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Kultur: Klangfarbe

Neue CD: Matthias Jacob auf der Woehl-Orgel

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Wer die Orgel bisher nur mit Bach oder vielleicht noch mit Mendelssohn Bartholdy assoziierte und trotzdem für die Musik des späten 19. und 20. Jahrhunderts aufgeschlossen ist, der kann mit einer CD wahre Entdeckerfreuden erleben. Der Potsdamer Kirchenmusikdirektor Matthias Jacob hat auf der Woehl-Orgel der Friedenskirche Sanssouci Werke von Max Reger und Olivier Messiaen beim Label Thorofon eingespielt.

Eine jahrelange besondere Zuneigung hegt der Kantor und Organist der Friedenskirche zu Max Reger. Schließlich gehörte der Spätromantiker zu den Komponisten, die sich intensiv mit der Orgel beschäftigten. Für dieses Instrument schrieb er einige der bedeutendsten Werke um 1900. Auf der symphonischen Woehl-Orgel ist Reger-Musik bestens aufgehoben. Eine ganz wunderbare Klangfarbenpracht lässt sich auf ihr entfalten. Auch mit Olivier Messiaen. Drei Ausschnitte aus seinen „Le corps glorieux“ (Sieben kurze Visionen des Auferstandenen) sind zu hören. Matthias Jacob schreibt im Booklet, dass mit dem französischen Komponisten das Instrument Orgel so etwas wie einen Marc Chagall der Orgelmusik bekommen habe. Und so werden neben der großen Vielfalt von Farben auch die Stimmungen des Messiaen’schen Orgelkosmos in der Interpretation erfahrbar. Zugleich aber auch Mysterium und Meditation.

Von Max Reger, dem einstigen Meininger Hofkapellmeister und Professor für Orgel und Komposition in Leipzig, spielte Matthias Jacob fünf Werke ein. Die regerypische Klangdichte und die überraschenden Wendungen mit ganz feinen Nuancen werden in der Toccata d-Moll, der Fuge D-Dur sowie der Introduktion und Passacaglia d-Moll hörbar. Höhepunkt der Aufnahme aber sind die Wiedergaben der Choralphantasien zu „Wie schön leucht‘ uns der Morgenstern“ und „Wachet auf, ruft uns die Stimme“. Beide Phantasien gehören zu den gewaltigsten Werken, die über die bekannten Kirchenlieder (Philipp Nicolai) geschrieben wurden.

Jacob betont auch hierbei Reger als Komponisten des Klangs. Die Möglichkeiten der Tonalität der Orgel und die des Spielers können bis an die Grenzen gefordert werden. Aber die Woehl-Orgel ist groß genug, ausreichend Abwechslung bei Reger zu bieten. Sie verfügt über genügend Ressourcen auch im gewaltigen Fortissimo sich noch zu steigern, ohne dass das Instrument anfängt zu „brüllen“. Matthias Jacob, das wird auch auf dieser CD hörbar, ist ein Interpret par excellence der Werke Max Regers. Klaus Büstrin

Die CD ist erhältlich in der Friedenskirche und in der Stiftungsbuchhandlung

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