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Von Klaus Büstrin: Klingendes Gotteslob

Uraufführungen von Maximilian Kreuz und Gisbert Näther in der Friedenskirche Sanssouci

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Kräftiger Lobpreis von Anfang bis zum Ende, mit Gloria, Sanctus und das Te Deum. Da gab es selten Platz für Besinnliches. Nur zum Schluss des Te Deums vernahm man eine verhaltene Bitte um Gnadenzusage. Diese Teile aus einer lateinischen Messe brachte der Vocalkreis Potsdam unter der Leitung von Matthias Jacob in der 3. Sommermusik der Friedenskirche Sanssouci zu Gehör. Klingendes Gotteslob also in 75 Minuten.

Felix Mendelssohn Bartholdys klangprächtiges und selten zu hörendes Te Deum gestaltete sich zum Höhepunkt. Der Komponist war erst 17 Jahre alt, als er 1826 sein Werk für achtstimmigen gemischten Chor, Soli und Continuo fertig stellte. Musikalisch atmet das Werk barocke Polyphonie, durchsetzt von in die Romantik weisenden harmonischen Wendungen. Matthias Jacob leitete das imposante Werk mit den vielen romantischen Farben wie stets souverän, ohne dass der barocknahe Historismus vernachlässigt wurde. Der Vocalkreis vertiefte sich in das Werk mit Inbrunst und ausgeprägtem Klangsinn. Die Sängerinnen und Sänger mussten dabei auch hin und wieder ihre Stimmen im Handumdrehen von „Hundert auf Null“ bringen. Das strengte die arg geforderten Chorsolisten oftmals hörbar an. In der Continuogruppe waren Uwe Müller, Violoncello, Mirjam Wittulski, Kontrabass, und Matthias Suschke, die ihren Part sensibel musizierten.

Der Vocalkreis Potsdam und Matthias Jacob sind bekannt für ihren Einsatz für die zeitgenössische Chorliteratur. Die 3. Sommermusik hielt wieder Uraufführungen parat. Der 54-jährige Wiener Maximilian Kreuz, der sich vor allem mit Orchester- und Kammermusik beschäftigt und zu den international meist gespielten Komponisten Österreichs zählt, steuerte die Vertonung des Gloria und des Sanctus bei. In seinem Bemühen, fassliche Musik zu schreiben, gestaltet er im Bereich einer erweiterten Tonalität seine musikalischen Ideen mit technischen Mitteln verschiedener historischer Provenienz wie einstimmiger sakraler Musik aus dem Mittelalter, barocker Polyphonie und klassisch-romantischer Durchführung. Somit vernahm man im Gloria und besonders im Sanctus Musik mit Kontrasten und Dichte, die nie am Hörer vorbei komponiert war, ihn in das Gotteslob einbezieht.

Neben dem Chor hat Maximilian Kreuz die Orgel eingesetzt. Sie kommentiert den Messtext und gibt ihm manch neue Impulse. Der Vocalkreis hat sich den Werken des Österreichers mit großem Engagement angenommen und sang es unter Leitung von Matthais Jacob stimmschön, dem liturgischen Text angemessen prachtvoll. Die Woehl-Orgel spielte Matthias Suschke. Auch er wusste seinen subtilen Part mit vielen Klangfacetten zu spielen. Der Komponist und die Mitwirkenden wurden von den Zuhörern herzlich gefeiert.

Auch von dem Potsdamer Komponisten Gisbert Näther gab es in der Friedenskirche eine Uraufführung: die Partita für Trompete und Orgel op. 134. Auch hierbei überwiegt die plastische, überschaubare Gestaltung und prägnante thematische Erfindung. Das Musikantische und Natürliche stehen auch in der Partita im Vordergrund, die man auch wegen ihrer festlicher Atmosphäre gern hört. Der Trompeter Nikita Istomin weiß das freundliche Werk, später auch die herbe Intrada des Österreichers Kurt Anton Hueber, tonschön und einfühlsam zu musizieren. An der Orgel hatte er in Matthias Suschke einen Partner, der half, beide Werke lebendig umzusetzen.

Die Sommermusik erbrachte den besten Beweis, dass neue Musik wahrlich nicht anstrengend sein muss.

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