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Kultur: Königs Größe

Internationale Konferenz zum Friedrich-Jubiläum

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Im Vorzimmer zu seiner Königswohnung im Neuen Palais ließ Friedrich II. ein Gemälde aufhängen, das den Großmut Alexander des Großen nach der bei Issus 333 v. Ch. gewonnenen Schlacht darstellt. Der Eroberer tastet Mutter, Gemahlin und Töchter seines geschlagenen Gegners Darius nicht an.

In der Ausstellung zum 200. Todestag Friedrichs im Jahr 1986 spielte das von dem Italiener Pompeo Batoni 1775 geschaffene Gemälde schon einmal eine Rolle – als Symbol von Fürstentugenden, denen der preußische König nacheifern wollte. Auf der Internationalen Konferenz „Friedrich und die historische Größe“, am Wochenende von der Schlösserstiftung (SPSG) im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte veranstaltet, diente das Bild nun Franziska Windt als Beispiel für die künstlerische Inszenierung von Größe durch Friedrich selbst.

Dagegen könnte man einiges einwenden: So, dass der König bis 1763 keine Bilder von sich zuließ; dass in seinen Schlössern und den preußischen Amtsstuben keine Porträts von ihm hingen; dass er auf einem Deckengemälde für das Neue Palais seinen Namenszug übermalen ließ; dass er keinerlei Aufträge für die anekdotischen Zeichnungen gab, mit denen der Kupferstecher Daniel Chodowiecki den Markt überschwemmte.

Wie die Stiftungskustodin der Sammlung italienischer und französischer Gemälde legten die meisten der überwiegend jüngeren Historiker aus England, Frankreich, der Schweiz, den Niederlanden und Deutschland in ihren Beiträgen einen Schwerpunkt auf Friedrichs angebliche Selbstinszenierung seiner Größe. Dafür gab schon die Einleitung von Jürgen Luh, SPSG, einen Takt vor. In seinen Briefen an Voltaire habe der König mit gespielter Bescheidenheit den Franzosen regelrecht genötigt, mit Schmeicheleien bis hin zu „großer Fürst“, „großer Mann“ u.ä. zu antworten. Katrin Kohl, Oxford, sprach zum Thema „publizistische Inszenierung“. In seiner „Geschichte meiner Zeit“ habe sich der König als Augenzeuge und Macher der Ereignisse der Nachwelt präsentiert und damit eine beachtliche Leistung als „PR-Manager“ abgeliefert.

Zu wenig wurde auf der Konferenz hinterfragt, ob Friedrich den Beinamen „der Große“ nicht eher seinen Leistungen verdankt. In Holger Noltzes rhetorisch brillanten Ausführungen zur „Geistesgröße“ kam der König mit keinem Wort vor. So wurde man sich erst in der Diskussion einig, dass sie bei ihm nicht in herausragenden Leistungen als Dichter oder Musiker bestand, sondern in der Vielseitigkeit seiner Persönlichkeit, seiner exzellenten humanistischen Bildung und seinem Weitblick.

Während Marian Füssel aus Göttingen ein solides Bild des Herrschers als Feldherr lieferte, kamen dessen Friedensleistungen als Politiker, bei der Vergrößerung und Entwicklung seines Landes, in der Architektur u. a. kaum zur Sprache. Jürgen Kloosterhuis, Direktor des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz, fühlte sich zu einem interessanten Einwurf veranlasst: Als Friedrich nach der Heimkehr aus dem zweiten Schlesischen Krieg 1745 in Berlin erstmals als „der Große“ umjubelt wurde, seien damit nicht die gewonnenen Schlachten, sondern der für Preußen günstige Friedensschluss gewürdigt worden.

Die Konferenz ging auch auf das Bild Friedrichs in der Geschichte ein, auf die Versuche, seine Größe für politische Interessen zu instrumentalisieren. Kein Thema war der Umgang des DDR-Regimes mit dem König, wobei es durchaus spannende Facetten gab. E.Hoh

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