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Kultur: „Konfetti ist nicht unsere Sache“
Subway to Sally bitten zum Jahresabschlusskonzert – Gespräch mit Gitarrist Michael „Bodenski“ Boden
Stand:
Seit zehn Jahren spielen Subway to Sally immer am 30. Dezember ein Konzert in Potsdam. Diese Tradition wird auch Jahresabschlusskonzert genannt. Klingt das nicht mehr nach Buchhaltung, denn nach Rockband?
Das würde ich so nicht sehen. Denn für uns ist das vor allem eine Herzensangelegenheit. Wir haben mal beschlossen: Nie wieder Silvester zu spielen. Da schmeißen die Leute mit Luftschlangen und Konfetti und das ist nicht unsere Sache. Deswegen ist der 30. Dezember immer unser vorgezogener Jahresabschlussball. Und den feiern wir in Potsdam.
Warum ausgerechnet in Potsdam? Eine Band wie Subway to Sally hätte da doch ganz andere Möglichkeiten.
Weil wir uns ganz klar als Potsdamer Band sehen. Es gibt ja nicht so viele sehr berühmte Bands in der Stadt und darum sind wir ganz klar Lokalpatrioten. Gerade der Bundesvision Song Contest hat dann auch gezeigt, wie hoch das Herz des Brandenburgers schlagen kann. Natürlich wäre es einfacher nach Berlin abzuwandern und sich als Berliner Band feiern zu lassen. Das klingt weltläufiger. Aber Potsdam hat auch seine Reize.
Stichwort Bundesvision Song Contest. Was hat sich für die Band Subway to Sally durch den Sieg im vergangenen Jahr alles verändert?
Direkt erst einmal gar nicht so viel. Viele denken ja, wenn man einmal so im Fernsehen war, kann man sich gleich einen Ferrari vor die Haustür stellen und wird dann ganz schnell zum Plattenmillionär.
Aber ganz ohne Wirkung wird der Sieg beim Bundesvision Song Contest nicht gewesen sein. Das aktuelle Album „Kreuzfeuer“ schaffte es in die TopTen der Albumcharts, in diesem Jahr haben Subway to Sally eine Tour durch China mit Konzerten vor bis zu 15000 Zuschauern gemacht.
Ja, auf breiter Ebene, vor allem auch in der Presse, hat die Band landesweit eine größere Akzeptanz gefunden. Und das obwohl wir eine Nischenband sind. Das muss man mal ganz klar sagen. Wir sind nicht Pop, nicht stromlinienförmig, haben unseren eigenen Kopf. Trotzdem haben wir auch außerhalb der – ich nenne sie jetzt mal so – schwarzen Szene ein Publikum gefunden haben. Das merken wir ganz deutlich bei unseren Konzerten. Denn nichts ist schlimmer für eine Band, wenn sie nur ihr Stammpublikum hat, mit dem sie alt wird.
Nischenband? Das klingt jetzt aber sehr nach Understatement.
Na ja, wir haben jetzt nicht mehr die Zeit, wo in der Schulklasse die eine Hälfte auf die Beatles und die andere auf die Rolling Stones gestanden hat. Das ist alles vielschichtiger und da ist es sogar von Vorteil und sehr wichtig, wenn man sich spezialisiert und sich dessen auch bewusst ist. Das man besonders ist, Eigenarten hat und gar nicht erst versucht allen zu gefallen. Das haben wir immer konsequent getan. Und deshalb ist es auch nicht abwertend zu sagen: Wir sind eine Nischenband.
Dieses Selbstbewusstsein zeigt sich auch in der Wahl des Ortes für den diesjährigen Subway to Sally-Abschlussball. Die Band spielt nicht wie früher im Lindenpark, sondern zusammen mit Letzte Instanz, Zeraphine und Omega Lithium in der Metropolis Halle, wo 3000 Besucher Platz haben können.
Wir haben lange überlegt, wie wir das ausrichten und ob wir da einfach nur einen Teller bunter Knete anbieten. Wir sind auch sehr gut befreundet mit Potsdamer Bands. Aber was würde es uns bringen, die Clogs oder Toni Kruse einzuladen? Wir wollen ja unsere Musikrichtung vorstellen und abfeiern. Darum haben wir beschlossen, wir bleiben in unserem Topf und präsentieren befreundete Bands. Das ist die Idee hinter diesem Festival. Und wenn das gut funktioniert und den Leuten Spaß macht, werden wir uns natürlich fragen, ob daraus nicht eine Fortsetzung, eine neue Tradition entstehen kann.
Ein dafür entscheidender Faktor wird sein, ob das als „EisHeilige Nacht“ betitelte Festival auch die entsprechende Zahl an Zuschauern findet. Wie sieht es da aus?
Ich habe mir kurz vor dem Gespräch die aktuellen Vorverkaufszahlen geben lassen und ich kann sagen, dass wir am Mittwochabend mit 3000 Mann in der Halle stehen werden.
Sie klingen erleichtert?
Ja, denn als wir vor einem halben Jahr das Projekt gestartet haben, hatten wir uns das nicht in unseren kühnsten Träumen ausmalen können. In der Hinsicht sind unsere Erwartungen mehr als übertroffen.
Ist nicht zu befürchten, dass bei einem Konzert in dieser Größenordnung gerade das Familiäre verloren geht, das die Konzerte im Lindenpark ausgezeichnet hat?
Wir sind ja nicht unerfahren was Konzerte in dieser Größenordnung betrifft. Vielen Brandenburger sehen uns oft nur als die Band aus Potsdam, die immer am Abend vor Silvester spielt. Aber wir verkaufen auch 2000 Karten in Hamburg oder 2500 in Bochum. Wir werden morgen Abend also nicht die Hose voll haben. Wir werden an Show, Licht und Pyrotechnik aufbieten, was wir uns leisten können. Und ich bin mir sicher, dass unser Sänger Eric es schaffen wird, die 3000 Leute zu einer Masse zusammenzuschweißen.
Das Gespräch führte Dirk Becker
Die „EisHeilige Nacht“ morgen, ab 19 Uhr, in der Metropolis Halle im Filmpark Babelsberg. Im PNN-Shop im Karstadt Stadtpalais, Brandenburger Str. 49-52, gibt es als Last-minute-Angebot zwei Tickets zum Preis von einem. Preis 29 Euro inklusive VVK-Gebühr
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