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Kultur: Klangzauberer aus Bonn Markus Karas in

der Erlöserkirche

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Die Spätromantiker Max Reger und César Franck waren Monumentalisten mit Gespür für Nuancen, Epiker mit Sinn fürs Detail. Die beiden Komponisten stellte der Organist des Bonner Münsters Markus Karas in den Mittelpunkt seines Konzerts innerhalb des Internationalen Orgelsommers in der Erlöserkirche. Auf der neobarocken Schuke-Orgel zeigte sich Karas dabei als ein wunderbarer Klangzauberer, der den Werken farblichen Reichtum und organische klangliche Steigerungen zu entringen wusste.

Der Choral Nr. 3 a-Moll entstand im Todesjahr César Francks im Jahre 1890. Der Komponist war von 1858 bis zu seinem Tode Titularorganist an der Kirche Sainte-Clotilde in Paris und schrieb Orgelmusik von imponierender Erhabenheit. Der Bonner Kirchenmusiker spielte den Choral a-Moll auf die musikalische Wirkung hin, weniger auf das strukturelle Moment. Das führte in dem reich „instrumentiertem“ Werk mit dem oboenartigen Gesang über Streicherklänge bis zu den großen orchestralen Schüben zu einer frappierenden Eindringlichkeit: majestätisch der Ausdruck, kraftvoll einerseits, mit zartesten Farben gemalt andererseits. Der Choralstimme bahnte Karas inmitten polyphoner Stimmfluten eher ideell denn faktisch den Weg zum Hörer.

In Max Regers Sonate Nr. 2 d-Moll op.60 beschrieb Karas ebenfalls einen großen Spannungsbogen von nie nachlassender Intensität. Er formte alle Satzteile zu wunderbaren Klangbildern mit weichen, ja samtenen Farben in den lyrischen Teilen und funkelnden Tönen im vollen Tutti der Stimmen. Aber der Organist achtete dabei darauf, dass keine übertriebene Agogik sich breit machte. Er beutete die Klangfarben der Schuke-Orgel voll und ganz aus. Mit seiner Interpretation der Orgelmusik von Max Reger und César Franck ließ Markus Karas die Konzerthörer an einem emotionalen Erlebnis teilhaben.

Da hatte es in diesem Programm das Praeludium e-Moll des norddeutschen Barock-Orgelmeisters Nikolaus Bruhns schwer, Nachhaltigkeit zu erzielen. Reger und Franck überdeckten weitgehend die musikalische Wirkung. Das für die Erlöserkirchen-Orgel bestens präparierte Bruhns-Werk galt in dem von rhythmisch und artikularischer Klarheit sowie detail-aufdeckendem Spiel des Künstlers vom Rhein eher als eine schöne Einstimmung in das Konzert.

Der Organist brachte auch Eigenes nach Potsdam mit. Schon als Fünfzehnjähriger hat der 1961 Geborene komponiert. Mit nicht nachlassender Begeisterung. Lieder, und Chor- und Kammermusik und natürlich Orgelwerke gehören zum weit gespannten Oeuvre des aus Frankfurt am Main Gebürtigen. Zunächst spielte Markus Karas in der Erlöserkirche seine 1983 komponierten drei Vorspiele über den Choral „Auf meinen lieben Gott trau ich in Angst und Not“. Er schrieb sie ganz in Bach‘scher Manier, als seine eigene Auseinandersetzung mit dem Werk des Orgelkomponisten aller Orgelkomponisten. Es war in dem Konzert ansonsten kein Bach zu hören, doch war er mit den Karas-Choralvorspielen stets anwesend. Da manifestierte er wunderbare barocke Spielfreude in der Partitur sowie in der Interpretation. Und noch ein eigenes Stück hatte der Kirchenmusiker parat, den Choral und acht Variationen über den Hymnus „Jesu dulcis memoria“, ebenfalls mit 22 Jahren geschrieben. Es ist ein facettenreiches Werk mit spätromantischen Elementen, das durch seine feine Lyrik und den stark rhythmischen Bewegungen sehr für sich einnahm. Klaus Büstrin

Nächstes Konzert am Mittwoch, dem 11. Juli, 19.30 Uhr, mit Matthias Jacob in der Friedenskirche Sanssouci

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