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Kultur: Kempff für Zuhause

CD-Empfehlungen zur Wilhelm-Kempff-Ausstellung, die morgen zu Ende geht

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Manch ein Besucher mag durch die morgen zu Ende gehende Kempff-Ausstellung im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte (Kutschstall) angeregt worden sein, die eine oder andere Aufnahme des Ausnahmepianisten im eigenen CD-Regal haben zu wollen.

Doch schon auf den ersten Blick stellt sich heraus: Die Auswahl ist groß und wird beim näheren Hinhören nicht leichter. Kempff war ein äußerst produktiver Künstler, der eine wahrlich große Zahl von Aufnahmen realisiert hat. Noch können da Liebhaber der allerdings wieder populärer werdenden Langspielplatte regelrechte Schnäppchen landen, denn so manche Plattensammlung landete zum Schleuderpreis auf dem Flohmarkt. Auf der anderen Seite gibt es diverse Neuauflagen, die ebenso exzellenten Hörgenuss bereiten.

Zunächst einmal hat Universal die alten Aufnahmen der Deutschen Grammophon aufpoliert u.a. mit allen Beethovenschen Klavierkonzerten, die in der Einspielung mit den Berliner Philharmonikern unter Paul van Kempen aus den 1950er Jahren stammen („Dokumente“-Reihe). Mag sein, dass dies das Beethoven-Bild der fünfziger Jahre im Ideal zum Klingen bringt, dennoch besticht die fundierte Leichtigkeit, mit der sich Kempff souverän im satten vollen Klang der Philharmoniker bewegt.

In der Reihe „The Originals“ findet sich eine Aufnahme des 70-jährigen Pianisten mit Beethovens Pathétique, Appassionata, der Mondschein- und der Waldstein-Sonate. Welch traumwandlerisches Mondschein-Adagio ist da zuhören, welch halsbrecherisches Presto im Schlusssatz des Werkes. Wem diese Auswahl nicht reicht, der kann es komplett haben: Universal Music hat alle 32 Beethoven-Klaviersonaten erst 2008 in der 8 CDs umfassenden Gesamteinspielung aus den Jahren 1951 bis 1956 in Neuauflage herausgebracht.

„Das Klavier ist ein Orchester für sich – mein Orchester", hat Kempff einmal geäußert. Dem schließen sich insbesondere seine eigenen Klaviertranskriptionen von Werken Bachs, Glucks und Händels an. Diesen kann man in seiner Aufnahme nachhorchen (bei Galleria), der zudem Bachs Englische Suite Nr. 3 und das Capriccio BWV 992 beigefügt sind. 1992 hat seine Meisterschülerin Idil Biret für Marco Polo die Transkriptionen erneut eingespielt und, das macht die Scheibe besonders hörenswert, die Italienische Suite op. 68 und die Sonate für Klavier op. 47 aus Kempffs eigener Feder. Wer den Pianisten als Komponisten ein wenig mehr kennenlernen will, dem seien dann Rüdiger Steinfatts Einspielungen u.a. von Kempffs „Fränkischem Bilderbuch“ und seiner g-Moll-Sonate (Dontrie, 2000) sowie dem Rhapsodischen Präludium, der Lyrischen Suite und der Fantasie (VMS 2005) anempfohlen.

Kempff als Chopin-Interpreten präsentiert das Label Idis mit Rundfunkaufnahmen vom März 1958, in denen vor allem sein feiner kultivierter Anschlag zur Geltung kommt (ganz besonders in der f-Moll-Fantasie). Und last but not least „Wilhelm Kempff in Potsdam“, eine CD, bei claXL erschienen, die einen Konzertmitschnitt vom 7. Oktober 1963 im Nikolaisaal mit Bach, Schubert und Brahms enthält. Christina Siegfried

Finissage der Ausstellung morgen, 1. Februar, 16 Uhr, im Kutschstall. Klaus Büstrin liest aus Wilhelm Kempffs Erinnerungen „Unter dem Zimbelstern – Vom Werden eines Musikers“.

Christina Siegfried D

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