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Kultur: Keine Schubladenmusik für die Musikschulen

Neues „Brandenburgisches Notenbuch“ entsteht

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Klagelieder zu singen ist zwar eine musikalische Betätigung. Aber die kleine Gruppe der Potsdamer Komponisten bevorzugt – um im Bilde zu bleiben – das Anstimmen von Arbeitsgesängen. Allerdings tendiert heutzutage auch das professionelle Komponieren für lokale Auftraggeber zunehmend zum Ehrenamt, da an die Stelle von Honorierung bestenfalls eine Aufwandsentschädigung tritt. Kein Komponist schreibt gern für die Schublade. Aber wer braucht heute noch neue (Kunst-) Musik?

Die nur auf den ersten Blick überraschende Antwort findet sich im Vorwort zu einem vom Landesverband der Musikschulen Brandenburg 2001 herausgegebenen „Brandenburgischen Notenbuch“. Ja – es sind die öffentlichen Musikschulen mit ihren vielfältigsten Formen des Gemeinschaftsmusizierens, die einen echten Bedarf an neuen Kompositionen vom Duo bis zum ausgewachsenen Singspiel haben.

Jeder Musiklehrer weiß um die Situation, dass es trotz der vorhandenen Notenstapel an Etüden und Vortragsstücken immer wieder Schwierigkeiten macht, unter pädagogischen Zielsetzungen in den Verlagskatalogen geeignete Literatur für bestimmte Altersstufen, Schwierigkeitsgrade oder besondere Besetzungen zu finden.

Hier eröffnen sich für die komponierenden Zeitgenossen realitätsnahe Betätigungsfelder, zumal bei erfreulich vielen Schülern die Neugier auf Neues (auch jenseits von Pop, Rap und Techno) noch nicht erloschen ist. Allerdings dürfen diese neuen Kompositionen die berechtigten Erwartungen der jungen Musikanten nicht enttäuschen. Sie müssen gut spielbar sein, gut klingen und somit nach Überwindung der technischen Schwierigkeiten beim Musizieren auch Freude machen. Dies ist zwar leicht gesagt, aber auf dem Notenpapier gerade bei leichten Stücken für Anfänger nur schwer getan.

Im Sommer 2007 wird in Spremberg der nächste Landesmusikschultag stattfinden. Und ein neues „Brandenburgisches Notenbuch“ (Nr. 2), für das der Verband auch diesmal die Herstellungskosten übernehmen wird, ist geplant und soll dort von Musikschülern auch klingend vorgestellt werden. Allzu viel Zeit verbleibt nicht mehr.

Und so machten die fünf Komponisten, die sich in der vergangenen Woche in der Städtischen Musikschule trafen, sogleich Nägel mit Köpfen und verabschiedeten – nicht zuletzt auch mit Blick auf die Ausschreibung des Wettbewerbs „Jugend musiziert“ für das Jahr 2008 – verbindliche Festlegungen hinsichtlich Besetzung, Zielgruppe, spieltechnischer Anforderungen und Zeitdauer der einzelnen Beiträge. Duos für Akkordeon und ein Melodieinstrument nach freier Wahl sollen es werden.

Die Kompositionen dürfen im Stück oder als Gesamtlänge der Sätze fünf Minuten Spieldauer nicht überschreiten und müssen für die Altersgruppen der 6- bis 12-Jährigen spielbar sein. Dieses Projekt wird aber keine ausschließliche Potsdamer Angelegenheit bleiben. Vielmehr sind alle Komponisten im Land Brandenburg eingeladen konkret mitzuhelfen, eine Repertoirelücke im Bereich der zeitgenössischen (Schul-) Musik mit interessanten Beiträgen sowohl für den Unterricht als auch für die Vorbereitung auf die Wettbewerbe „Jugend musiziert“ und für viele weitere Anlässe zum gemeinsamen Musizieren zu schließen.

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