Antoni Vivaldi komponierte als Impresario eines Opernunternehmens, Kapellmeister, Instrumentallehrer hauptsächlich für ein Mädchenseminar in Venedig. Zwar war er zum Priester geweiht, doch sein Amt übte er nur für kurze Zeit aus. Musik machte ihm mehr Spaß. Und so schrieb der Barockkomponist eine Vielzahl von Konzerten für die verschiedensten Instrumente. Auch für die Flöte.
Immer wieder haben sich Flötisten seit 250 Jahren mit der Musik Vivaldis intensiv beschäftigt, ihre Schönheiten zum Klingen gebracht. Nun auch die junge Französin Magali Mosnier, die bereits ein Star unter den Flötenvirtuosen ist. Am Sonntagnachmittag gastierte sie innerhalb einer Konzertreihe der Kammerakademie Potsdam im Schlosstheater im Neuen Palais. Der Flötenton von Magali Mosnier ist von raumgreifender Intensität und Wärme. Mit einer begeisternden Atemtechnik sowie einem immer blutvollen Piano weiß die Musikerin zu begeistern.
Mit Vivaldis originellem Flötenkonzert g-Moll „La notte“ (Die Nacht) begannen die Solisten und die Kammerakademie ihr Schlosskonzert. Auch diesmal war das Kammerorchester wieder ohne Dirigenten zugange. Die ebenfalls noch junge Konzertmeisterin Yuki Kasai leitete von ihrem Pult aus souverän das musikalische Geschehen. Freilich war die Kammerakademie in der historischen Musizierpraxis wieder bestens vorbereitet, so dass sich klanglich ein Wohlgefallen über allem ausbreitete. Magali Mosnier konnte sich bestens auf das Orchester verlassen. Man musizierte mit Verve und hellwacher rhythmischer, unverzärtelter Empfindung, nicht nur bei Vivaldi, sondern auch bei Bachs berühmter Orchestersuite Nr. 2 h-Moll, die ebenfalls durch ihre virtuosen Flötensoli besticht.
Die Kammerakademie war auch mit Eigenbeiträgen vertreten. So mit Vivaldis an die Kunst der Madrigalisten des 16. und 17. Jahrhunderts erinnerndes kurzes Konzert d-Moll „Madrigalesco“, bei dem die Musiker mit vibratolosem und differenziertem Spiel beeindruckten.
Beschwor der Venezianer in seinem Konzert die Nacht herauf, so verzaubert Joseph Haydn den Morgen mit seiner wunderbaren Frische in der Sinfonie Nr. 6 in D-Dur „Le Matin“. Auch in diesem Werk erweist sich der Komponist als der geistreich verspielte Klangzauberer. Yuki Kasai und ihre Kollegen haben mit einer durchartikulierten „Klangrede“ die vielfältigen Schönheiten dieser Sinfonie aus der Rokokozeit – ohne verstaubte Zöpfe der Haydn-Rezeption – zum Klingen gebracht. Auch für Orchestersolisten hält sie dankbare Aufgaben parat: für die Violine, das Cello, die Flöte, das Fagott. Der Beifall für Magali Mosnier und die Kammerakademie war überaus herzlich. Mit Recht! Klaus Büstrin
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