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Das ist nicht das Babelsberger Rathaus. Ronald Hänsch (Mi) mit den kubanischen Kollegen Grupo Gala Mayor in Havanna, das zweite Zuhause des Potsdamer Jazztrompeters. Die Musik morgen Abend ist original von der Insel: Latin-Jazz für eine kubanische Party.

© promo

Kultur: Karibisches im kühlen Herbst

Ronald Hänsch und die Grupo Gala Mayor aus Havanna spielen im Kulturhaus Babelsberg

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Als Erstes haben sie Mützen gekauft. Den Kubanern war kalt in Deutschland. „Manche haben das erste Mal überhaupt ihre Insel verlassen“, sagte Ronald Hänsch am gestrigen Donnerstag den PNN. Der Jazz-Trompeter aus Potsdam tritt am morgigen Samstag mit seiner kubanischen Band im Kulturhaus Babelsberg auf, eine logistische und emotionale Herausforderung für alle Beteiligten.

Erst im Juli dieses Jahres war Hänsch für fünf Wochen auf die karibische Insel gereist, sein zehnter Besuch. „Da haben wir gemeinsam geprobt und Konzerte für das Radio gegeben, wir sind gut eingespielt“, sagt der Musiker. Ende 2011 hatte der Jazz-Trompeter und Komponist aus Potsdam mit der kubanischen Band Grupo Gala Mayor um den Schlagzeuger Alejandro Mayor in Havanna ein Album aufgenommen. Unter sehr ungewohnten, eben kubanischen Arbeitsbedingungen. Temperamentvoll und entspannt gleichermaßen sei es zugegangen, und in nur fünf Tagen war die CD „La Fusión“ entstanden, eine Verschmelzung in jeder Hinsicht. Kubanische Musik und Kompositionen von einem Deutschen, manchmal kaum unterscheidbar, wurden selbst im Mutterland aller losgelassenen Rhythmen und des Hüftschwungs begeistert aufgenommen.

Nun ist der lange geplante Gegenbesuch der kompletten Band möglich geworden. Bisher hatte lediglich Alejandro Mayor einige Male Potsdam besucht. Und 2011, kurz nach Hänschs Rückkehr aus Havanna, das neue Album in der Tasche, hatte dieser noch gesagt: „Wer uns, also die Band, hören möchte, der muss nach Havanna kommen.“ Vielleicht konnte er sich damals selbst nicht vorstellen, dass eines Tages die Kollegen der Insel im nasskalten deutschen Herbst auftauchen würden.

Jetzt sind sie da. Organisiert hat das alles die Jazzinitiative Potsdam e.V., bei den Reisevorbereitungen, Visabeschaffung beispielsweise, half die kubanische Botschaft. Das Kulturhaus Babelsberg stellte die Räumlichkeiten für Proben und Auftritte kostenlos zur Verfügung, Brandenburger Staatskanzlei, Kultusministerium und Goetheinstitut sicherten die Finanzierung. „Das ist ja keine kommerzielle Unternehmung“, sagt Hänsch.

Trotzdem reichte das Geld nur für einen einwöchigen Aufenthalt der Kubaner. Zu kurz für einen echten kulturellen Austausch, findet Hänsch. „Wir brauchen Zeit zum Proben, geben zwei Konzerte und einen Workshop in der städtischen Musikschule, dann ist die Woche rum“, sagt Hänsch. Gern hätte er seinen Gästen etwas mehr von der Landeshauptstadt und Berlin gezeigt.

Seit Samstag sind die sechs Musiker in Potsdam, zum Schlafen komme er seitdem kaum noch, sagt der Gastgeber. „Wenn wir nicht Musik machen, gehen wir einkaufen, sie wollen viel nach Kuba mitnehmen, dort gibt es ja kaum was“. Für die Konzerte mussten außerdem Leihinstrumente organisiert werden. Außer sehr speziellen karibischen Perkussionsinstrumenten, die ins Handgepäck passten, habe man nicht viel mitgenommen. Die Musiker treten mit Schlagzeug und Percussion auf, Klavier und Bass. Zu den beiden kubanischen Sängerinnen kommt morgen noch eine Gastsängerin aus der Schweiz dazu, außerdem ergänzt Markus Behrsing, Solosaxophonist am Friedrichstadtpalast, temporär die Band.

Und mittendrin Ronald Hänsch an der Trompete. Der 47-Jährige gilt als einer der versiertesten Jazz-Trompeter Potsdams, er unterrichtet, leitet die Big Band der Städtischen Musikschule Potsdam, komponiert und hat schon mit den ganz Großen seines Fachs gearbeitet wie Klaus Doldinger und dem kürzlich verstorbenen Pianisten Paul Kuhn.

Die Musik am Samstag lasse sich schwer beschreiben, sagt Hänsch. „Das wird eine gute Suppe mit guten Zutaten wie Swing und Salsa, Timba, Bolero, natürlich auch durch Latin-Jazz inspiriert.“ Diese feinsten karibischen Rhythmen seien selbstverständlich tanzbar, aber was die deutschen Gäste in dem vermutlich bestuhlten Saal letztlich anfangen, das könne er nicht vorhersehen. „In Kuba würde das natürlich in eine Tanzparty ausarten, würde ich sagen“, so Hänsch.

Party ist bereits heute Abend angesagt: Dann spielen Hänsch, Alejandro Mayor und die Grupo Gala Mayor in Berlin beim „Jazz in den Ministergärten“ in der Landesvertretung Brandenburg, eine öffentliche Veranstaltung, für die es noch Karten gibt. Für das Konzert im Kulturhaus Babelsberg gibt es nur noch Restkarten an der Abendkasse.

Konzert „La Fusión“ der Babelsberger Blues & Jazzreihe am morgigen Samstag um 20 Uhr im Kulturhaus Babelsberg. Der Eintritt kostet 12 Euro

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