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Kultur: Kann Runder Tisch Orchester noch retten?

Proteste gegen Einstellung der Landesförderung für Filmorchester Babelsberg

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Proteste gegen Einstellung der Landesförderung für Filmorchester Babelsberg Für den Erhalt des Deutschen Filmorchesters Babelsberg zeichnet sich keine Lösung ab. Wie der Pressesprecher des Kulturministeriums, Holger Drews, auf PNN-Nachfrage betonte, habe man sich drei Jahre vergeblich bemüht, weitere Partner für die Finanzierung des Klangkörpers zu finden. „Es ist schließlich das einzige Filmorchester in ganz Deutschland, deshalb sieht sich Brandenburg nicht allein in der Verantwortung. Gespräche mit dem Bund und Berlin haben aber zu keinem Ergebnis geführt.“ Für das erste Halbjahr bestehe noch eine Verpflichtungsermächtigung, danach ziehe sich das Land aus der Förderung zurück. Seit 1997 fließen kontinuierlich 750 000 Euro in das Orchester, die ab 1. Juli nun gänzlich gestrichen werden sollen. „Entsprechend der Haushaltsbeschlüsse müssen wir eine Million Euro aus der freien Projektförderung einsparen, also aus dem Topf, aus dem auch die Mittel für das Orchester gespeist werden. Um nicht eine Fülle von Projekten sterben zu lassen, entschieden wir uns zu diesem schmerzhaften strukturellen Schnitt beim Filmorchester.“ Trotz des Vorstoßes von Kulturministerin Johanna Wanka (CDU), die Zahlungen einzustellen, werde es nächste Woche einen vom Ministerium geleiteten Runden Tisch geben. „Man sollte aber die Aussichten auf einen Erfolg realistisch einschätzen“, dämpft Drews allzu große Hoffnungen. Über die Teilnehmer dieser Gesprächsrunde wollte er noch keine Auskunft geben. Der Pressesprecher des Wirtschaftsministeriums Steffen Kammradt sagte auf Anfrage, dass Minister Ulrich Junghanns die medienwirtschaftliche Bedeutung des Filmorchesters durchaus sehe. „Wir möchte helfen, beim bevorstehenden Runden Tisch eine Lösung für den Erhalt des Klangkörpers zu suchen“, betonte Kammradt. Mit Unverständnis reagierte die Nikolaisaal-Chefin, Dr. Andrea Palent, künstlerische Spartenleiterin des Konzert- und Theaterverbundes, auf das Zahlungseinstellungs-Vorhaben des Kulturministeriums. „Zwar ist das Deutsche Filmorchester nicht im Verbund verankert, aber es ist aus der Orchesterlandschaft des Landes Brandenburg und weit darüber hinaus nicht wegzudenken. Ich habe gehofft, dass das Ministerium dem Verbund und dem Nikolaisaal, von seinen Absichten unterrichtet und sich in Fachfragen beraten lässt.“ Das Filmorchester sei ein Klangkörper mit einem ganz eigenen Profil, das vor allem junge Leute in die Konzerte hole, so Andrea Palent gegenüber den PNN. „Außerdem würde die 75-jährige Geschichte der erfolgreichen Babelsberger Filmmusikproduktion zu Grabe getragen werden.“ Die Landtagsabgeordnete Klara Geywitz (SPD) hob hervor, dass das Orchester nicht nur eine Bereicherung des kulturellen Angebotes der Region darstelle, sondern auch eine direkte Wirtschaftsförderung für den Medienstandort Babelsberg und ein wichtiger Imageträger für das Land Brandenburg sei. Die CDU-Landtagsfraktion hat sich für den Erhalt des gefährdeten Filmorchesters ebenfalls ausgesprochen. Dafür müssten Parlament, alle Fraktionen und die Landesregierung schnell eine Lösung finden, verlangte der Kulturpolitische Sprecher Wieland Niekisch. Notwendig sei eine gemeinsame Strukturentscheidung.Unterdessen gibt es noch keine Entscheidung über die Rückkehr des Filmorchesters aus Berlin auf das Gelände von Studio Babelsberg. Man werde sich wie geplant während der Berlinale dazu zusammensetzen, sagte Studio-Geschäftsführer Christoph Fisser. Das Filmorchester Babelsberg mit seinen 70 Mitarbeitern bestreitet jährlich 50 bis 70 Konzerte und begleitete auch schon Rockstars wie Rammstein und Bryan Adams. Zur jetzigen Berlinale unterstützt sie musikalisch den Talent Campus und bringt in einer restaurierten Fassung Eisensteins legendären „Panzerkreuzer Potemkin“ in der Volksbühne Berlin zur Premiere.Jä./K.Bü./SCH

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