Kultur: Kopfkino
„KAPmodern“-Konzert im Nikolaisaal
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Beim Konzert in der Reihe „KAPmodern“ am heutigen Donnerstag widmen sich die Musiker der Kammerakademie Potsdam unter dem Titel „Kopfkino“ im Foyer des Nikolaisaals den Bildern, die beim Hören von Musik im Kopf entstehen können oder sollen. Auch ohne dass wirklich ein Film zu sehen ist, klingt Musik oft wie Filmmusik oder regt in den Hörern visuelle Vorstellungen an. Das Kino arbeitet mit Schnitten, Überblendungen, Montage und erzeugt über das sichtbare Bild hinaus, die Vorstellungskraft der Zuschauer mobilisierend, die große Illusion.
Der Musik dieses Konzertes von den Komponisten Hannes Seidl, Morton Feldman, John Adams, Mauricio Kagel und John Zorn liegen ganz ähnliche Ideen zugrunde: Teils ist es Filmmusik, die wie Filmmusik funktioniert, teilweise sind die dazugehörigen Filme verschollen, teilweise ist es Musik, die nur vorgibt, Filmmusik zu sein und darauf abzielt, den Film im Kopf des Hörers ablaufen zu lassen. Mauricio Kagels „MM 51“ spielt humorvoll mit dem Genre des Gangsterfilms. „Ludwig van“ seziert berühmte Stellen aus dem Beethovenschen Gesamtwerk und setzt sie zu einer Collage zusammen: ein Parforceritt durch „alle Neune“ und in Potsdam ein Beitrag zum Festival „Alles Beethoven!“ im Februar im Nikolaisaal, wenn die Kammerakademie an vier Tagen alle neun Sinfonien von Beethoven spielt. Die Filme zu Morton Feldmans Filmmusik sind verschollen, geblieben ist eine wundervolle Musik, John Zorn erzählt eine abgedrehte, wilde Story und bei Hannes Seidl spielt der „Walkman“ den Soundtrack zum Leben: „Die individuellste Art, Musik zu verwenden, um das Sehen zu beeinträchtigen.“
Die Musiker Bettina Lange, Tobias Lampelzammer und Friedemann Werzlau haben 2007 die Reihe „KAPmodern“ ins Leben gerufen, um in den Foyerkonzerten vor allem Werke zeitgenössischer Komponisten vorzustellen. In der vergangenen Spielzeit erforschten die Musiker in insgesamt drei „KAPmodern“-Konzerten die Schnittmengen aus Moderner Musik und Moderner Physik. PNN
„Kopfkino“ mit Musikern der Kammerakademie Potsdam am heutigen Donnerstag, 20.15 Uhr, im Nikolaisaal in der Wilhelm-Staab-Straße 10/11. Der Eintritt kostet 15 Euro
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