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Kultur: Kunst aus dem Automaten

Potsdamer Künstler und Autoren sind dabei

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Für den Teltower Mathias Hoffmann hat der wöchentliche Kinobesuch in Potsdam eine neue Facette bekommen: Vor dem Ticketkauf steckt er zwei Euro in einen bunt bemalten Zigarettenautomaten in der Nähe der Kinokassen. Per Knopfdruck fällt ein Päckchen in der Größe einer Zigarettenschachtel heraus. Es enthält ein kleines Bild mit Bergen – ein Kunstwerk in Miniaturformat.

Über 30 solcher Kunstautomaten gibt es bereits in Deutschland. Sie stehen in Berlin, Erfurt und Eberswalde und bald auch in Dresden, Leipzig, Greifswald und Halle. „Fast jeden Monat kommen zwei neue dazu“, sagt Lars Kaiser von der Agentur Kunsttick.com. in Potsdam. Vor drei Jahren entwickelte er die Idee aus einer hypothetischen Frage heraus: „Ist es möglich, rund um die Uhr Kunst zu konsumieren, ohne sich an Öffnungszeiten halten zu müssen?“ Bis zur Gründung der Kunstagentur 2003 betrieb Kaiser zwei Galerien in Berlin. „Eine davon war ständig geöffnet und Vorreiter der Automaten-Idee“, sagt der Kunstagent.

Aus ganz Deutschland beliefern ihn bislang rund 100 Künstler mit Bildern, Plastiken, Drucken, Objekten aus Glas oder Stoffen sowie Zeichnungen. Dazu gehören regional bekannte wie der Potsdamer Maler und Grafiker Christian Heinze, der kleine Prägedrucke seiner Landschaftsbilder für die Kunstautomaten aufbereitet oder der Potsdamer Maler Olaf Thiede, der durch seine Pastellbilder von märkischen Landschaften bekannt ist. „Unsere Automaten zeigen jedoch durch frühe Comicstrips von Thiede eine andere Seite des Künstlers“, sagt Kaiser. Ab April soll es auch Literatur aus dem Automaten geben.

Von den Schriftstellern des Berlin-Brandenburgischen Literaturkollegium e.V. kann man dann Texte, Geschichten und handgeschriebene Gedichte ziehen. Etwa 6000 Kunstwerke sind seit Anfang 2007 vertrieben worden. Die Einnahmen, die zur Hälfte an die Künstler gehen, helfen vor allem den noch Unbekannten. „Für viele ist es eine kleine Extraeinnahme zur Deckung der Lebenshaltungskosten“, sagt Kaiser. Der Rest von den zwei Euro ist für den Kauf, die Unterhaltung und Aufstellung der Automaten nötig.

Um Neugier auf Kunst und den Spaß im Umgang damit geht es Lars Kaiser mit dem Projekt in erster Linie. „Damit sollen nicht Künstler an Käufer vermittelt werden, sondern die Chance geschaffen werden, Kunst außerhalb des üblichen Kunstbetriebs an ungewöhnlichen Orten für sich zu entdecken.“Beatrice George

Beatrice George

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