Als vor wenigen Jahren die Mezz osopranistin Regina Jakobi erstmals in Potsdam in Bachs Weihnachtsoratorium in der Erlöserkirche sang, war man beeindruckt von der Ausdruckskraft ihrer Stimme, für die Schlichtheit und Formstrenge charakteristisch sind. Ihr Vortrag der Arien ist beseelt und gefühlstief, ohne dass er sich in ein dramatisches Vibrato verströmt – immer wahrt ihr Gesang eine klare Linie. Dazu kommen deutliche Textbehandlung und Verständlichkeit des Wortes. So ist es nicht verwunderlich, dass Ud Joffe sich immer wieder der solistischen Mitwirkung von Regina Jakobi versichert.
Bei der Vocalise 2006 wird die Berliner Mezzosopranistin in keinem chorsinfonischen Werk auftreten, sondern Joffe hat ihr die schöne Möglichkeit gegeben, ihre Gesangskunst in einem Solo-Recital einzubringen. Und so wird Regina Jakobi ein hoch interessantes Programm darbieten, das sich in das Vocalise-Motto „Könige, Kaiser und Propheten“ einordnet. Berühmte Königstöchter aus der griechischen Mythologie und der Geschichte spielen in dem Liederabend eine Rolle. Komponisten haben sich immer wieder der Eurydice und der Ariadne zugewandt, aber auch der schottischen Königin Maria Stuart. Es sind tragische Geschichten, die auf uns gekommen sind, die immer noch zu berühren vermögen.
In dem Konzert in der Friedenskirche wird Regina Jakobi selten zu Hörendes, doch sehr Kostbares gemeinsam mit dem Pianisten Philipp Mayers interpretieren. Zunächst erklingt der Monolog aus Schillers Drama „Maria Stuart“, den der Freund des Dramatikers, Johann Rudolf Zumsteeg, vertonte. Robert Schumann wandte sich ebenfalls der Stuart zu. Die Königin versuchte sich immer wieder in der Dichtkunst. Fünf Lieder wird die Mezzosopranistin zu Gehör bringen. Der Eurydike, die in der Unterwelt auf ihre Erlösung durch ihren Mann, dem Sänger Orpheus, wartet, hat der Pianist und Komponist Philipp Mayers eine musikalische Szene (Text: Stefan Pycia) gewidmet, die von starker atmosphärischer Dichte lebt. Szenischen Charakter trägt auch Joseph Haydns Piece von der verlassenen Ariadne auf Naxos. Natürlich werden für die Mayers- und Haydn-Kompositionen keine theatralen Mittel aufgewandt. Regina Jakobi wird nur mit ihrer Stimme die Seelenlagen der Figuren dem Zuhörer nahe bringen. Doch auf der Theaterbühne steht die Mezzosopranistin gern. Neben ihrer Arbeit als Konzertsängerin (solistisch und als Mitglied des Rias-Kammerchores) ist die gebürtige Mannheimerin, die Schülerin u. a. von René Jacobs in Basel war, hin und wieder auch in der Oper zu erleben, beispielsweise unlängst an der Staatsoper Unter den Linden und der Berliner Kammeroper. Der Schwerpunkt liegt aber derzeit im Konzertgesang. Und so können sich die Potsdamer freuen, dass Ud Joffe sie zum Musizieren einlädt, demnächst wird sie die innig komponierten Arien des Bachschen Weihnachtsoratoriums in der Erlöserkirche wieder singen. Klaus Büstrin
16. 11., 19.30 Uhr, Friedenskirche
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