
© A. Klaer
Kultur: Kein Wort zu viel
Muriel Zoe hüllte das Publikum im Foyer des Nikolaisaals mit ihren dunklen Stimme sanft ein
Stand:
Verlegen zupft die Singersongwriterin Muriel Zoe an den Saiten ihrer Gitarre und blickt mit ratlosem Blick immer wieder in Richtung Technik. „Wir gehen jetzt noch einmal raus und kommen gleich wieder rein“, entschließt sie sich dann und verlässt mit ihren beiden Musikern Fontaine Burnett und Sven Kerschek die kleine Bühne des Nikolaisaalfoyers. Schuld an der kleinen Flucht sind technische Probleme und daraus resultierende stumm bleibende Mikros. Moderatorin Susanne Papawassiliu, bekannt aus dem rbb-Kulturradio, Mitveranstalter der Reihe „the voice in concert“, ist ratlos und vermutet die Ursachen der Panne lächelnd im aschewolkenausstoßenden Vulkan auf Island.
Das zahlreich erschienene Publikum nimmt es gelassen und nutzt die Chance, um sich mit dem Nachbarn zu unterhalten oder noch einmal an die Bar zu gehen. Zwanzig Minuten später hat die in Hamburg lebende Musikerin mit der mädchenhaften Ausstrahlung und der dunklen Stimme dann bereits alle in ihren Bann gezogen und sanft eingehüllt. Da sind die Anfangsschwierigkeiten schnell vergessen. Die Lieder, die sie an diesem Freitagabend, einer Perlenkette gleich, aneinander reiht, geben tiefe Einblicke in das Leben und die Seele der jungen Frau. Die kosmopolitisch aufgewachsene Musikerin, die in Deutschland und Indien groß wurde, kommt mit ihrem neuen Album „Flood“ wieder ganz zu sich selbst. Ursprünglich als neue Stimme des Jazz gefeiert, findet sie hier zu ihren musikalischen Ursprüngen zurück und begeistert mit schlichter, melancholischer Songwritereleganz.
Unterstützt wird die sich selbst auf der Gitarre begleitende Künstlerin von Sven Kerschek am Bass und Fontaine Burnett an der Lap Steel Gitarre, Gitarre und Ukulele. Eine geballte Ladung an Saiteninstrumenten also, die die teils poppigen, teils folkigen Songs untermalen und ihnen ihre oftmals verträumte, sanfte Note geben.
Später im Gespräch nach Einflüssen auf ihre Musik und die Texte gefragt, benennt sie persönliche Anlässe genauso wie den kalifornischen Teil ihrer Familie, der sicher für Songs wie „One of a million“ verantwortlich ist: diesem Song mit dem sonnigen Gemüt und den tausend Fragen, den Muriel Zoe in der Zugabe ein zweites Mal spielt. Dort in Kalifornien wäre sie übrigens fast gestrandet, hat aber schließlich doch entschieden, dass es in Norddeutschland auch ganz schön ist. Und wenn man sie so auf der Bühne erlebt, diese kühle Blonde mit dem leichten Lächeln, die, ganz wie ihre Musik, kein Wort zu viel sagt, dann kommt man zu dem Schluss, dass sie im Norden vielleicht tatsächlich eher verwurzelt ist. Andrea Schneider
Andrea Schneider
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