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Kultur: Kinderkriegen en Gros

Damien Bouvet mit „Kifélozof“ bei Unidram

Stand:

Bemühen wir zunächst die Bibel, die Schöpfungsgeschichte. Da steht doch Schwarz auf Weiß: „Und Gott der Herr baute ein Weib aus der Rippe “ Auf der Bühne des T-Werks wurde am Montagabend auch ein Kind „aus einer Rippe gezogen“. Natürlich theatergemäß und mit allerlei Tricks. Der Franzose Damien Bouvet von der Compagnie Voix Off wusste dieses Wunder während seines Gastspiels bei Unidram in seinem Solostück „Kifélozof“ (eine Art Wortspiel zu Philosoph) zu vollbringen. Man merkte Bouvet den Spaß an, die Menschwerdung mit seiner Phantasie durchzuspielen. Auch jene göttliche Szene, bei der der erste Mensch, nämlich Adam, aus Erde entsteht. Die Geburtsstation findet bei dem Franzosen in einem riesigen Blumentopf statt. Solche Geburten hat Bouvet in der Gestalt eines Babys beziehungsweise Mannskinds voller Neugierde und Naivität auf die Bühne gebracht. Oder wollte er gar den lieben Gott spielen? Der lange Bart mit den Sternen im Haar wies darauf hin. Am laufenden Band wurden am Montag neue Menschen produziert oder Köpfe einfach ausgetauscht. Die Puppensammlung des Monsieur Bovet scheint jedenfalls unendlich zu sein.

Nichts erinnert während der Performance an die liebevoll gezeichnete „Schöpfungsgeschichte“ von Jean Effel, einem Landsmann von Damien Bouvet. Gehen die Schöpfungsangelegenheiten bei dem Zeichner ganz gemütlich-gemächlich zu, so hält der Performer viel Biss und Witz parat. Mit Einfallsreichtum und Tempo bringt er die Kinder zur Welt und erfindet dafür immer wieder erstaunlich neue Techniken, einfache und komplizierte. Dazu benutzt er auch seine farbenreiche Stimme. Eine eigene Sprache hat der Komödiant für sein Stück erfunden. Man versteht zwar fast kein Wort, aber man weiß, worüber er öffentlich sinniert. Bouvet ist einfach ein Meister der Gestaltung, als Schauspieler, Pantomime, Clown, Sprachkünstler oder Zauberer. Sogar als Musiker, dessen Instrument ein Einkaufswagen ist, und als Sänger, der mit reinen Falsett-Tönen aufwartet.

Vom Kreislauf des Lebens wollte der Abend erzählen, davon auch, wie der Mensch mit seiner Phantasie sich Menschen „erfindet“. Da entsteht eine „Christus“-Figur (als religiöse Einlage?) und im Traum erscheint ihm eine wunderschöne Seiltänzerin. Hierbei gewann der Abend an mehr Poesie. Das Slapstickhafte wurde zugunsten einer etwas stillen, nachdenklichen Darstellung eingedämmt. Auch ein kleines bisschen Traurigkeit über Unvollendetes kam auf. Und dennoch fehlte hierbei ein runder Erzählbogen, geriet „Kifélozof“ ein wenig träge. Oder ging Bouvet die Puste aus? Das Publikum nicht anders und spendete freundlichen, für Unidram-Verhältnisse nur verhaltenen Beifall. Klaus Büstrin

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