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Kultur: Klo auf der Bühne

Kulturschock als Ziel: Knorkator spielen morgen und Freitag im Lindenpark

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Knorkator scheinen sich selbst zu wundern, wie viele Tickets sie für ihre Konzerte verkaufen können. „Zusatzkonzert. Zusatzkonzert? Zusatzkonzert!“, heißt es auf ihrer Homepage. Die Berliner Truppe, die sich selbst als „meiste Band der Welt“ bezeichnet, muss diese Woche zwei Mal in Potsdam spielen. Weil das Konzert am Freitag schon längst ausverkauft ist, geben Knorkator morgen noch einen Zusatzgig.

Doch woher so viel Begeisterung für eine Band, die sich als Daseins-Sinn zum Ziel gesetzt hat, „Scheiße gesellschaftsfähig“ zu machen? Der öffentliche „Ruhm“ von Knorkator begann vor sechs Jahren, als sie bei der nationalen Vorentscheidung zum Grand Prix d“Eurovision während eines bizarren Auftritts ihr Keyboard mit einer Axt zertrümmerten. „Wer ließ diese Irren ins Fernsehen?“, fragte die Bild-Zeitung in obligatorischem Entsetzen am Tag danach.

Seitdem sind Knorkator-Konzerte gut besuchte Happenings des zweifelhaften Geschmacks. Die lautstarke Musik klingt nach recht einfach gestricktem Metal samt Abba-Feeling und Mitsing-Refrains, die Songs hören auf Namen wie „Böse“, „Der ultimative Mann“ oder „Ich hasse Musik“.

Dazu lassen sich Knorkator vor Tourneen jedes Mal neue Absurditäten für ihre Shows einfallen. Ein Kulturschock muss es etwa für die französischen Nachbarn gewesen sein, als der live nur spärlich bekleidetete Frontmann Stumpen im vergangenen Sommer bei einem Festival auf die Bühne stieg, um seine Entweihung des bürgerlichen Kulturbegriffs zu praktizieren – kurz vor Schluss schleppte der halbseitig vollständig tätowierte Sänger eine Kloschüssel auf die Bühne, stellt sich auf sie und sang dort weiter.

Ähnliche Momente fängt die erst jüngst erschienene Live-DVD „Zu Alt“ auf. Dort sind zum Beispiel Bilder zu sehen, wie Knorkator Dutzende Gurken und ganze Kartoffelsäcke durch eine Häxel-Maschine jagen und das Gemüse ins überraschte Publikum schießen. Ein subtiler Hinweis darauf, auch zu den beiden Konzerten im Lindenpark vielleicht nicht gerade im Abendkleid oder mit weißem Hemd zu erscheinen. Henri Kramer

Knorkator, morgen und Freitag, Einlass 20 Uhr, Lindenpark.

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