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Durchweg große Sinfonik. Bedeutende Komponisten der Romantik erklangen am Neuen Palais: Franz Liszt, Peter Tschaikowski und Antonin Dvorak.

© Andreas Klaer

Kultur: Keine Häppchenkost

Das Vorabend-Konzert der Schlössernacht mit der Ungarischen Nationalphilharmonie

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Empfangen wird man mit einem Glas Sekt, gesponsert von einer bekannten Sektkellerei. Rund 4000 Plastikgläser werden gereicht. Aber das ist nicht alles, womit der Besucher des Vorabendkonzerts der Schlössernacht 2011 vergangenen Freitag am Neuen Palais bedacht wurde. Die hiesige Sparkasse verschenkte Sitzkissen mit Werbeslogan für die auf der Oberfläche reichlich schäbig wirkenden Stühle, auch ein Mückenwedel gab es und zu guter Letzt ein unbrauchbares Plastik-„Opernglas“ von Antenne Brandenburg.

Der Sender schickte auch in diesem Jahr wieder eine seiner schön anzusehenden Moderatorinnen auf die Bühne, um die Gäste zu begrüßen. Wer auch immer von den Antenne-Damen beim Vorabend-Konzert bisher auftrat, man hatte das Gefühl, sie kündigen einen Abend mit Hansi Hinterseer und Freunden an. Auch in diesem Jahr. Ungeteilte Zustimmung erhielt die Moderation immerhin für die Feststellung, dass das Neue Palais an diesem Abend in ein besonders schönes Licht getaucht sei. Und ihre Bemerkung, welchen Weg man zum Klo zu nehmen habe, bekam einen Extra-Applaus.

Die Gäste des Vorabend-Konzerts mit der Ungarischen Nationalphilharmonie kamen von nah und fern. Manche Dame erschien in einem festlichen, doch zu dünnem Abendkleid, andere jedoch in einem warmen Kostüm. Die Herren wählten zwischen Smoking, einfachem Anzug oder Regenjacke. Glücklicherweise hatte man selbst für den vorgeschrittenen kühlen Abend einen Sommermantel dabei.

Nicht ganz so dicht gedrängt wie in den Jahren zuvor saßen die Musikfreunde vor dem Neuen Palais. Es kamen wieder mehr auswärtige Besucher zum Konzert als einheimische. Das Blättern in den Programmheften begann. Dass man keine Satzbezeichnungen zu den einzelnen Werken fand, hat leider Tradition.

Schön aber, dass der Veranstalter auch in diesem Jahr wieder ein Programm zusammengestellt hat, bei dem auf Häppchenkost verzichtet wurde. Durchweg große Sinfonik erklang am Neuen Palais. Bedeutende Komponisten der Romantik kamen zu Wort: Franz Liszt, Peter Tschaikowski und Antonin Dvorak. Deren Werke nahm sich die Ungarische Nationalphilharmonie unter der Leitung ihres langjährigen Chefdirigenten Zoltan Kocsis an. Für sie war der Abend sicherlich keine große Herausforderung, sondern eher alltägliche Beschäftigung. Aber die Musiker waren mit großem Engagement bei der Sache und gaben den Werken viel interpretatorischen Glanz. Wenn nur der Lautsprechersound von wirklich guter Qualität gewesen wäre, hätte man sicherlich auch von Glanz bei der Klangwiedergabe berichten können. Leider war diese aber wieder einmal zu blechern. Aber das störte offensichtlich niemanden. Man hörte jedenfalls sehr andachtsvoll zu und spendete den Budapester Musikern zum Schluss langanhaltenden Beifall.

Zum 200. Geburtstag des ungarisch-deutschen Komponisten Franz Liszt brachten die Budapester Musiker die Symponische Dichtung „Les Préludes“ mit, ein Werk, das durch seine heroisch-zündenden Eingangspassagen aber auch seine lyrischen Momenten immer wieder zum Ereignis wird. Die Ungarische Nationalphilharmonie musizierte es mit einer wunderbaren Spannung und einer reichen Palette an Dynamik und Farben.

Nicht anders bei Tschaikowskis einzigem Violinkonzert D-Dur sowie bei Dvoraks 9. Sinfonie, auch unter dem Titel „Aus der Neuen Welt“ bekannt. Für das berühmte Violinkonzert konnte der junge russische Stargeiger Vadim Repin verpflichtet werden. Wunderbar die Leichtigkeit und die stürmische Brillanz, mit der er das Konzert musizierte. Von süffigem Wohlklang ist sicherlich auch Repins Geigenton. Aber an diesem Abend kam er aus den bereits genannten Gründen leider nicht so gut zur Geltung.

Zum Abschluss dann Dvoraks populärste Sinfonie „Aus der Neuen Welt“, die „Neunte“. Dieses melodienreiche und auch temperamentvolle Opus, bei dem so manches amerikanisches Lebensgefühl mitschwingt, wurde unter der Leitung von Zoltan Kocsis sehr inspiriert gespielt. Da war ein sehr entspanntes Miteinander zu hören. Böhmisches Behagen gab es, ein tief trauriges Largo, das an den Geist eines Spirituals erinnert und die übermütige Stimmung in einer Schenke in Dvoraks Heimat. Dies alles teilte sich wunderbar mit.

Danach war ein recht pompöses Feuerwerk im Programm vorgesehen, das mit Staunen und Andacht wahrgenommen wurde. Nur dass man zur „Untermalung“ auch Sätze aus Dvoraks „Neunter“ einspielte, war gegenüber der Ungarischen Nationalphilharmonie nicht sehr freundlich. Glücklicherweise übertönte das laute Rumpeln des Feuerwerks die Musik.

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