
Erstmals werden in dieser Saison alle vier Ensembles der Rundfunk Orchester und Chöre GmbH auftreten. Das Deutsche Symphonie Orchester Berlin spielt das Eröffnungskonzert mit Geiger Gidon Kremer in der Wittstocker Marienkirche, der Rias-Kammerchor führt gemeinsam mit der Akademie für Alte Musik Berlin im Kloster Chorin Bachs h-Moll-Messe auf, während das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin unter Leitung von Marek Janowski zum Abschluss der „Klassiker auf Landpartie“ im Rahmen der Jahrtausendfeier Jüterbogs in St. Nikolai auftritt. Bei der szenischen Aufführung von Rodion Schtschedrins orthodoxer Liturgie „Der versiegelte Engel“ stellt sich der Rundfunkchor Berlin im St. Pauli-Kloster zu Brandenburg an der Havel vor.
Zu ihnen gehört neben der Dorfkirche Marwitz, in der bei einem Liederabend dem 100. Geburtstag der Keramikkünstlerin Hedwig Bollhagen gedacht wird, auch die Freilichtbühne Diehloer Berge/ Eisenhüttenstadt, die mit einem Galakonzert des Deutschen Filmorchesters Babelsberg wiedereröffnet wird. Hier wie dort und andernorts werden fast alle Programme vom diesjährigen „Wasser“-Thema des Kulturlandes Brandenburg durchzogen. So nimmt sich die Kammerakademie Potsdam bei ihrem Gedenkkonzert zum Jahrestag der Oderflut am 30. Juni in Neuküstrinchen einer wenig erfreulichen Facette des lebensspendenden Elements an.
Alles im Fluss heißt’s auch bei einer musikalischen Spreekahnfahrt in Lübben, die das Konzert zum 400. Geburtstag des Kirchenlieddichters Paul Gerhardt begleitet. Zur Wasserwirtschaft Friedrich Wilhelms IV. wird man am 22. Juli in Potsdam sicherlich Wissenswertes erfahren, bevor der Windsbacher Knabenchor in St. Peter und Paul diverse Bach-Werke anstimmt. Im Schlosstheater im Neuen Palais widmet sich das Ensemble „Musica Alta Ripa“ der „Musik am preußischen Hof“. Weitere Schwerpunkte bilden die Auftritte von vier Quartettformationen in den Besetzungen für Streicher, Tuben, Blockflöten und Schlagzeuger sowie die Förderung des musikalischen Nachwuchses. Hoffen wir, dass bei den freiluftigen Angeboten wie der Opern- und Operettengala mit Feuerwerk in Stechau nichts anbrennt oder ins Wasser fällt. Peter Buske
Peter Buske
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