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Der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Volker Beck, kritisiert ein Bild mit dem Holocaust-Opfer Anne Frank und einem Palästinensertuch. (Archivbild)

© Annette Riedl/dpa

Update

Kritik an Ausstellung in Potsdam: Volker Beck stellt Anzeige wegen Anne-Frank-Bild in Museum

Ein Bild von Anne Frank mit Palästinenser-Tuch sorgt im Potsdamer Museum für heftigen Streit. Auch der Freundeskreis Yad Vashem übt Kritik.

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Der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Volker Beck, wirft den Machern der umstrittenen Ausstellung im Potsdamer Museum Fluxus+ Holocaust-Verharmlosung vor und hat Strafanzeige erstattet. Ein Anne-Frank-Bild mit Kufiya – einem Palästinensertuch – löste Kritik aus und Forderungen, das Bild abzuhängen. 

Der Freundeskreis Yad Vashem sieht darin eine Instrumentalisierung Anne Franks. „Anne Frank mit einem Palästinensertuch zu zeigen, stellt eine eindeutige Holocaust-Verzerrung dar und ist nichts anderes als zynische Geschichtsverfälschung“, teilte der Vorsitzende des Vereins, Kai Diekmann, mit. Anne Frank starb 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen.

Beck: Leiden der Holocaust-Opfer werden banalisiert

Beck sagte der Deutschen Presse-Agentur, das Kunstwerk ignoriere die Verfolgungsbedingungen im Holocaust, verhöhne durch Banalisierung das Leiden der Opfer und greife so ihre Würde und ihr Angedenken an. Er habe Strafanzeige gegen die Ausstellungsmacher gestellt.

Das Bild mit Anne Frank mache aus dem Holocaust-Opfer eine Palästinenserin im nationalen Befreiungskampf oder eine propalästinensische Aktivistin und verleugne damit Verfolgungsgrund und Verfolgungsbedingungen in der Shoah, kritisierte Beck. Die Bildaussage lege die Aussage nahe: „Wie Anne Frank von den Nazis so werden die Palästinenser von den Israelis behandelt und der Gaza-Krieg ist ein Holocaust“. 

Nach Ansicht von Beck können das Kunstwerk selbst und der Künstler für sich das Grundrecht der Kunstfreiheit in Anspruch nehmen. „Ausstellungsmacher und Kuratoren sind nicht als Künstler tätig. Sie haben die Verantwortung, Angriffe auf den Achtungs- und Geltungsanspruch von Jüdinnen und Juden zu neutralisieren.“

Die Jüdin Anne Frank lebte während des Zweiten Weltkriegs in einem Versteck und schrieb ihr weltberühmtes Tagebuch. „Anne Frank steht symbolisch für das Schicksal von Millionen ermordeter jüdischer Kinder, die Opfer des nationalsozialistischen Vernichtungswillens wurden“, heißt es in einer Mitteilung des Freundeskreises Yad Vashem. „Der Holocaust und seine Opfer sind keine Schablonen für politische Auseinandersetzungen“, teilte Diekmann mit.

Kritik von Jüdischer Gemeinde und Botschaft

In der Potsdamer Ausstellung „Comune - Das Paradox der Ähnlichkeit im Nahostkonflikt“ des italienischen Künstlers Costantino Ciervo ist ein Bild von ihr zu sehen mit dem Palästinensertuch Kufiya um die Schultern und schreibend auf einem Tablet. Die Botschaft Israels in Deutschland bezeichnete das Bild als „Delegitimierung Israels und Relativierung des Holocausts“. 

Die Jüdische Gemeinde in Potsdam und der Beauftragte gegen Antisemitismus in Brandenburg, Andreas Büttner, hatten bereits vor Wochen gefordert, das Bild abzuhängen. Das Museum lehnt das weiterhin ab und weist den Vorwurf des Antisemitismus zurück. 

Künstler reagiert mit Kommentar in Ausstellung auf Kritik

Der Künstler Ciervo reagiert auf die Kritik mit einem Kommentar, der neben dem Bild zu lesen ist. Dort heißt es unter anderem: Das Andenken an Anne Frank als Zeugin des Holocausts „steht nicht nur für die Erinnerung an die Shoah, sondern wird zum universellen Symbol der Verurteilung von Gewalt“. Durch die Verbindung von historischer Erinnerung und aktueller Realität wird das Gemälde „zu einem Appell für Frieden, Gerechtigkeit und Menschlichkeit (...)“. (dpa/mit cmü)

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