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Kultur: Kanadische Punkrocker im Kilt Sonntag im Archiv:

The Real McKenzies

Stand:

Schotten? Kanadier? Was sind die Real McKenzies eigentlich? Der Sound ist tief schottisch geprägt, aber davon darf man sich nicht verwirren lassen. Die Highlands haben die Jungs aus dem kanadischen Vancouver in der Provinz British Columbia im Herzen – und in ihrer Herkunft. Sänger Paul McKenzie, ein gebürtiger Schotte, der schon als Kind im Kilt herumlief, gründete Anfang der Neunziger die Band, deren Namen ihm zufolge nicht etwa von seiner Familie herrührt, sondern von der billigsten Whisky-Sorte Schottlands. Was aber nicht gerade wenig über die trinkfeste Folkpunk-Band aussagen dürfte.

Am Sonntag spielt die bunte Truppe, die sich durch ihren typischen Dudelsack-Sound einen Namen gemacht hat und normalerweise große Hallen füllt, im kleinen Kreis und wird zuverlässig dafür sorgen, dass die Wochenendhitze zum abendlichen Glühen wird – und zwar im Archiv in der Leipziger Straße. Dort spielen sie nicht das erste Mal, und wer sich an das vergangene Konzert im August 2011 erinnern kann, der weiß, dass ihm ein Bad im Schweiß mit vielen Gleichgesinnten droht. Aber selbst darauf ist das Archiv, das ja nur eine begrenzte Zahl Besucher in die heiligen Hallen dringen lassen kann, vorbereitet: Konzertbeginn ist – unüblich genug – bereits um 19 Uhr, also am späten Nachmittag. Wer zur schottischen Party dabei sein will, der sollte sich ernsthaft früh einfinden und seine Zeit nicht etwa beim dieses Wochenende ebenfalls stattfindenden „Back to Future“-Festival verschwenden, dem die Real McKenzies bereits am vergangenen Donnerstag einen Auftritt widmeten.

Dass die Mischung aus traditioneller schottischer Folklore mit treibenden Punk-Riffs so gut funktioniert, mag an einer Vision Paul McKenzies gelegen haben, die ihn vor der Gründung der Band ereilte: Er hörte zwei Langspielplatten gleichzeitig – und zwar die Sex Pistols und den schottischen Folksänger Andy Stewart. Und genauso klingen die Real McKenzies auch heute noch: Der klare, melodiöse Gesang steht in keinerlei Opposition zu den breiten Gitarren, sondern passt hervorragend dazu. Und mit dieser Mischung aus Volksweisen und Punkrock steht die Band nicht alleine da: Wer die Real McKenzies hört, wird sein Ohr wohl auch kaum von Bands wie Flogging Molly oder Dropkick Murphys lassen können. Dass traditionelle Weisen mit dieser Musik zerstört werden, weist Sänger McKenzie von sich, mehr noch: Ohne diese Aufwertung hätten sie wohl keine Überlebenschance.

Und so halten die Real McKenzies auch im kanadischen Exil die schottische Flagge hoch, wenn auch ursprünglich unfreiwillig: „Als kleiner Junge haben mich meine Eltern und Großeltern in einen Kilt gesteckt und mich zum Singen und Tanzen zu traditioneller schottischer Musik angehalten. Eine schottische Punkband ins Leben zu rufen war meine Art der Rache!“, sagte Paul McKenzie mal in einem Interview. Was für eine subtile Rache. Interessant wäre, zu erfahren, ob seine Eltern und Großeltern den Wink verstanden haben – bei dem Erfolg der Band. Oliver Dietrich

The Real McKenzies am Sonntag, 20. Juli, im Saal des Archiv, Leipziger Straße 60. Einlass ist 18 Uhr, Beginn pünktlich 19 Uhr.

Oliver Dietrich

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