Kultur: Konsequente Absage der Uraufführung Roland Schäfer zur HOT- Absage des „Stechlin“
In diesen Tagen wäre die Rezension zu der angekündigten Produktion des Hans Otto Theaters „Der Stechlin“ nach dem Roman von Theodor Fontane auch in dieser Zeitung erschienen. Aber sie wird nicht geschrieben, denn das Theater hat die Premiere abgesagt.
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In diesen Tagen wäre die Rezension zu der angekündigten Produktion des Hans Otto Theaters „Der Stechlin“ nach dem Roman von Theodor Fontane auch in dieser Zeitung erschienen. Aber sie wird nicht geschrieben, denn das Theater hat die Premiere abgesagt. Eine Woche vor dem Termin. Die Produktion wird überhaupt nicht in den Spielplan aufgenommen (PNN berichteten am 13. September). Roland Schäfer, der Autor der Fontane-Dramatisierung und Regisseur der Fassung war erst am Montag zu erreichen. Zorn, Bitterkeit und Traurigkeit bemächtigten sich seiner. Er musste eine gute Woche die Potsdamer und Berliner Region verlassen, um ein wenig Erholung zu suchen.
„Ein gutes Jahr Arbeit wurde in kürzester Zeit weggewischt, die Dramatisierung sowie die Inszenierungsarbeit“, sagt Roland Schäfer. Nachdem Intendant Uwe Eric Laufenberg von Schäfers Salzburger Inszenierung des Stücks „Die Exzesse“ von Arnolt Bronnen begeistert war, hat er ihn nach Potsdam eingeladen. In Weiterführung der Fontane-Dramatisierungen „Frau Jenny Treibel“ und „Effi Briest“ sollte Schäfer den Altersroman „Der Stechlin“ in eine Theaterfassung bringen und dabei selbst Regie führen. „ Es war nicht sehr einfach, einen Zugang zur Bearbeitung zu finden. Aber dann entdeckte ich, dass der Roman ein gefundenes Fressen für die Bühne ist. Als ich es dem Hans Otto Theater vorlegte, lobte das Leitungs-Team die Fassung mit den Worten ,Respekt“ und ,Glückwunsch“. Sie gehe offensiv die ,Detail- und Nebensachenverliebtheit“ des Romans an.“ Es gab aber auch berechtigte Befürchtungen, dass das Stück zu lang sei. „Dagegen arbeitete ich mit Kürzungen und konzeptionell mit filmschnittartigen Überblendungen und Übergängen. Wir haben die reine Spielzeit der einzelnen Szenen gestoppt und sind auf eine reine Spielzeit von zwei Stunden und 50 Minuten gekommen. Also von vier bis fünf Stunden, wie Intendant Laufenberg mutmaßte, konnte keine Rede sein. Auch Verzetteln gibt es bei mir nicht. Ich hatte mich keineswegs ,im Gestrüpp der Details des Romans verloren“, wie Laufenberg behauptet, Ich wusste zu jeder Sekunde, wo ich bin, was ich will und wie es zu tun ist. Ich habe die Fontanische Qualität des ,Vielfältigen“ erkannt und als Herausforderung gewollt“, sagt Roland Schäfer. „Am 3. September besuchte der Referent des Intendanten eine Probe. Er sprach davon, dass die Theaterfassung die Modernität und Frische der Themen wunderbar transportiere. Und zwei Tage später erhielt ich einen Brief von der Leitung, dass sie hundertprozentig hinter meiner Arbeit stehe.“
Schäfer spürte natürlich auch, dass nicht alle Schauspieler von seiner Arbeit überzeugt waren. Manche hatten Vorbehalte, andere eine abwartende Haltung. wieder andere waren begeistert. Von ihnen habe er auch Solidaritätsbriefe erhalten. „Am 10. September hat Laufenberg dann eine Probe gesehen. Bei dieser sogenannten ,Hauptprobe 0“ geht es üblicherweise drunter und drüber. An diesem Tag war es nicht anders. Ursprünglich sollte diese Probe zwei Tage später stattfinden. Bis dahin hätten wir noch die technischen Übergänge trainiert. Nach einer guten Stunde meinte der Intendant: ,Ich sehe nichts. Wie wollt ihr das bis zur Premiere schaffen?“ Dann schlug der Referent des Intendanten vor, das Stück abzusetzen. Uwe Eric Laufenberg stimmte zu.“
Roland Schäfer bat, den Premierentermin vom 19. auf den 26. September zu verschieben. Denn der war ganz am Anfang der Gespräche vorgesehen. Aber aus Dispositionsgründen hätte er nicht eingehalten werden können. „Nicht acht Wochen, wie behauptet, hatten wir geprobt, sondern nur fünf Wochen und zwei Tage. Vorproben mit Schauspielern waren zwar in Aussicht gestellt, aber kaum durchführbar. Das Hans Otto Theater hat sich – nach eigener Aussage – mit diesem Projekt überfordert. So war es schließlich konsequent, die Uraufführung aus dem Spielplan zu nehmen“, meint der Autor und Regisseur. Klaus Büstrin
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