Kultur: Kulturfeste: Lob von ganz oben
„Saure Wochen, frohe Feste“, heißt es in Goethes „Schatzgräber“. Und frohe Feste will man im Land Brandenburg mit den zahlreichen Konzerten, Theateraufführungen oder Lesungen feiern.
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„Saure Wochen, frohe Feste“, heißt es in Goethes „Schatzgräber“. Und frohe Feste will man im Land Brandenburg mit den zahlreichen Konzerten, Theateraufführungen oder Lesungen feiern. Die Zahl von Veranstaltern nimmt immer mehr zu – süße Wochen für den Verein „Kulturfeste im Land Brandenburg“ Am Bassin 3. Er koordiniert zwischen Lenzen und Frankfurt, Prenzlau und Mühlberg, ganz im Süden an der Elbe zu finden, die kulturelle Vielfalt im Flächenland Brandenburg. Eine nützliche Sache, denn Übersicht tut immer gut.
Am Freitag rief man im Alten Rathaus zur Jahrespressekonferenz. Der alte Theatersaal reichte gerade so aus, um Journalisten und einige Veranstalter zu fassen. Johanna Wanka ließ sich zwar entschuldigen, gab der 156 Seiten starken Broschüre, um die es ja geht, aber das Vorwort, ihr Ministerium ist eine der Stützen für die Arbeit dieses Vereins. Der gut aufgemachte Druck listet von Altfriedland bis nach Zinna sämtliche ihm gemeldeten „Kulturaktivitäten“ des Jahres 2008 auf, vom Konzert bis zum Brotbacken, von der Ausstellung bis zum Fachvortrag, und das in Schloss, Kirche, Herrenhaus oder Kate, deren hierzulande ja reichlich sind. Er kann postalisch oder über das Büro des Vereins, (der sich auch ein wenig als Dachverband der 65 Anbieter versteht) bezogen werden. Redaktionsschluss war allerdings am 1. Februar, so dass man sich im konkreten Fall noch einmal informieren sollte.
Anstelle seiner Ministerin schätzte Hajo Cornel die Arbeit der Mannschaft um Christoph Wichtmann und Steffen Mühle als „beeindruckenden Ausdruck von Breite und Vielfalt“ ein. Würde es diesen Verein nicht geben, so scherzte er mit Voltaire, müsste man ihn erfinden, und verwies dezent auf den „Sekundärnutzen“: Anderthalb Millionen Übernachtungen im Land gingen „eindeutig“ auf diese Kulturfeste zurück, was er sowohl Förderern als auch dem „bürgerschaftlichen Engagement“ aller Beteiligten hoch anrechnet – Lob von ganz oben tut immer gut.
Natürlich konnte man nicht jedes Fest in dieser einen Stunde erwähnen. Soweit es Potsdam mit seinen Musikfestspielen, Hofkonzerten, Bach- und Tanz-Tagen, mit Orgelsommer und Unidram betrifft, ist man ja bereits informiert, sie alle sind schon länger dabei. Zu den „Neuen“ gehören nicht nur der „Musiksommer“ Liebenberg, „transVOCALE und „UNITHEA“ aus Frankfurt/Oder, sondern auch das Kulturforum Schwielowsee, welches Johanna Wanka in ihrem Vorwort vergaß. Lothar Knappe trug die Jahresofferte vor, PNN berichteten bereits.
Beim Erarbeiten der Broschur, so Geschäftsführer Christoph Wichtmann, habe man zwar „keine Strategie“ verfolgt, aber trotzdem „gewisse Linien“ entdeckt, etwa zum Jahresthema „Provinz und Metropole“ von Kulturland Brandenburg. Viele italienische (Musikfestspiele) und osteuropäische Angebote (Unidram, Cottbuser Filmfest) lägen ganz in seiner Nähe. Rückblickend sei die Zahl der Veranstaltungen etwa konstant geblieben, während sich die Besucherzahl im vergangenen Jahr um zehn Prozent (285 000) erhöhte.
Nun will man die 300 000 überschreiten, wozu die hunderttausend gedruckten Broschüren genauso beitragen sollen wie diese kleine Anregung: Der vielen Anlässe müde, feierten findige „Schatzsucher“ voriges Jahr auch schon mal den 301. Geburtstag von Johann Pachelbel mit frohem Feste – „vorauseilend“, wie man hörte. Ganz hoch zu loben: nicht einer war deswegen sauer. Gerold Paul
Gerold Paul
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