Kultur: Knickfalten in der „Schlacht“
Monumentalgemälde von Adalbert von Kossak wird im Auftrag von e.dis restauriert
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Monumentalgemälde von Adalbert von Kossak wird im Auftrag von e.dis restauriert Von Klaus Büstrin In Leuthen, Kunersdorf oder Zorndorf spielten sich gewichtige Schlachten während des Siebenjährigen Krieges ab. In beiden mussten tausende Menschen für König und Vaterland ihr Leben lassen: Deutsche, Österreicher oder Russen. Friedrich der Große war ein Meister in der Beherrschung der Kriegskunst, doch gab es auch Augenblicke, wo seine militärischen Entscheidungen nicht aufgingen. So in der Schlacht bei Zorndorf am 25. August 1758, wo er taktische Fehler machte. Weit mehr als 50 Prozent seiner besten Truppen verlor er, der Rest floh. Friedrich versuchte sie aufzuhalten, aber es gelang ihm nicht. Nur der General von Seydlitz hielt eigenmächtig seine 35 Schwadronen zurück und rettete Preußen vor der Niederlage. Dem Einsatzbefehl des Königs soll der General geantwortet haben. „Sagen Sie dem Könige, nach der Schlacht stehe ihm mein Kopf zu Befehl. In der Schlacht aber möge er mir noch erlauben, dass ich davon für seinen Dienst guten Gebrauch mache.“ Der Historienmaler Adalbert von Kossak hat um 1900 die Szene mit den Reitern des Generals festgehalten Ein sehr bewegtes und künstlerisch gediegenes Bild, das der zu seiner Zeit hoch geschätzte Künstler malte. Auftraggeber für das 2.70 Meter hohe und sechs Meter breite Gemälde war Kaiser Wilhelm II., der solcherart Erinnerungsbilder sehr schätzte. Er schenkte es dem Garde du Corps Regiment, das in Zorndorf unter Seydlitz kämpfte. Das Garde du Corps war Vorläufer des berühmten Infanterieregiments 9, aus dem auch viele Widerstandskämpfer gegen Hitler hervorgingen. Seit gestern befindet sich das Monumentalgemälde wieder an dem Ort, der es einst beherbergte , im ehemaligen Kasino des IR 9. Heute befindet sich darin der Energiedienstleister e.dis, der durch Sanierung und Restaurierung den barocken Gebäuden wieder einen wunderbaren Glanz verlieh. Doch das Bild, das zur Sammlung des Potsdam- Museums gehört, hat in den vergangenen Jahrzehnten stark gelitten. Nun will e.dis es konservieren und restaurieren lassen. Dr. Rainer Peter, Vorstandsvorsitzender des Energiebetriebes, sagte gestern in Anwesenheit von Oberbürgermeister Jann Jakobs, dass das Gemälde von Adalbert von Kossak an positive preußische Tradition erinnere. Es mache deutlich, dass Preußen nicht nur ein Staat war, in dem der Kadavergehorsam regierte,sondern dass eigenes Handeln und Denken gefragt waren. Als Dauerleihgabe der Stadt soll das Bild am alten Ort zu sehen sein. Zunächst werden aber Potsdamer Diplom-Restauratoren es unter ihre Fittiche nehmen: Regina Klug, Grit Jehmlich und Oliver Wenske. Drei Monate lang haben sie bisher am Bild Konservierungsarbeiten durchgeführt, nun werden noch rund zwei Jahre ins Land gehen, ehe die ästhetische Wiederherstellung beendet ist. 1923 kam die „Schlacht bei Zorndorf“ in das Garnisonmuseum Potsdam, das sich im Marstall am Lustgarten befand. 1945 plünderte man die Sammlungen, zerstörte vieles oder bewahrte es unprofessionell auf. Das Kossak-Gemälde rollte man zusammen, so dass es mit fünfzehn vertikalen Knickfalten bedacht wurde. In den neunziger Jahren hat man es bei Umlagerungen der Sammlungen wieder entdeckt. Das Potsdam–Museum stellte es erstmals während seiner Ausstellung „Sammeln und Bewahren“ im Jahre 1996 vor, dann in „Königliche Visionen“ im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte. Hier hing es neben Kossaks Bild von 1899, das von Wilhelms II. Besuch bei Kossak berichtet. In Begleitung Adolph von Menzels begutachtete er den Fortgang seines Auftragswerkes.
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